Ein feuriger Verehrer
Aber das, was ich nicht mitgekriegt habe, haben die Leute mir erzählt. Diesen Unsinn vom Wiederaufleben der Innerstädtischen Revolten kaufe ich allerdings niemandem ab. Ich meine, wer hat schon Lust, die ganze Zeit durch die Gegend zu rennen und andere Leute in die Luft zu jagen? Das ist so, du weißt schon, so furchtbar antiquiert. Also, worum geht es wirklich?«
Eve feixte und fühlte sich plötzlich wunderbar. »Oh, um nichts Besonderes. Nur um eine Gruppe bekloppter Terroristen, die ein Wahrzeichen New Yorks nach dem anderen sprengen und gleichzeitig Millionen von Dollar als Lösegeld verlangen. Um ein paar Droiden, die versucht haben, mich umzubringen, nur dass ich ihnen zuvorgekommen bin. Um Peabodys Bruder, der aus Arizona hierher gekommen ist und, weil er sich in eine verlogene, Bomben legende Zimtzicke verliebt hat und dachte, dass er ihren Ehemann bei einem Streit getötet hat, in den gesamten Schlamassel reingezogen worden ist. Nur, dass er statt ihres Mannes einen weiteren Droiden aus dem Verkehr gezogen hat.«
»Himmel. Ich war offensichtlich ziemlich lange fort.
Aber ich dachte mir bereits, dass du nicht Däumchen drehen würdest, bis man sich wiedersieht.«
»Außerdem hatten Roarke und ich einen Riesen-streit, haben uns aber anschließend auf wunderbare Art im Bett wieder versöhnt.«
Mavis' Miene hellte sich sichtlich auf. »Das klingt schon wesentlich besser. Warum machst du nicht eine kurze Pause und erzählst mir alles ganz ausführlich?«
»Ich kann nicht. Ich bin noch voll und ganz damit beschäftigt, die Stadt vor ihrer endgültigen Zerstörung zu bewahren, aber du kannst mir einen Gefallen tun.«
»Wenn du mich so nett darum bittest. Worum geht's?«
»Um Zeke, Peabodys Bruder. Ich brauche einen Menschen, der ihn ein bisschen abschirmt. Keine Medien, keinerlei Kontakt nach außen. Ich schicke ihn zu mir nach Hause, aber ich weiß, dass Roarke beschäftigt ist, und ich will nicht, dass der arme Kerl den ganzen Tag mit Summerset zusammensitzen muss. Könntest du dich seiner also vielleicht eine Zeit lang annehmen?«
»Sicher, Leonardo brütet sowieso noch über irgendwelchen neuen Entwürfen, ich habe also jede Menge Zeit. Ich werde dafür sorgen, dass der Arme bei euch nicht versauert.«
»Danke. Ruf einfach Summerset an, damit er euch einen Wagen schickt.«
»Ich wette, wenn ich ihn nett bitte, schickt er uns die Limousine.« Begeistert kehrte Mavis zurück zur Tür von Eves Büro. »Tja, dann stell mich Zeke einfach vor, damit er weiß, mit wem er heute spielen wird.«
»Nein. Das macht besser Peabody. Mich will er im Moment nicht sehen. Er braucht es momentan, wütend auf jemanden zu sein – und dieser Jemand bin unglücklicherweise ich. Sag ihr aber bitte, dass sie mich in der Garage treffen soll. Wir müssen noch mal los.«
»Sie haben eine ziemlich schwere Zeit gehabt, Zeke.« Mavis leckte sich pinkfarbenen Zuckerguss von ihren Fingern und überlegte, ob sie es vertragen könnte, wenn sie sich noch eins der hübschen kleinen, von Summerset servierten Törtchen nahm. Selbstbeherrschung oder Gier , versuchte sie sich zu entscheiden. Selbstbeherrschung oder Gier. Gier klingt eindeutig besser , dachte sie und griff fröhlich nochmals zu.
»Ich mache mir solche Sorgen um Clarissa.« Unglücklich saß er auf seinem Stuhl.
»Mmm-hmm.«
Anfangs war er derart zurückhaltend gewesen, dass sie, um die Stille nicht allzu schwer werden zu lassen, von ihrer Tournee berichtet hatte und von Leonardo, ehe sein Schutzpanzer mit kleinen Anekdoten aus dem Leben seiner Schwester von ihr durchbrochen worden war.
Als er zum ersten Mal gelächelt hatte, hatte Mavis dies zumindest als Anfangssieg gedeutet und ihn dazu bewogen, ihr von seiner Arbeit zu erzählen, von der sie zwar nicht das Mindeste verstand, was sie jedoch hinter interessierten Lauten und leuchtenden Augen geschickt vor ihm verbarg.
Sie hatten sich im Wohnzimmer vor das von Summerset entfachte Kaminfeuer gesetzt. Und als Summerset mit Tee und Törtchen aufgewartet hatte, hatte Zeke anfangs nur aus Höflichkeit die ihm gebotene Tasse angenommen, sich jedoch, bis Mavis ihn mit ihrem Charme dazu bewogen hatte, ihr die ganze Geschichte zu erzählen, zweimal nachschenken lassen und drei Kuchenstücke verzehrt.
Inzwischen fühlte er sich deutlich besser. Doch rief sein Wohlbehagen gleichzeitig Schuldgefühle in ihm wach. Auf der Wache war es ihm erschienen, als zahle er für das von ihm begangene Verbrechen sowie dafür, dass ihm
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