Ein Feuer Auf Der Tiefe
durch den dahintreibenden Rauch bergauf. Verdammt. Pilger war immer so ein sorgloser Spaßvogel. Nach seinen eigenen Worten hatte er sich in all den Jahren immer wieder umbringen lassen. Und nun wollte er sie nicht einmal hinaus zu Scrupilos Kanonen lassen. Sie schritten beide über eine Terrasse am Berghang. Das Feuer hatte das Unterholz hier vor Stunden durchlaufen, und der würzige Geruch von Moosasche lag schwer in der Luft. Und mit diesem Geruch kam die grelle Erinnerung an den Schrecken vor einem Jahr, am selben Ort…
Vertrauenswürdige Wachrudel schritten zu beiden Seiten in zwanzig Meter Entfernung neben ihnen. Dieses Gebiet war vermutlich frei von Partisanen, und von den Flenseristen war seit Stunden kein Artilleriefeuer ausgegangen. Doch Wanderer weigerte sich entschieden, sie noch näher heranzulassen.
Es ist ganz anders als voriges Jahr. Damals war alles sonniger blauer Himmel und saubere Luft gewesen – und der Mord an ihren Eltern. Jetzt waren sie und Pilger zurückgekehrt, und der blaue Himmel war graugelb und der moosbedeckte Hang schwarz. Und jetzt kämpften die Rudel rings um sie zusammen mit ihr. Und jetzt gab es eine Chance…
»Lass mich näher, verdammt! Holzschnitzerin wird den Rosa Olifanten haben, egal, was mit mir geschieht.«
Wanderer schüttelte sich, eine Verneinung der Klauenwesen. Einer von seinen Welpen langte aus einer Jackentasche nach ihrem Ärmel. »Noch eine kleine Weile«, sagte Pilger zum zehnten Mal. »Warte auf Holzschnitzerins Boten. Dann können wir…«
»Ich will da oben sein! Ich bin die Einzige, die das Schiff kennt!« Jefri, Jefri. Wenn Feilonius nur Recht gehabt hat…
Sie fuhr gerade herum, um Narbenhintern einen Klaps zu geben, als es geschah. Eine Hitzewelle brannte auf ihrem Rücken, und der Rauch leuchtete hell auf. Wieder. Wieder. Und dann der Aufprall schnellen Donners, der über den Himmel schritt.
Pilger bebte an ihrer Seite. »Das ist kein Geschützfeuer!«, rief er. »Zwei von mir sind fast geblendet. Weiter!« Er umringte sie und warf sie fast um, als er sie hangabwärts zog und schob.
Einen Moment lang ging Johanna mit, eher betäubt als willig. Irgendwie hatten sie ihre Eskorte verloren.
Von oben am Berg her klangen keine Schlachtrufe mehr. Der scharfe Donner hatte alles verstummen lassen. Wo der Rauch dünner wurde, konnte sie eine von Scrupilos Kanonen sehen, deren Lauf aus einem Tümpel geschmolzenen Stahls ragte. Der Kanonier war in Stücke gerissen worden. Kein Geschützfeuer. Johanna riss sich aus Pilgers Griff los. Kein Geschützfeuer.
»Raumler! Pilger, das muss ein Raketentriebwerk sein.«
Wanderer ergriff sie wieder und lief weiter hinab. »Kein Raketentriebwerk! Das habe ich gehört. Das hier ist leiser – und jemand zielt damit.«
Es war ein langes Stottern einzelner Feuerstöße gewesen. Wie viele von Holzschnitzerins Leuten waren soeben umgekommen? »Sie müssen glauben, dass wir das Schiff angreifen. Wenn wir nichts unternehmen, werden sie uns restlos auslöschen.«
Seine Kiefer lockerten ihren Griff an ihren Ärmeln und Hosenbeinen. »Was können wir tun? Wenn wir hierbleiben, werden wir bloß getötet.«
Johanna starrte zum Himmel. Keine Spur von Fliegern, doch da war so viel Rauch. Die Sonne war eine blasse blutige Kugel. Wenn die Retter nur wüssten, dass sie ihre Freunde umbrachten. Wenn sie nur sehen könnten… Sie stemmte die Füße in den Boden. »Wenn ich an eine Stelle kommen kann, wo sie mich sehen… Lass mich los, Pilger! Ich gehe den Berg hinauf, aus dem Rauch heraus.«
Er war stehen geblieben, hielt sie aber fest im Griff. Vier erwachsene Gesichter und zwei von Welpen schauten zu ihr auf, und Ratlosigkeit stand in jedem Blick. »Bitte, Pilger. Es geht nicht anders.« Rudel kamen den Hang herab gewankt, manche blutend, andere als Fragmente.
Seine furchterfüllten Augen starrten sie noch einen Moment lang an. Dann ließ er sie los und berührte ihre Hand mit einer Nase. »Ich glaube, dieser Berg wird immer mein Tod sein. Zuerst Schreiber, jetzt du – ihr seid alle verrückt.« Pilgers altes Lächeln huschte über seine Glieder. »Gut. Versuchen wir’s!« Die beiden ohne Welpen gingen den Hang hinan und suchten nach dem sichersten Weg.
Johanna und seine übrigen folgten. Sie gingen über eine gewundene Terrasse. Die Dürre des Sommers hatte das kalte Bodenwasser austrocknen lassen, an das sie sich von der Landung her erinnerte, und das geschwärzte Moos lag fest unter ihr. Es hätte leicht sein müssen,
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