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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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einer Kinderärztin, die abgehauen ist. Verstanden?«
    Er nickte. Was auch immer.
    Als Meijtens endlich begriff, dass es das Telefon war, klingelte es bereits eine ganze Weile. Da war Natalie schon in den Flur geeilt, um abzuheben.
    »Ja, hallo. Hier Natalie.«
    Ihre Stimme klang weder besorgt noch wütend.
    »Bertil? Du rufst um diese Uhrzeit an? Was ist passiert?«
    Meijtens stellte sich dicht hinter Natalie. Er legte das Ohr gegen den Telefonhörer und hatte keine Probleme, Bertil Anderssons dröhnende Stimme am anderen Ende der Leitung zu hören.
    »Wie gesagt, tut mir leid, dass ich so spät stören muss und so, aber hier ist, gelinde gesagt, die Hölle los.«
    »Was ist passiert, Bertil?«, fragte Natalie zum zweiten Mal, und ihre Stimme klang jetzt ernst.
    »Hast du den guten Meijtens gesehen?«
    Sie schwieg kurz. »Warum fragst du mich das?«
    »Ich hoffe, du hast ihn immer schön im Auge behalten.«
    »Was meinst du damit? Bist du betrunken?«
    »Dann hat er nämlich ein Alibi.«
    Sekundenlang sagte keiner ein Wort. Meijtens stand vollkommen still da und hielt fast den Atem an.
    »Vor einer halben Stunde ist Peter Laurén ermordet aufgefunden worden, erschlagen auf einer Joggingstrecke draußen auf Lidingö.«
    Mittlerweile hatte der Spätherbst Einzug gehalten. Die frische, klare Luft war einer schneidenden und rauen Kälte gewichen. Die bunten Blätter waren von den Bäumen gefallen und vermoderten bereits. Die Dunkelheit war unversöhnlich.
    Meijtens sah auf seine Uhr. Halb drei. Das kleine Wäldchen, in dem sie Laurén gefunden hatten, war großzügig abgesperrt worden. Journalisten drängelten sich an den Plastikbändern und versuchten verzweifelt, Kommentare von vorbeikommenden Kriminalpolizisten zu bekommen.
    Meijtens stand etwas abseits. Er war kein Journalist mehr. Zumindest gab es keine Zeitung, die seine Beobachtungen abdrucken würde. Und der Einzige, der die Story hätte bestätigen können, an der er gearbeitet hatte, war vor Kurzem tot in einen Krankenwagen getragen worden.
    Natalie kam aus der Dunkelheit auf ihn zu.
    »Erschlagen. Wie es aussieht, mit einem größeren stumpfen Gegenstand. Ein nächtlicher Spaziergänger mit Hund hat die Leiche gefunden. Das ist alles, was sie wissen, oder zumindest alles, was sie einem sagen wollen. Wir werden auf die Pressekonferenz gehen müssen.«
    Wir? Er wollte Natalie gerade danach fragen, als sich eine vertraute Silhouette aus der Gruppe der Polizisten löste und mit großen Schritten auf sie zukam.
    »Sieh einer an, Meijtens«, sagte Kriminalinspektor Tilas und zog die dünnen Plastikhandschuhe aus. »Ich hätte eigentlich wissen müssen, dass Sie nicht weit weg sein können.«
    Natalie setzte sich ab, und Meijtens blieb alleine mit Tilas zurück, der ihn schmunzelnd betrachtete.
    »Sind Sie noch bei 7Plus ? Andersson schien über Ihre kleinen Abstecher ja nicht gerade begeistert zu sein.«
    Meijtens zögerte einen Moment, ehe er antwortete. »Nein, da bin ich nicht mehr.«
    Tilas beobachtete ihn einige Sekunden, ehe er sich so drehte, dass sie beide mit dem Gesicht zur Absperrung standen.
    »Dieser Mord hängt mit dem anderen zusammen, stimmt’s? Mit Erik Lindman?« Tilas klang seltsam desinteressiert, fast gleichgültig.
    Meijtens zog unterschiedliche Antworten in Betracht, aber am Ende gab seine Müdigkeit den Ausschlag.
    »Ich denke schon«, sagte er.
    »Wie lange wisst ihr schon, dass die beiden sich kannten?«
    »Seit gestern.«
    Tilas zog die Augenbrauen zusammen, und seine Gesichtszüge erstarrten ein wenig, aber er sagte nichts.
    »Wir sind gestern auf etwas gestoßen«, verdeutlichte Meijtens, »eine Verbindung zwischen Lindman und Laurén. Vorher sind wir nicht einmal auf die Idee gekommen.«
    Er merkte selbst, dass er sich anhörte, als wollte er sich entschuldigen, wartete auf die nächste Frage und war fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass Tilas sich gehörig ins Zeug legen musste, wenn er mehr hören wollte. Und ihm im Gegenzug einiges zurückgeben musste. Aber Tilas wandte sich nur wieder der Absperrung zu und nickte. Polizei und Presse waren dabei, den Tatort zu verlassen, es wurde still um sie herum.
    »Ich melde mich«, sagte Tilas schließlich. Er drehte sich um und ging auf einen Streifenwagen zu. Im Vorbeigehen gab er Meijtens einen kurzen, fast freundschaftlichen Klaps auf den Oberarm. Das war zweifellos das Überraschendste, was in den letzten vierundzwanzig Stunden geschehen war.
    Der Streifenwagen setzte Tilas in einer

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