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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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Uppsala öffnet eine Weinflasche. Der vierte Mann kam Tilas bekannt vor, und er hielt das Foto vor das Familienporträt, das auf dem Schreibtisch stand. Gut fünfundzwanzig Jahre lagen zwischen den beiden Bildern, aber es gab keinen Zweifel. Peter Laurén hatte sich im vergangenen Vierteljahrhundert kaum verändert.
    Tilas steckte das Foto in eine kleine Plastiktüte, die er in die Innentasche seines Jacketts legte. Er wusste, dass sie Sallings Fingerabdrücke darauf finden und somit feststellen können würden, dass dieses Bild aus dem Album stammte, das aufgeschlagen in der Wohnung des toten Mannes gelegen hatte. Stellte sich nur die Frage, was sie mit dieser Erkenntnis anfangen sollten.
    Aus irgendeinem Grund ärgerte es Tilas plötzlich, dass Laurén so unbesonnen gewesen war, das Foto nicht verschwinden zu lassen.
    »Wie kann man nur so nostalgisch werden«, murmelte er.
    Dann musste er an das Treffen mit den Beamten vom Staatsschutz und deren Kollegen vom Militär denken und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Die selbstgefällige Miene dieses schonischen Rittmeisters Hansson, als er sein Dossier geöffnet und ihm einen Vortrag über Lauréns Vortrefflichkeit gehalten hatte.
    »Wenn Peter Laurén nicht gewesen wäre, hätten wir niemals mit Sicherheit feststellen können, dass Lindman ein Spion war«, hatte Hansson gesagt. »Laurén hatte schon vorher zu einer Gruppe zuverlässiger Informanten innerhalb der sozialdemokratischen Partei gehört. Zwei Tage nach Lindmans Verschwinden suchte er uns auf und erzählte, er sei ein flüchtiger Bekannter Lindmans und habe Grund zu der Annahme, dass dieser sich nach Moskau abgesetzt habe. Angesichts dessen, was wir vorher bereits über einen Spion im Staatsapparat wussten, und mithilfe von Lauréns ergänzenden Informationen waren wir uns dann so sicher, dass uns eine landesweite Fahndung befugt schien. Er hat uns auch bei einer späteren Gelegenheit entscheidende Hinweise in einer heiklen Angelegenheit mit unmittelbarer Bedeutung für die Gegenspionage zukommen lassen.«
    »Bla, bla, bla«, murmelte Tilas, während er sich an die Szene erinnerte.
    »Wie durch eine Ironie des Schicksals war er später einige Jahre mit der Frau verheiratet, mit der Lindman zum Zeitpunkt seines Verschwindens verlobt war«, hatte Hansson gemeint. »Eine übertriebene und unmotivierte Fokussierung auf sie und andere alte Bekannte könnte Laurén schaden und unnötige Aufmerksamkeit auf uns lenken.«
    Tilas schnaubte. Ihr armseligen, inkompetenten Geheimniskrämer, euch hat man so richtig an der Nase herumgeführt, dachte er und freute sich schon darauf, ihnen alles ins Gesicht zu schleudern, was er wusste – Fahlén, den Staatsschutzbeamten und diesem Rittmeister vom Generalstab.
    Aber im Grunde seines Herzens wusste er, dass er das niemals tun würde. Wozu sollte das gut sein? Der Schuldige war tot, und es würde nicht leicht sein, das gesamte Establishment von der unerhörten Wahrheit zu überzeugen, dass Peter Laurén, diese Stütze der Gesellschaft, ein Spion und wahrscheinlich auch dreifacher Mörder gewesen und am Ende aller Voraussicht nach von seinen Auftraggebern ermordet worden war, als der Boden unter seinen Füßen zu heiß wurde. Tilas zuckte mit den Schultern. Am besten hielt er sich zurück.
    Dann zog er das Foto aus der Tasche und lächelte. Er würde bei dieser Geschichte nicht leer ausgehen. Jetzt hatte er eine kleine Versicherung gegen zukünftige Gemeinheiten in den Händen. Sie würden ihn nie mehr dazu zwingen können, zu diesen Treffen zu gehen.

41 Im Možels wurde Meijtens’ Rückkehr zunächst bejubelt. Plötzlich tauchte er Abend für Abend dort auf, was auch einen Teil seiner Vormittage in Anspruch nahm, da er am nächsten Tag selten vor zwölf Uhr aufstand. Die Nachmittage verbrachte er unter anderem damit zu prüfen, ob sich einige seiner alten Vorlesungen in Artikel für die neue Zeitschrift Geschichte für alle umarbeiten lassen würden. Allerdings war er nicht sonderlich weit gekommen, und überall in seiner Wohnung stapelte sich noch das Material zu Erik Lindman. Er räumte es nicht beiseite, sondern schwamm stattdessen immer längere Strecken im Forsgren Bad.
    Alle beklagten natürlich seine Entlassung, aber es war unübersehbar, dass sie zur allgemeinen Auffassung von dem großen Zeitungskonzern passte, die man im Možels hatte. Sie dankten ihrem glücklichen Stern dafür, dass sie kreative Lösungen für die Sicherung ihres Lebensunterhalts

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