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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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so nahe, doch diese zwanzigtausend Meter konnten so schwer zu überwinden sein, wie die bisher zurückgelegten zwanzigtausend Lichtjahre.
    Sie schwebten auf dem Agrav direkt über dem ›Schiffsberg‹. Die Multispektralapparatur der ADR funktionierte nicht besonders gut, aber wo der Rauch nicht die Sicht verdeckte, konnte die Schiffsoptik die Nadeln an den Bäumen unter ihnen zählen. Ravna sah die Truppen von ›Holzschnitzerin‹ über die Hänge südlich der Burg verteilt. Andere Truppen und anscheinend auch Geschütze waren in den Wäldern verborgen, die den Fjord weiter südlich säumten. Wenn sie ein bisschen mehr Zeit hätten, könnten sie auch diese ausmachen. Zeit war genau das, was ihnen fehlte.
    Zeit und Vertrauen.
    »Achtundvierzig Stunden, Pham. Dann wird die Flotte hier sein, rings um uns.« Vielleicht, vielleicht konnten die Gottsplitter ein Wunder vollbringen; sie würden das nie erfahren, wenn sie hier oben versauerten. Ein Versuch: »Du musst jemandem vertrauen, Pham.«
    Pham starrte sie an, und einen Moment lang fürchtete sie, er könnte völlig zerfallen. »Du würdest dich diesem Stahl ausliefern? Mittelalterliche Schurken sind genauso schlau wie nur irgendwer, den du im Jenseits gesehen hast, Rav. Sie könnten den Schmetterlingen noch was beibringen. Ein Pfeil in den Kopf bringt dich genauso sicher um wie eine Antimateriebombe.«
    Noch mehr gefälschte Erinnerungen? Aber in einem hatte Pham Recht: Sie dachte an das soeben beendete Gespräch. Das zweite Rudel – Stahl – war ein bisschen zu hartnäckig gewesen. Er war gut zu Jefri gewesen, doch er war sichtlich zu allem entschlossen. Und sie glaubte ihm, wenn er sagte, ein Überflug in großer Höhe würde die Holzschnitzer nicht verscheuchen. Sie mussten mit Waffen in Bodennähe gehen. Und im Moment war Phams Strahlenkanone so ziemlich alles, was sie an Waffen besaßen. »Also gut! Tu, worüber du mit Stahl gesprochen hast. Flieg mit dem Landeboot hinter Holzschnitzerins Linien und bestreich sie mit dem Laser.«
    »Verdammt, du weißt, dass ich das Ding nicht fliegen kann. Das Landeboot ähnelt nichts von allem, was wir beide kennen, und ohne Automatik…«
    Leise: »Ohne Automatik brauchst du Blaustiel, Pham.« In Phams Gesicht stand Entsetzen. Sie berührte ihn. Für einen langen Augenblick schwieg er, anscheinend ohne es zu bemerken.
    »Tja.« Seine Stimme klang flach und erstickt. Dann: »Blaustiel! Komm rauf.«
     
    Das Landeboot der ADR bot dem Skrodfahrer und Pham Nuwen mehr als genug Platz. Das Gefährt war speziell für die Benutzung durch Skrodfahrer gebaut worden. Hätte die höhere Automatik funktioniert, wäre es für Pham – sogar für ein Kind – ein leichtes gewesen, damit zu fliegen. Nun konnte es keinen stabilen Flug gewährleisten, und die ›Handsteuerung‹ gab sogar Blaustiel eine Menge zu tun. Verdammte Automatik. Verdammte Optimierung. Den größten Teil seines Lebens hatte Pham im Langsam verbracht. In all diesen Jahrzehnten hatte er Raumfahrzeuge und Waffen bedient, die das Feudalreich unter ihnen in eine Schicht Schlacke verwandeln konnten. Jetzt jedoch, im Besitz einer Ausrüstung, die ungleich mächtiger hätte sein sollen, konnte er nicht einmal ein verdammtes Landeboot fliegen.
    An der anderen Seite der Kabine befand sich Blaustiel am Platz des Piloten. Seine Wedel streckten sich über ein Gewebe von Halterungen und Steuerelementen. Er hatte die gesamte Bildschirmautomatik abgeschaltet; nur das Hauptfenster zeigte eine Direktansicht von der Kamera des Bootes. Die ADR schwebte ein paar hundert Meter vor ihnen, nach oben und außer Sicht, während ihr Boot zur Seite und nach unten glitt.
    Blaustiels zapplige Nervosität – sein verdächtiger Eifer, wie es Pham vorgekommen war – war verschwunden, sobald er mit der Bootsführung beschäftigt war. Seine Voderstimme wurde lakonisch und geistesabwesend, und die Ränder seiner Wedel huschten über die Steuerelemente, eine Übung, zu der Pham niemals imstande gewesen wäre, und hätte er auch sein Leben lang mit der Apparatur zu tun gehabt. »Danke, Herr Pham… Ich werde beweisen, dass Sie mir trauen können…« Die Bootsnase senkte sich abrupt, und sie starrten beinahe geradezu auf die Küstenlinie zwanzig Kilometer unter ihnen. Eine halbe Minute lang waren sie im freien Fall, während die Wedel des Skrodfahrer über ihre Halterungen tanzten. Ein Bravourstück? Nein: »Verzeihung, Verzeihung.« Beschleunigung, und Pham wurde von einer Schwere, die zwischen einem

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