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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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jemals gegeben hatte.
    Die Königin hatte Boten nach Süden gesandt, um den Sieg zu melden, doch sie schien es nicht eilig zu haben, in ihre Hauptstadt zurückzukehren. Ihre Truppen machten sich bei einigen Landarbeiten nützlich und taten ihr Möglichstes, den Einheimischen nicht zur Last zu fallen. Doch sie durchforschten auch die Burg auf dem Schiffsberg und die große alte Burg auf der Verborgenen Insel. Da unten gab es all die Schrecken, über die die Jahre hindurch geflüstert worden war. Doch noch immer fehlte jede Spur von den Truppen, die entkommen waren. Die Einheimischen erzählten eifrig ihre eigenen Geschichten, und die meisten klangen verhängnisvoll glaubwürdig: Dass Flenser, ehe er seinen Vorstoß auf die Republik unternommen hatte, weiter nördlich Rückzugsstellungen erbaut habe. Dort hatten Reserven gelegen – obwohl manche glaubten, Stahl habe diese längst aufgebraucht. Bauern aus dem nördlichen Tal hatten den Rückzug der flenseristischen Truppen gesehen. Manche sagten, sie hätten Flenser selbst gesehen – oder zumindest ein Rudel, das die Farben eines Fürsten trug. Selbst die Einheimischen glaubten nicht alles an diesen Geschichten, dass Flenser hier und da gewesen sei, Solos, kilometerweit voneinander entfernt, die den Rückzug organisiert hatten.
    Ravna und die Königin hatten Gründe, die Geschichte zu glauben, waren aber nicht töricht genug, es nachzuprüfen. Holzschnitzerins Expeditionskorps war nicht groß, und die Wälder und Täler erstreckten sich mehr als hundert Kilometer weit bis zu der Stelle, wo sich die Eisfänge nach Westen zum Meer hin krümmten. Dieses Gebiet war Holzschnitzerin unbekannt. Wenn Flenser es jahrzehntelang vorbereitet hatte – wie es die normale Vorgehensweise dieses Rudels war –, würde es tödliche Überraschungen geben, selbst für eine große Armee, die nur auf ein paar Dutzend Partisanen Jagd machte. Es war besser, Flenser in Ruhe zu lassen und zu hoffen, dass seine Reserven von Fürst Stahl aufgezehrt worden waren.
    Holzschnitzerin machte sich Sorgen, dass dies die große Gefahr des nächsten Jahrhunderts sein würde.
    Doch die Dinge klärten sich viel früher. Es war Flenser, der auf sie zu kam, und nicht mit einem Gegenangriff: Etwa zwanzig Tage nach der Schlacht, am Ende eines Tages, da die Sonne gerade kurz hinter die nördlichen Berge tauchte, erklangen Signalhörner. Ravna und Johanna wachten auf und standen wenig später auf dem Wehrgang der Burg, in eine Art Sonnenuntergang starrend, der die Umrisse der Berge jenseits des nördlichen Fjords ganz in Orange und Gold zeichnete. Holzschnitzerins Berater blickten aus vielen Augen auf die Höhenzüge. Einige wenige hatten Fernrohre.
    Ravna ließ Johanna durch ihren Feldstecher schauen. »Da oben ist jemand.« Scharf gegen das Glühen des Himmels abgezeichnet, trug ein Rudel ein langes Banner mit einzelnen Stangen für jedes Glied.
    Holzschnitzerin benutzte zwei Fernrohre, die wahrscheinlich wirksamer als Ravnas Gerät waren, wenn man den Abstand zwischen den Augenpaaren des Rudels berücksichtigte. »Ja, ich sehe es. Das ist übrigens eine Parlamentärsflagge. Und ich glaube, ich weiß, wer sie trägt.« Sie sagte etwas zu Wanderer. »Es ist lange her, seit ich mit diesem da gesprochen habe.«
    Johanna blickte noch immer durch den Feldstecher. Schließlich sagte sie: »Er… hat Stahl erschaffen, nicht wahr?«
    »Ja, Liebe.«
    Das Mädchen senkte den Feldstecher. »Ich… glaube, ich werde diese Begegnung auslassen.« Ihre Stimme klang weit entfernt.
     
    Erst acht Stunden später trafen sie sich am Berghang nördlich der Burg. In der Zwischenzeit hatten Holzschnitzerins Truppen das Tal erkundet. Das diente nur zum Teil dem Schutz gegen Verrat der anderen Seite: Ein ganz besonderes Rudel des Feindes würde kommen, und es gab eine Menge Einheimische, die ihm den Tod wünschten.
    Holzschnitzerin ging bis zu einer Stelle, wo der Berg steil zum Wald hin abfiel. Ravna und Pilger folgten ihr im für Klauenwesen geringen Anstand von zehn Metern. Holzschnitzerin sagte nicht viel über diese Begegnung, doch Pilger hatte sich als sehr gesprächig erwiesen. »Das ist derselbe Weg, auf dem ich seinerzeit gekommen bis, vor einem Jahr, als das erste Schiff landete. Du siehst, wie manche von den Bäumen vom Feuerstrahl versengt wurden. Zum Glück war es kein so trockener Sommer wie dieser.«
    Der Wald war dicht, aber sie schauten über die Wipfel hinweg. Selbst bei dieser Trockenheit lag ein süßer, harziger

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