Ein Feuer Auf Der Tiefe
reden wie in Rudelsprache.«
»Wie dem auch sei.« Die Stimme des Verräters klang gleichmütig, aber seine Glieder liefen weiter nervös auf und ab. »Die Königin muss begreifen, dass wir hier Gleichstand haben. Gewiss werde ich Johanna töten, wenn ich nicht ordentlich behandelt werde. Doch selbst dann könnte es sich Holzschnitzerin nicht leisten, mich zu verletzen. Ist dir klar, welche Falle Stahl am Margrum-Steig aufgestellt hat? Ich bin der Einzige, der weiß, wie man sie vermeiden kann.«
»Große Sache. Ich hatte ohnehin nie vor, den Margrum-Steig hinaufzugehen.«
»Ja, aber du zählst nicht, Pilger. Du bist eine zusammengeflickte Promenadenmischung. Holzschnitzerin wird verstehen, wie gefährlich diese Situation ist. Stahls Streitkräfte sind all das, was ich geleugnet habe, und ich habe ihnen jedes Geheimnis geschickt, das ich von meinen eigenen Untersuchungen am Datio aufschreiben konnte.«
»Mein Bruder lebt, Pilger«, sagte Johanna.
»Oh… Du bist eine Art Rekordhalter für Verrat, nicht wahr, Feilonius? Alles, was du uns gesagt hast, war Lüge, während Stahl die ganze Wahrheit über uns erfahren hat. Du denkst, das bedeutet, dass wir dich nicht zu töten wagen?«
Gelächter, und Feilonius hörte auf, hin und her zu gehen. Er sieht, wie er die Dinge wieder in den Griff bekommt. »Mehr als das, ihr braucht meine Kooperation mit allen Gliedern. Gut, ich habe die Anzahl feindlicher Agenten in Holzschnitzerins Truppen übertrieben, aber ein paar habe ich wirklich – und vielleicht hat Stahl andere eingeschleust, von denen ich nichts weiß. Wenn ihr mich jemals festnehmt, werden die Flenser-Armeen davon erfahren. Vieles von dem, was ich weiß, wird nutzlos sein – und ihr werdet euch einem unverzüglichen, überwältigenden Angriff ausgesetzt sehen. Du verstehst? Die Königin braucht mich.«
»Und woher sollen wir wissen, dass das nicht wieder Lügen sind?«
»Das ist ein Problem, nicht wahr? Nur zu vergleichen mit dem, wie meine Sicherheit gewährleistet werden kann, wenn ich erst einmal den Feldzug gerettet habe. Das geht zweifellos über deinen Mischlingsverstand. Holzschnitzerin und ich müssen miteinander sprechen, wechselseitig sicher und ungesehen. Bring ihr diese Botschaft. Sie kann die Hintern dieses Verräters nicht kriegen, aber wenn sie zur Zusammenarbeit bereit ist, kann sie ihre eigenen retten!«
Draußen war Stille, unterstrichen vom Quietschen von Tieren in den nahen Bäumen. Schließlich lachte Pilger überraschend auf. »Mischlingsverstand, hm? Gut, in einem Punkt hast du mich erwischt, Feilonius. Ich bin überall auf der Welt herumgekommen, und meine Erinnerungen reichen ein halbes Jahrtausend zurück – aber von allen Schurken und Verrätern und Genies bist du der Gipfel an blanker Unverschämtheit!«
Feilonius stieß einen Akkord in der Klauensprache aus, unübersetzbar, aber ein Zeichen behaglichen Vergnügens. »Es ist mir eine Ehre.«
»Also gut, ich werde deine Argumente der Königin überbringen. Ich hoffe, dass ihr beide schlau genug seid, um euch zu einigen… Noch etwas: Die Königin verlangt, dass Johanna mit mir kommt.«
»Die Königin verlangt? Das klingt mir eher nach deinen Mischlingsgefühlen.«
»Kann sein. Aber es wird beweisen, dass du es ernst meinst mit deinem Vertrauen. Betrachte es als meinen Preis für Zusammenarbeit.«
Feilonius wandte sämtliche Köpfe Johanna zu und überlegte schweigend. Dann spähte er ein letztes Mal durch alle Fenster hinaus. »Also gut, du kannst sie haben.« Zwei sprangen zur Eingangsluke der Hütte hinab, während ein weiteres Paar sie dorthin zog. Seine Stimme war sanft und nahe an ihrem Ohr. »Der verdammte Pilger. Lebendig wirst du mir Scherereien mit der Königin bereiten.« Sein Messer fuhr durch ihr Gesichtsfeld. »Stell dich mir bei ihr nicht entgegen. Ich werde diese Angelegenheit überleben und immer noch mächtig sein.«
Er hob die Tür hoch, und Tageslicht strömte ihr blendend übers Gesicht. Sie blinzelte; da waren ein Büschel Zweige und die Wand der Hütte. Feilonius schob und zog ihre Trage auf den Waldboden und kollerte gleichzeitig seinen Wachen zu, sie sollten auf ihren Posten bleiben. Er und Wanderer plauderten höflich miteinander und vereinbarten, wann der Pilger wiederkommen würde.
Einer nach dem anderen trottete Feilonius zurück durch die Luke in die Hütte. Pilger kam näher und packte die Griffe vorn an der Trage. Einer von seinen Welpen langte aus der Jackentasche, um an ihrem Gesicht zu
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