Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)
Aocapoto, bei ihnen erschienen und hatte unmissverständlich klargemacht, dass man keinen Besuch wünsche.Allein sah Hansen sich jedoch außerstande, die giftigen Frösche voneinander zu unterscheiden. Vielleicht gelang es ihm, Curare zu kochen, aber auch davon war er nicht restlos überzeugt, weil es schwierig war, die Pflanzen auseinanderzuhalten. Die Caboclos hielt er für zu einfältig, als dass sie ihm hätten helfen können. Hansen ließ sie das jeden Tag spüren, und die Kluft zwischen ihm und den Männern vergrößerte sich stetig. Sie drängten auf eine baldige Abreise zurück nach Belem, aber Hansen vertröstete sie, versprach ihnen Gold, das die Aparai angeblich im Busch horteten. Er wollte sich so lange wie möglich im Dschungel verstecken, diesem vermaledeiten Krauss den Schneid abkaufen oder ihn glauben machen, Hansen habe sich in Luft aufgelöst. Stattdessen waren nun zwei der drei Caboclos verschwunden. Ohne sie würde es schwer sein, die Rückreise zu bewerkstelligen.
Alfredo baute sich mit einer Flinte vor Hansen auf, sauer über dessen Untätigkeit. Er wollte ins Dorf, die Aparai zur Rede stellen. Hansen beruhigte und warnte ihn zugleich. Wenn Alfredo mit einem Gewehr ins Dorf stürmte, war es möglich, dass die Indianer das als Angriff verstanden und ihn sofort töteten. Allein war er den Wilden nicht gewachsen. Alfredo fluchte. Er wusste, dass Hansen recht hatte. Der Caboclo konnte nicht ins Dorf spazieren, seine Freunde befreien und davon ausgehen, dass die Aparai ihn gewähren ließen. Hansen betrachtete ihn aufmerksam. Er musste die Kontrolle über Alfredo behalten. Sollte es zum Konflikt mit den Indianern kommen, waren sie hier nicht mehr sicher. Deshalb hatte Hansen für sich entschieden, Alfredo lieber außer Gefecht zu setzen, als einen Streit mit den Aparai zu riskieren. Aber der Caboclo schien erst mal zu resignieren. Hansen versprach ihm, am nächsten Morgen nach Manuel und José zu suchen, sollten sie bis dahin nicht aufgetaucht sein. Erst einmal würden sie weiter warten. Er begründete es unter anderem damit,dass es dem Jungen nicht gutging. Philipp litt jetzt seit Tagen unter wechselndem Fieber. Das Atrepin war beinahe verbraucht, und Hansen hatte keinen Schimmer, wie er den Jungen dann behandeln sollte. Insgeheim hoffte er auf die Hilfe der Indianer. Sie würden es nicht ablehnen, ein krankes Kind zu versorgen. Hansen konnte es sich daher nicht leisten, das Verhältnis zu den Aparai weiter zu belasten. Es war eine klassische Zwickmühle: Verlor er die Solidarität der Caboclos, gefährdete er die Rückkehr nach Belem, riskierte er einen Kampf mit den Aparai, stand die Gesundheit des Jungen auf dem Spiel. Und natürlich auch seine eigene.
Während Hansen unschlüssig vor seiner Hütte stand, sah er im schwindenden Licht des Tages drei Gestalten auf das verlassene Dorf zukommen. Wenn er es richtig deutete, hielten zwei Männer einen dritten zwischen sich fest und zwangen ihn so vorwärts. Dieser Mann war kein Indianer, er trug Hemd und Hose. Hansen griff nach seinem Gewehr, wartete. Auch Alfredo hatte die Gesellschaft entdeckt, rief dem Trupp etwas zu und bekam prompt Antwort. Es waren die Vermissten. Aber wer war der Mann in ihrer Mitte? Wenige Meter vor Hansen blieb das Trio stehen. Er hatte es geahnt. Trotzdem starrte er Krauss an wie eine Erscheinung.
»Lasst mich los, ihr Schweine!«, brüllte Krauss und wand sich im Griff der Caboclos. Vergeblich. Hansen schüttelte den Kopf, sprachlos angesichts der Überraschung. Krauss war ihnen tatsächlich gefolgt. Wie hatte er das nur angestellt? Dieser Kerl war ein Phänomen. Was für ein Glück, dass er in die Hände der Caboclos gefallen war.
»Bringt ihn rein«, sagte Hansen mit trockenem Mund. Er öffnete die Tür. Die Caboclos führten ihren Gefangenen, die Arme brutal auf den Rücken gedreht, in Hansens Hütte. Er entzündete eine Petroleumlampe. Wie um sicherzugehen, hielt er sie dicht vor Krauss’ Gesicht. Natürlich gab es keinenZweifel, Hansen hatte ihn in Buenos Aires in Aktion gesehen. Aber er hatte gelernt, seinen Augen nicht mehr zu trauen. Denn er hatte auch auf Krauss’ toten Körper im Schnee geblickt. Die Wirklichkeit war nicht immer so, wie es schien.
»Ja, ich bin es«, schrie Krauss und warf sich so kräftig nach vorn, dass ihn die Caboclos nur mühsam bändigen konnten. »Und ich bin hier, um dich zu töten, du Ratte.«
Fast hätte Krauss ihn diesmal erwischt. Mein Gott, das war knapp. Wenn man bedachte,
Weitere Kostenlose Bücher