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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kästen waren wie Larvenhüllen: Das Rudel würde landen, die Kleinen großziehen – von der Zivilisation unbemerkt. Stahl fühlte, wie sich ihm bei dem Gedanken die Felle sträubten. Wenn das fremde Rudel nicht überrascht worden wäre, wenn sich Stahls Truppen auch nur eine Spur weniger aggressiv gezeigt hätten – es wäre das Ende der Welt gewesen.
    Stahl stolperte zur Außenluke, indes seine Ängste immer lauter von den Wänden zurückgeworfen wurden. Dennoch hielt er für einen Moment inmitten der Schatten und der Schreie inne. Als seine Glieder die Leiter hinabschritten, bewegte er sich gelassen, jede Jacke ordentlich an ihrem Platz. Seine Berater würden von der Gefahr früh genug erfahren, doch sie würden niemals Furcht in ihm sehen. Er ging leichten Schritts über das dampfende Erdreich, unter dem Schiffsrumpf hervor. Doch selbst er konnte einen schnellen Blick zum Himmel nicht unterdrücken. Das war ein Schiff, ein Rudel Fremde. Es hatte das Pech gehabt, auf die Bewegung zu stoßen. Dennoch war der Sieg darüber zum Teil Glückssache gewesen. Wie viele andere Schiffe würden landen, waren schon gelandet? Blieb ihm genug Zeit, aus seinem Sieg zu lernen?
     
    Stahls Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück, zu seinem Beobachtungshorst über dem Schloss. Jene erste Begegnung mit dem Schiff lag viele Zehntage zurück. Die Gefahr bestand noch, doch nun verstand er sie besser, und wie alle großen Gefahren barg sie große Verheißungen in sich.
    Auf der Außenmauer glitt Flenser im Wartestand durch die zunehmende Dämmerung. Stahls Augen folgten dem Rudel, wie es unter den Fackeln einherging und eins nach dem anderen abwärts verschwand. Es war eine schreckliche Menge von dem Meister in diesem Fragment; es hatte vieles an der Landung des Fremden früher als jeder andere verstanden.
    Stahl warf einen einzigen raschen Blick über die im Dunkel versinkende Berglandschaft, als er sich umwandte und den Weg die Wendeltreppe hinab antrat. Es war ein langer, beengter Abstieg, der Ausguck befand sich an der Spitze eines Turms von vierzig Fuß. Die Treppe war kaum fünfzehn Zoll breit, die Decke weniger als dreißig Zoll über den Stufen. Kalter Stein drängte von allen Seiten heran, so dicht, dass es keine Echos gab, die die Gedanken hätten verwirren können – jedoch auch so dicht, dass der Verstand in einen langen Schlauch gepresst wurde. Die Spirale hinaufzusteigen, erforderte eine verdrehte, auseinandergezogene Haltung, die jeden Angreifer zur leichten Beute eines Verteidigers im Horst machte. So war die Militärarchitektur. Für Stahl war das Steigen durch die enge Finsternis eine angenehme Übung.
    Die Treppe mündete in einen öffentlichen Korridor, zehn Fuß breit, mit Ausweichnischen aller fünfzig Fuß. Sreck und ein Leibwächter erwarteten ihn.
    »Ich habe das Neueste aus Holzschnitzerheim«, sagte Sreck. Er hielt Blätter von Seidenpapier.
    Das andere Fremde an Holzschnitzerheim zu verlieren, war ihm einst als schwerer Schlag erschienen. Erst allmählich wurde ihm klar, wie nützlich das werden konnte. Er hatte seine Leute in Holzschnitzerheim. Zuerst hatte er vorgehabt, das andere Fremde töten zu lassen; es wäre leicht gewesen. Aber die Information, die nach Norden durchsickerte, war interessant. Es gab ein paar kluge Köpfe in Holzschnitzerheim. Sie fanden Dinge heraus, die Stahl und dem Meister – dem Fragment des Meisters – entgangen waren. So. Im Grunde war Holzschnitzerheim zu Stahls zweitem Laboratorium für die Fremden geworden, und die Feinde der Bewegung dienten ihm wie jedes andere Werkzeug auch. Die Ironie war unwiderstehlich.
    »Sehr gut, Sreck. Bring es in meinen Bau. Ich werde bald dort sein.« Stahl winkte das Weißjack in eine der Nischen und schritt an ihm vorbei. Den Bericht bei Branntwein zu lesen, würde eine angenehme Belohnung für das Tagewerk sein. In der Zwischenzeit gab es andere Pflichten und andere Freuden.
     
    Der Meister hatte mit dem Bau der Burg auf der Verborgenen Insel vor mehr als einem Jahrhundert begonnen, sie wuchs noch immer. In den ältesten Fundamenten, wo ein gewöhnlicher Herrscher vielleicht Verliese eingerichtet hätte, befanden sich die ersten Laboratorien des Flensers. Viele konnten mit Verliesen verwechselt werden – und waren es für ihre Insassen.
    Stahl inspizierte alle Labors mindestens einmal pro Zehntag. Nun eilte er durch die tiefsten Etagen. Griller flohen vor dem Licht der Fackeln, die sein Leibwächter trug. In der Luft lag der Geruch

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