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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Es war alles wirklich.
    Er schaute zu Ravna auf. Sie hatte so viel getan. Sie hatte so vieles hingenommen. Und obwohl sie nicht geglaubt hatte, hatte sie geliebt. Es ist gut. Es ist gut. Er versuchte, sie zu erreichen, es ihr zu sagen. O Ravna, ich bin wirklich!
    Dann brach das ganze Gewicht der Tiefen über ihn herein, und er war nicht mehr.
     
    Abermals wurde gegen die Tür geklopft. Sie hörte Pilger zur Luke gehen. Ein Lichtkeil fiel herein. Ravna vernahm Jefris schrille Stimme: »Die Sonne ist wieder da! Die Sonne ist wieder da!… He, warum ist es hier drin so dunkel?«
    Pilger: »Das Artefakt – das Ding, dem Pham geholfen hat – sein Licht ist ausgegangen.«
    »Du meinst, ihr habt alle Hauptlampen aus gelassen?« Die Luke glitt ganz auf, und der Kopf des Jungen zeichnete sich zusammen mit etlichen Welpenköpfen gegen den Fackelschein draußen ab. Er stieg über die Schwelle. Das Mädchen war direkt hinter ihm. »Die Steuerung ist gleich da drüben – siehst du?«
    Und weiches weißes Licht schien auf die gekrümmten Wände. Alles war gewöhnlich und menschlich, außer… Jefri stand starr, die Augen aufgerissen, die Hand vor dem Mund. Er wandte sich zu seiner Schwester, um Halt zu finden. »Was ist das? Was ist das?«, klang seine Stimme von der offenen Luke her.
    Jetzt hätte Ravna gewünscht, nichts sehen zu können. Sie sank auf die Knie. »Pham?«, sagte sie leise, obwohl sie wusste, dass sie keine Antwort bekommen würde. Was von Pham Nuwen übrig war, lag inmitten des GEGENMITTELS. Das Artefakt leuchtete nicht mehr. Seine verwickelten Grenzen waren stumpf und dunkel. Mehr als allem anderen ähnelte es verfaultem Holz – aber Holz, das den Mann, der bei ihm lag, umschlang und durchdrang. Es gab kein Blut, keine Verbrennungen. Wo das Artefakt Pham durchbohrt hatte, war ein Fleck wie von Asche, und das Fleisch schien mit dem Ding verschmolzen zu sein.
    Pilger stand eng rings um sie, seine Nasen berührten fast die reglose Gestalt. Der bittere Geruch hing noch in der Luft. Es war der Geruch des Todes, doch nicht einfach von verrottetem Fleisch: Gestorben war hier das Fleisch und noch etwas.
    Sie warf einen Blick auf ihr Handgelenk. Die Anzeige war auf ein paar alphanumerische Zeilen geschrumpft. Es konnten keine Ultraantriebe entdeckt werden. Die Statuswerte der ADR zeigten Probleme mit der Steuerung der räumlichen Orientierung. Sie befanden sich tief in der Langsamen Zone, außer Reichweite jeglicher Hilfe, außer Reichweite der Pestflotte. Sie schaute Pham ins Gesicht. »Du hast es geschafft, Pham. Du hast es wirklich geschafft.« Sie sagte die Worte leise, zu sich selbst.
     
    Die Bögen und Schleifen des GEGENMITTELS waren jetzt etwas Zerbrechliches und Sprödes. Der Körper Phan Nuwens war ein Teil davon. Wie konnten sie diese Bögen zerbrechen, ohne…? Pilger und Johanna drängten Ravna sanft aus dem Frachtraum hinaus. Sie erinnerte sich kaum an die nächsten paar Minuten, daran, wie sie den Körper heraustrugen. Blaustiel und Pham, beide unwiederbringlich verloren.
    Nach einer Weile verließen sie sie. Es fehlte ihnen nicht an Mitgefühl, aber es gab zu viel an Katastrophen und Fremdartigkeit und Notfällen. Da waren die Verwundeten. Da war die Möglichkeit eines Gegenangriffs. Da waren die gewaltige Verwirrung und ein dringender Bedarf an Ordnung. Auf sie machte all das kaum einen Eindruck. Sie war am Ende ihres langen verzweifelten Laufs, mit all ihrer Kraft am Ende.
    Ravna musste einen Großteil des Nachmittags bei der Treppe gesessen haben, so tief in den Verlust versenkt, dass sie an nichts dachte, sich nur vage des Meerliedes bewusst, das Grünmuschel mit ihr über das Datio teilte. Schließlich kam ihr zu Bewusstsein, dass sie nicht allein war. Außer Grünmuschels Trost… irgendwann vorher war der kleine Junge zurückgekehrt. Er saß neben ihr, umringt von all den Welpen, alle ganz still.

 
     
EPILOG
     
    Frieden war eingekehrt, wo einst Flensers Reich gewesen war. Zumindest gab es keine Spur von Streitkräften. Wer immer sie zurückgezogen hatte, hatte es sehr geschickt getan. Im Laufe der Tage ließ sich nach und nach das örtliche Bauernvolk blicken. Wo die Leute nicht einfach betäubt waren, schienen sie froh zu sein, dass sie das alte Regime los waren. Das Leben auf den Bauernhöfen kam wieder in Gang, und die Bauern taten ihr Bestes, um sich von der schlimmsten Feuersbrunst seit langem zu erholen, die von den heftigsten Kämpfen begleitet gewesen war, die es in der Gegend

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