Ein feuriger Verehrer
des Verhörs erzählt hat, hat er ihr noch nicht einmal genug vertraut, um sie hier auch nur allein aus dem Haus gehen zu lassen. Aber er lässt zu, dass sie Sie zu sich ins Haus holt. Er ist krankhaft eifersüchtig, aber es ist für ihn völlig in Ordnung, dass sie den ganzen Tag allein mit einem jungen, gut aussehenden Mann zu Hause ist. Und sie schafft es kaum, morgens aufzustehen, aber kriegt es problemlos hin, einen Droiden anzuweisen, die Leiche ihres Ehemanns in den Fluss zu werfen, und zwar innerhalb der wenigen Minuten, die Sie benötigt haben, um ein Glas Wasser für sie holen zu gehen. Und das alles, während sie noch unter Schock steht, wie sie Ihnen vorgegaukelt hat.«
»Sie hatte bestimmt nichts mit all dem zu tun«, wisperte Zeke.
»Anders kann es nicht gewesen sein. Sie hat mit einem Mann zusammengelebt, von dem sie behauptet, er hätte sie seit fast zehn Jahren regelmäßig geschlagen. Aber sie ist bereit, ihn nach zwei Gesprächen mit Ihnen zu verlassen, um mit Ihnen zu gehen, einem Menschen, den sie doch eigentlich kaum kennt.«
»Wir haben uns ineinander verliebt.«
»Sie hat sich eindeutig in niemanden verliebt. Sie hat Sie lediglich benutzt. Tut mir Leid.«
»Sie haben ja keine Ahnung.« Seine Stimme bekam einen dunklen, leidenschaftlichen Klang. »Sie haben keine Ahnung, was wir füreinander empfunden haben. Was sie für mich empfunden hat.«
»Zeke -«
Durch bloßes Heben ihrer Finger beendete Eve Peabodys einsetzenden Protest. »Sie haben Recht, ich habe keine Ahnung, was Sie empfunden haben. Aber ich weiß sicher, dass niemand durch Ihre Hand gestorben ist. Und ich weiß genauso sicher, dass die Frau, die behauptet hat, sie würde Sie lieben, Sie vorsätzlich in eine Falle laufen lassen hat. Ebenso, wie ich sicher weiß, dass genau diese Frau dafür verantwortlich ist, dass in dieser Woche Hunderte von Menschen gestorben sind, von denen eine eine Freundin von mir war. Alle diese Dinge stehen unverrückbar fest.«
Sie stand auf, um das Zimmer zu verlassen, als plötzlich Mavis durch die Tür geschossen kam.
»He, Dallas!« Mit einem strahlenden Lächeln, einem Gewirr aus purpurroten Locken, leuchtenden kupferfarbenen Augen und ausgebreiteten Arme stürzte sie auf ihren dreißig Zentimeter hohen smaragdgrünen Absätzen auf die Freundin zu. »Ich bin wieder da.«
»Mavis.« Der Wechsel vom Elenden hin zum vollkommen Absurden kam für Eve ein wenig zu abrupt. »Ich dachte, dass du erst nächste Woche kommst.«
»Das war letzte Woche, weshalb diese Woche schon die nächste Woche ist. Dallas, Mann, es war einfach unglaublich! He, Peabody.« Ihre lachenden Augen landeten auf Zeke, und sofort wurde sie ernst. Selbst jemand, der so glücklich war wie Mavis, spürte, wie zornig und niedergeschlagen er war. »Huch, schlechtes Timing, was?«
»Nein, es ist sogar super. Komm eine Minute mit raus.« Eve bedeutete Peabody mit einem Nicken, dass sie sich um ihren Bruder kümmern sollte, und verließ zusammen mit der Freundin das Büro. »Es ist schön, dich zu sehen.« Und plötzlich war es mehr als schön. Mavis, mit ihrer lächerlichen Garderobe, ihrer ständig wechselnden Haarfarbe und Frisur, ihrer ansteckenden Selbstzufriedenheit, war das perfekte Gegenmittel gegen das Elend, das sie zurzeit empfand.
»Es ist super, dich zu sehen.« Eve schlang ihre Arme so fest um die Freundin, dass diese ihr kichernd den Rücken tätschelte und gerührt erklärte: »Wow, du hast mich anscheinend tatsächlich vermisst.«
»Allerdings. Das habe ich wirklich.« Eve trat einen Schritt zurück und sah sie grinsend an. »Dann haben sie dir also alle aus der Hand gefressen, ja?«
»Das haben sie. Das haben sie tatsächlich.« Die Enge des Korridors hinderte Mavis nicht daran, sich auf ihren Stöckelschuhen dreimal um sich selbst zu drehen. »Es war fantastisch, es war phänomenal, es war megacool. Ich bin zuerst zu dir gekommen, aber als Nächstes fahre ich zu Roarke, und ich dachte, ich sollte dich warnen, weil er nämlich einen dicken Schmatzer von mir direkt auf den Mund bekommen wird.«
»Ohne Zungeneinsatz, wenn ich bitten darf.«
»Spielverderberin.« Mavis schüttelte ihre dichten Locken, legte den Kopf schräg und erklärte: »Du siehst erschöpft, kaputt, total fertig aus.«
»Danke, ein solches Kompliment war genau das, was mir gefehlt hat.«
»Nein, ich meine es ernst. Ich habe am Rande mitbekommen, was in der letzten Zeit hier los war – ich hatte nicht viel Zeit, um Nachrichten zu gucken.
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