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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu verbreiten. Doch sein Plan war anfällig, mit Risiken gespickt. Wenn sie irgendetwas tun konnte, um den Plan und die Flenser-Bewegung scheitern zu lassen, würde sie es tun.
     
    Auf der anderen Seite der Burg hing nur noch der Westturm im Sonnenlicht. Kein Gesicht zeigte sich in den Schießscharten, doch Augen blickten dahinter hervor: Stahl beobachtete das Flenser-Fragment – den Flenser im Wartestand, wie es sich nannte – auf der Mauerkrone weiter unten. Das Fragment wurde von allen Befehlshabern akzeptiert. Sie begegneten ihm fast mit der Ehrfurcht, die sie dem ganzen Flenser entgegengebracht hatten. In gewissem Sinne hatte Flenser sie alle erschaffen, es war also kein Wunder, dass es ihnen in der Gegenwart des Meisters kalt die Rücken hinablief. Sogar Stahl empfand so. Während er ihn formte, hatte Flenser den entstehenden Stahl zum Versuch gezwungen, ihn zu töten; jedesmal hatte man Stahl gefasst und seine schwächsten Glieder gefoltert. Stahl kannte die Konditionierung, die in ihm steckte, und das half ihm, dagegen anzukämpfen. Wenn es überhaupt eine Rolle spielte, sagte er sich, dann war deswegen das Flenser-Fragment in größerer Gefahr: Beim Versuch, der Furcht zu begegnen, konnte sich Stahl verrechnen und gewaltsamer handeln, als angebracht war.
    Früher oder später musste sich Stahl entschließen. Wenn er es nicht umbrachte, bevor die anderen Fragmente die Verborgene Insel erreichten, dann würde der ganze Flenser wieder dasein. Wenn zwei Glieder Stahls Herrschaft dominieren konnten, dann würden sechs sie völlig auslöschen. Wollte er, dass der Meister tot wäre? Und wenn er es wollte, gab es einen absolut sicheren Weg?…
    Stahls Gedanken kreisten flüchtig um diese Fragen, während er das schwarzgekleidete Rudel beobachtete.
    Stahl war es gewohnt, um hohe Einsätze zu spielen. Er war geboren worden, indem er es tat. Furcht und Tod und Sieg waren sein ganzes Leben. Doch niemals war der Einsatz so hoch wie jetzt gewesen. Flenser war drauf und dran gewesen, die größte Nation auf dem Kontinent zu unterwandern, und hatte von der Weltherrschaft geträumt… Fürst Stahl schaute zu dem Hügel jenseits der Meerenge hinüber, auf die neue Burg, die er baute. In dem Spiel, das er jetzt spielte, würde die Eroberung der Welt ein Kinderspiel sein, wenn er siegte, und die Vernichtung der Welt wäre denkbar, wenn er verlor.
    Stahl hatte das fliegende Schiff kurz nach dem Überfall besucht. Der Boden dampfte noch. Jede Stunde schien er heißer zu werden. Die Bauern auf dem Festland redeten von Dämonen, die in der Erde erwacht seien; Stahls Berater brachten kaum etwas Besseres zustande. Die Weißjacks brauchten gefütterte Stiefel, um näher herangehen zu können. Stahl hatte den Dampf ignoriert, die Stiefel angezogen und war unter den gekrümmten Schiffsrumpf gegangen. Das Unterteil erinnerte vage an den Rumpf eines Bootes, wenn man von den Stelzen absah. In der Nähe der Mitte gab es eine zitzenförmige Ausstülpung, im Boden unmittelbar darunter gurgelte geschmolzenes Gestein. Die ausgebrannten Särge standen hangaufwärts vom Schiff. Etliche von den Leichen waren herausgeholt worden, um seziert zu werden. In den ersten Stunden waren seine Berater voller phantastischer Theorien gewesen: dass die Pfahlwesen Krieger seien, die aus einer Schlacht geflohen und gekommen waren, um hier ihre Toten zu begraben…
    Zu diesem Zeitpunkt war noch niemand imstande gewesen, das Innere des Fahrzeugs eingehend zu betrachten.
    Die graue Leiter war aus etwas gemacht, das fest wie Stahl war, aber federleicht. Doch es war sichtlich eine Leiter, obwohl die Stufen für ein durchschnittliches Glied zu hoch waren. Stahl kletterte hinauf und ließ Sreck und seine übrigen Ratgeber draußen.
    Er steckte einen Kopf durch die Luke – und zuckte zurück. Die Akustik war tödlich. Er begriff, worüber sich die Weißjacks beklagten. Wie konnten die Fremden das aushalten? Einen nach dem anderen zwang er sich durch die Öffnung.
    Echos schrien auf ihn ein – schlimmer als von ungepolstertem Quarz. Er zwang sich zur Ruhe, wie er es so oft in der Gegenwart des Meisters getan hatte. Die Echos ließen nach, waren aber immer noch eine wilde Horde, die in den Wänden ringsum wütete. Nicht einmal seine besten Weißjacks hielten es hier länger als fünf Minuten aus. Der Gedanke ließ Stahl seine Haltung straffen. Disziplin. Stille heißt nicht immer Unterordnung, sie kann auch Jagd bedeuten. Er blickte sich um und ignorierte dabei das

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