Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Titel: Ein fremder Feind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Isringhaus
Vom Netzwerk:
bestätigend.
    »Wilde, genau. Sie hocken auf unendlichen Mengen von Gold, Diamanten, Holz und was weiß ich noch von tropischen Rohstoffen. Auf Schätzen, die unser Land dringend braucht. Denk an die Worte des Führers. Das arische Volk ist ein Volk ohne Raum. Hier aber existiert dieser Raum. Gigantische Landstriche, fast gänzlich unbevölkert. Und weitaus leichter bewohnbar zu machen als beispielsweise Sibirien, nach dem China seine Krallen ausstreckt. Wenn du mich fragst, ist das hier das ideale Land für die Ziele des Führers. Stell dir vor, wie fruchtbar dieser Boden sein muss.«
    »Dafür musst du aber erst mal diesen gottverdammten Dschungel roden.«
    Schulz-Kampfhenkels Augen glühten, befeuert vom Alkohol und seinen kühnen Ideen.
    »Natürlich ist das ein großes Unterfangen, das ist mir klar. Aber deshalb muss man in anderen Dimensionen denken, Heinrich. Mein Vorschlag ist es, Leute heranzuholen, die uns dabei zur Hand gehen, das Land urbar zu machen. Eine Rasse, die diese Temperaturen mehr gewohnt ist als wir. Die meisten Indianer und die Caboclos werden sich sträuben. Also bedienen wir uns in den deutschen Kolonien in Afrika. Ich war in Afrika, ich weiß, dass die Neger uns gerne zu Diensten sind. So könnte es funktionieren.«
    Der Teil war Hansen suspekt. Er hätte lieber auf noch mehr Schwarze verzichtet, außerdem schien ihm der Aufwand übertrieben.
    »Brasilien ist Deutschland freundschaftlich verbunden«, warf Hansen ein. »Hunderttausende unserer Landsleute leben hier. Ich glaube nicht, dass der Führer hier einmarschiert.«
    Schulz-Kampfhenkel schüttelte energisch den Kopf.
    »Ich rede nicht von Brasilien, sondern von den Guyanas. Du weißt, es gibt drei. Unter holländischer, britischer und französischer Führung. Französisch-Guyana erscheint mir für den Anfang am aussichtsreichsten. Wenn wir das im Handstreich nehmen, fallen die Nachbarn wie Kegel. Strategisch kann ich mir keinen besseren Brückenkopf in Südamerika vorstellen. Von dort aus lässt sich der Schiffsverkehr, zum Beispiel durch den Panamakanal, kontrollieren und die USA in Schach halten. Es wäre ein Coup, der die Welt einschüchtern würde.«
    Schulz-Kampfhenkel grinste trunken. Hansen hatte ihn für einen harmlosen Spinner gehalten. Aber in seinem alten Mitschüler steckte mehr kriminelle Energie als vermutet. Er wargefährlich. Nicht auf dieselbe Art wie Hansen, aber auch nicht zu unterschätzen. Der Expeditionsleiter nahm einen Schluck Rum und sprach weiter.
    »Ich habe das alles mal durchgespielt. Wie es laufen könnte. Nächtliche Schiffslandungen an der brasilianischen Küste, weit von jeder Stadt entfernt. Aufbau eines Kommandolagers. Von dort aus würde der Angriff auf Cayenne erfolgen, in einer Zangenbewegung. Mit dreihundert leicht bewaffneten Soldaten durch den Dschungel und mit zwei, drei U-Booten und schnellen Kreuzern über den Seeweg. Im Urwald könnten die Aparai uns helfen, als Träger, Jäger und Kundschafter. Sie dienen dem großen Vater, der sie am besten behandelt. Außerdem sind sie mittlerweile gut mit uns befreundet. Eine entschlossene deutsche Truppe würde Cayenne überrollen, da bin ich mir sicher. Der Weg wäre bereitet für eine deutsche Kolonie in Südamerika.«
    Schulz-Kampfhenkel hob sein Glas.
    »Auf die unbesiegbare deutsche Wehrmacht. Heil Hitler!«
    Hansen sagte nichts. Er grübelte. Hatte Schulz-Kampfhenkel sich das alles selbst ausgedacht, oder handelte er im Auftrag von Regierungsstellen? War er vielleicht hier, um das Terrain zu sondieren, getarnt als Forscher auf den Spuren der Amazonas-Indianer? Hansen dachte daran, wie sie wochenlang aus der Luft die Landschaft nach Schulz-Kampfhenkels genauen Vorstellungen fotografiert und kartografiert hatten. Das konnte doch kein Zufall sein.
    »Und, Heinrich? Hättest du Lust, dabei zu sein, wenn es so weit ist?«
    »Was?« Hansen hatte nicht zugehört.
    »Ob du bei der Eroberung der Guyanas mitmachen würdest?«
    »Ich dachte, das seien nur Gedankenspiele.«
    »Ich meine ja nur, theoretisch.«
    Hansen schwitzte, aber es war nicht die Hitze. Er wurde das Gefühl nicht los, dass sie aus einem ganz anderen Grund als von ihm vermutet in diese Gluthölle gezogen waren. Deshalb die Hakenkreuz-Fahnen, deshalb hatte die NSDAP die Expedition mitfinanziert. Er war so ein Idiot. Goldschätze, Eldorado. Wie konnte er nur solch einen Mist glauben? Es ging um Politik, sonst nichts, um die Erweiterung des deutschen Lebensraumes. Ein hehres Ziel, aber

Weitere Kostenlose Bücher