Ein Frauenheld entdeckt die Liebe
auf!“
„Serena!“
Sie rannte auf ihn zu, warf sich in seine Arme. „Das genügt! Bitte! Was auch immer er gesagt hat, kümmern Sie sich nicht weiter darum! Ich habe mich auf dem Ball abscheulich benommen und bin selbst schuld daran, wenn man schlecht über mich redet. Bitte!“ Flehend sah sie zu ihm auf. „Ich will nicht, dass Sie meinetwegen Ihr Leben riskieren.“
Er hielt sie fest umschlungen, doch seine Blicke wanderten immer wieder zu Jasper hin. „Hier geht es nicht um letzte Nacht.“
Ein bitteres Lachen entrang sich der Kehle seines Gegners. „Du willst mich töten, nicht wahr? Nun, ich bin auch ohne dich so gut wie tot. Meine Gläubiger werden sich nicht mehr lange gedulden. Machen wir also weiter. Der kleine Kratzer am Arm stört mich nicht.“ Damit nahm er wieder die Fechtstellung ein.
Nicholas schob Serena von sich. „Warten Sie dort drüben! Und vertrauen Sie mir!“
Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich zu fügen.
„Allez!“, rief Lord Cheadle.
Der Kampf entflammte aufs Neue. Jasper griff mit dem Mut der Verzweiflung an. Doch er konnte keinen Treffer landen. Mit bewunderungswürdiger Leichtigkeit wehrte Nicholas seinen Cousin jedes Mal ab. Jetzt machte er einen Ausfall, Klinge traf auf Klinge, und schon hatte Nicholas sich wieder aus Jaspers Reichweite zurückgezogen.
„Ich will dir sagen, worum es geht“, erklärte er. „Mein Anwalt hat gestern mit Finger-Harry gesprochen, dem Schurken, der im Gefängnis auf seine Strafe wartet, weil er versucht hat, deine Befehle auszuführen.“
Jasper keuchte auf. „Dann weißt du also Bescheid.“
„ Sie steckten hinter dem Einbruch?“, rief Serena fassungslos aus.
Für den Bruchteil einer Sekunde sah Nicholas zu ihr hin – was sein Gegner sogleich ausnutzte.
„Nein!“, schrie Serena, die kreidebleich geworden war.
Doch Nicholas hatte sich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen können. „Du leugnest es also nicht, Jasper?“, vergewisserte er sich.
„Leugnen wäre zwecklos, nicht wahr? Ja, ich habe Finger-Harry Geld gegeben, damit er diese Frau beseitigt. Ich wünschte nur, ich hätte jemanden engagiert, der kein solcher Versager ist! Jemanden, der euch beide zur Hölle geschickt hätte!“ Mit der einen Hand wehrte er einen Streich seines Gegners ab, mit der anderen wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Dann holte er zu einem neuen Angriff aus.
In seiner Wut und Aufregung hatte er die Deckung vernachlässigt. Ein scharfer Schmerz durchfuhr seine Schulter. Er schrie auf und ließ den Degen fallen.
Die Zeit schien stehen zu bleiben. Jasper starrte auf seine Waffe, die nutzlos auf der Erde lag. Serena, die den Blick nicht von dem blutigen Fleck auf Jaspers Hemd abwenden konnte, war blass geworden. Nicholas ließ seinen Cousin nicht aus den Augen. Die Sekundanten schauten wie gebannt auf die Duellanten, die einander reglos gegenüber standen.
Es war der Arzt, der als Erster aus der Erstarrung erwachte. Mit großen Schritten eilte er auf den Verletzten zu.
„Einen Moment noch!“ Nicholas streckte abwehrend den Arm aus. „Ich will die ganze Wahrheit. Dann können Sie sich um ihn kümmern, Doktor.“ Er wandte sich dem Verwundeten zu, der noch immer unter Schock zu stehen und keinen Schmerz zu empfinden schien. „Du hast auch die Straßenräuber auf Serena gehetzt, nicht wahr?“
Er nickte.
„Das hätte ich ja noch für die unüberlegte Handlung eines verzweifelten Mannes halten können“, stellte Nicholas gefährlich ruhig fest. „Aber du hast zweimal versucht, eine unschuldige junge Dame umbringen zu lassen. Verflucht, Jasper, du bist ein kaltblütiger Mörder!“
Es dauerte einen Augenblick, bis Serena die ganze Tragweite dessen begriff, was Nicholas gesagt hatte. Zorn flammte in ihren Augen auf. Und Abscheu malte sich auf ihre Gesichtszüge, als sie Jasper noch einmal eingehend musterte. „Du hättest ihn erstechen sollen“, sagte sie zu Nicholas. „Aber“, sie wollte nach Jaspers Degen greifen, „ich kann es auch selbst tun.“
„Haltet sie zurück!“, schrie Jasper, dessen Beine plötzlich unter ihm nachgaben.
„Hat Ihr Papa Ihnen etwa nicht nur das Schießen, sondern auch das Fechten beigebracht?“, wollte Nicholas wissen. Dabei bückte er sich nach der Waffe seiner Cousins und bekam sie tatsächlich zu fassen, ehe Serena die Hand um den Griff legen konnte. „Sie werden verstehen, dass ich nicht zulassen kann, dass Sie diesen Schurken umbringen und sich so selbst ins Unglück
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