Ein Feuer Auf Der Tiefe
Wieder seine Stimme, traurig, aber klar, von dem Welpenrudel rings um ihn.
Johanna Olsndot war herbeigekommen und stand dicht hinter ihnen. Erst vierzehn ist sie? Ravna streckte ihr eine Hand entgegen. »Nach allem, was ich höre, bist du allein schon ein Rettungstrupp.«
Holzschnitzerins Stimme drang von ihrem Wagen herüber: »Johanna war das in der Tat. Sie hat unsere Welt verändert.«
Ravna wies die Treppe hinan, in den Schein der Innenbeleuchtung. »Pham ist da oben?«
Das Mädchen wollte nicken, doch das Welpenrudel kam ihr zuvor. »Ja. Er und der Pilger sind da oben.« Die Welpen entwirrten sich und begannen die Stufen hinanzusteigen, wobei der letzte Ravna mitzog. Sie folgte ihnen, Jefri an ihrer Seite.
»Wer ist eigentlich dieses Rudel?«, fragte sie Jefri unvermittelt und zeigte auf die Welpen.
Der Junge blieb überrascht stehen. »Amdi natürlich.«
»Verzeihung«, sagten die Welpen mit Jefris Stimme. »Ich habe so oft mit dir gesprochen, ich vergesse, dass du nicht weißt…« Es folgte ein Chor von Tönen und Akkorden, der in einem menschlichen Kichern endete. Sie blickte auf die wippenden Köpfe hinab und war sich sicher, dass der kleine Teufel seine falschen Darstellungen durchaus einschätzen konnte. Mit einem Mal löste sich ein Rätsel. »Sehr angenehm«, sagte sie, gleichzeitig wütend und bezaubert. »Jetzt…«
»Richtig, jetzt gibt es viel Wichtigeres.« Das Rudel sprang weiter die Stufen hinauf. ›Amdi‹ schien zwischen schüchterner Traurigkeit und manischer Aktivität hin und her zu schwanken. »Ich weiß nicht, was ihr vorhabt. Sie haben uns hinausgeworfen, sobald wir ihnen alles gezeigt hatten.«
Ravna folgte dem Rudel, Jefri dicht hinter ihr. Es klang nicht so, als ob irgendetwas geschähe. Das Innere der Kuppel war wie ein Grabgewölbe, es hallte von den Worten der wenigen Rudel wider, die es bewachten. Hier aber, auf halbem Wege die Treppe hinauf, klangen selbst diese Töne gedämpft, und nichts drang oben durch die Luke. »Pham?«
»Er ist da oben.« Johanna sagte es vom Fuß der Treppe her. Sie und Holzschnitzerin schauten zu ihnen hoch. Sie zögerte. »Ich bin nicht sicher, ob mit ihm alles in Ordnung ist. Nach der Schlacht wirkte er… seltsam.«
Holzschnitzerins Köpfe schwankten hin und her, als versuche sie, sie im Schein der Lukenleuchten besser sehen zu können. »Die Akustik in diesem Schiff von euch ist grauenhaft. Wie können Menschen das aushalten?«
Amdi: »Ach, so schlimm ist es gar nicht. Jefri und ich haben eine Menge Zeit da oben verbracht. Ich hab mich dran gewöhnt.« Zwei von seinen Köpfen drückten gegen die Luke. »Ich weiß nicht, warum Pham und Pilger uns hinausgeworfen haben, wir hätten im anderen Raum bleiben und richtig still sein können.«
Ravna trat vorsichtig zwischen den vorderen Welpen des Rudels hindurch und klopfte gegen die Metallverkleidung. Die Luke war nicht verschlossen, jetzt konnte sie die Schiffsbelüftung hören. »Pham, wie steht’s?«
Es gab ein rasselndes Geräusch und das Klicken von Klauen. Helles, flackerndes Licht strömte die Treppe herab. Ein einzelner Hundekopf erschien. Ravna konnte Weiß rings um seine Augen sehen. Hatte das etwas zu bedeuten? »Hallo«, sagte er. »Äh, sieh mal. Es ist jetzt ein bisschen eng geworden. Pham… ich glaube, Pham sollte jetzt nicht gestört werden.«
Ravna schob die Hand durch die Öffnung. »Ich habe nicht vor, ihn zu stören. Aber ich komme herein.« Wie lange haben wir um diesen Augenblick gekämpft. Wie viele Milliarden sind unterwegs umgekommen. Und jetzt sagt mir so ein redender Hund, dass es ein bisschen eng geworden ist.
Der Pilger schaute auf ihre Hand herab. »Gut.« Er schob die Luke weit genug auf, um sie durchzulassen. Die Welpen waren rasch um ihre Füße, wichen aber vor Pilgers Blick zurück. Ravna bemerkte es nicht…
Das ›Schiff‹ war kaum mehr als ein Frachtcontainer, eine Transportkapsel. Die Fracht – diesmal die Kälteschlaf-Zellen – war entladen worden und hatte größtenteils ebenen Boden zurückgelassen, der mit Hunderten von Halterungen übersät war.
All dies bemerkte sie kaum. Es war das Licht, das Ding, was ihren Blick fesselte. Es wuchs aus den Wänden hervor und sammelte sich in der Mitte des Raums so hell, dass es fast nicht auszuhalten war. Seine Gestalt änderte sich ständig, die Farben flossen von Rot über Violett nach Grün. Pham saß mit gekreuzten Beinen bei den Geräten, mittendrin. Die Hälfte seines Haars war weggebrannt.
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