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Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Titel: Ein fremder Feind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Isringhaus
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nichts, was ihn wirklich interessierte.
    »Heinrich?« Schulz-Kampfhenkel kniff die Augen zusammen. »Hörst du mir überhaupt zu?«
    Hansen sah sein Gegenüber an, aber in seinem Kopf schwirrte es. Er hatte sich seit Monaten an einen Strohhalm geklammert, und der war ihm mit einem Mal genommen worden.
    »Natürlich«, sagte er.
    »Scheint mir nicht so«, entgegnete Schulz-Kampfhenkel verstimmt.
    Hansen hatte sich halbwegs gefangen. Er musste es genau wissen.
    »Ist das der wahre Grund?«
    Schulz-Kampfhenkel runzelte die Stirn.
    »Der wahre Grund wofür?«
    »Für diese Expedition natürlich, wofür sonst?«
    »Ich verstehe dich nicht.«
    »Sind diese Pläne, die Guyanas zu erobern und einen deutschen Brückenkopf in Südamerika zu schaffen, der Grund für unsere Expedition?«
    Schulz-Kampfhenkel verzog den Mund abfällig nach unten.
    »Red keinen Quatsch. Man wird ja wohl noch rumspinnen dürfen.«
    »Wir sind also doch wegen des Goldes hier?«
    »Welches Gold?«
    »Die Schätze der Azteken. Berge voller Reichtümer. Eldorado.Die Legenden. Das, wovon alle reden, wenn es um den Amazonas geht. Der einzige Beweggrund, freiwillig in dieses stinkende Morastloch zu ziehen.« Hansen kam sich mit einem Mal unheimlich einfältig vor. Der mitleidige Blick von Schulz-Kampfhenkel sagte alles.
    »Mach dich nicht lächerlich.«
    Der Expeditionsleiter stand auf, drehte sich ohne ein Wort des Abschieds um und marschierte in seine Hütte. Hansen blieb sitzen, enttäuscht, verwirrt und allmählich auch zornig. Die Wut bahnte sich einen Weg durch die Trümmer der Illusionen, denen er in den vergangenen Wochen nachgehangen hatte, sie beanspruchte immer mehr Raum, füllte ihn aus. Wut auf diesen arroganten Herrenmenschen, auf seine lächerliche, von vornherein zum Scheitern verurteilte Expedition, auf die degenerierte Indianerbrut und den verfaulten Wald, in dem sie hausten. Zuallererst aber Wut auf sich selbst. Auf seine Naivität, seine Feigheit, seine Dummheit. Dass er sich mit falschen Versprechungen hatte ködern lassen. Damit war es vorbei. Er würde von nun an nur noch das tun, was er für richtig hielt. Schulz-Kampfhenkel, dieser selbstverliebte Kretin, konnte ihm gestohlen bleiben. Hansen trank sein Glas in einem Zug aus. Jetzt war er allein.
    In der Nacht fand Hansen nicht in den Schlaf. Er versuchte sich abzulenken, sich nicht beherrschen zu lassen von dem Frust über seine geplatzten Illusionen. Stattdessen dachte er darüber nach, wie er die Zeit im Dschungel am besten nutzen konnte. Wie sich daraus Kapital schlagen ließ für die Zeit danach. Die Wut führte zu nichts. Er musste sie umwandeln in etwas Produktives. Am Morgen verschlief er absichtlich Schulz-Kampfhenkels Abfahrt. Der Expeditionsleiter hatte ebenfalls keine Anstalten gemacht, Hansen zu wecken. Zwischen ihnen war alles gesagt. Hansen schlurfte zur Feuerstelle. Das Lagerwar ausgestorben, ein Geisterdorf. Er würde auf unbestimmte Zeit keine Weißen mehr zu Gesicht bekommen. Nicht, dass er einen von ihnen vermisst hätte.
    Im Morgengrauen hatte er einen Entschluss gefasst. Er würde versuchen, von den Indianern zumindest das wenige zu lernen, was ihm später einmal nützlich sein konnte. Hansen wusste, dass sie die Kunst beherrschten, aus Pflanzen- und Tierextrakten berauschende Tränke zu brauen. Und Gifte. Tödliche Gifte, teils aus der Haut von Fröschen gewonnen, teils aus einer geheimnisvollen Mixtur aus Früchten und Blättern hergestellt. Das war das bereits von den spanischen Entdeckern gefürchtete Curare. Es lähmte die Atmung, bereits der kleinste Ritzer eines mit Curare bestrichenen Pfeils bedeutete für das Opfer den sicheren Tod. Aber es gab noch andere, heimtückischere Gifte, die schmerzhafter und langsamer, manchmal erst nach Tagen wirkten, hatte ihm Saracomano erklärt. Die Indios benutzten sie, um ihre Feinde zu foltern. Als Hansen zum ersten Mal davon hörte, war er sofort begeistert. Solcherlei Geschichten faszinierten ihn. Was hätte er dafür gegeben, selbst derartige Fähigkeiten zu besitzen – und ein paar Phiolen voll mit den gefährlichsten Ingredienzien der Welt.
    Im Dorf war Präräwa zuständig für alle heiklen wie heilsamen Substanzen. Die Alte, die nicht einmal selbst ihre Lebensjahre genau anzugeben wusste, hatte ein Gesicht wie eine verschrumpelte Kartoffel, ein zahnloses Grinsen und einen gebeugten Gang, ihre Augen jedoch linsten spöttisch in die Welt. Normalerweise teilte sie ihre Geheimnisse ungern, erklärte ihm

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