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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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das an einer Felskante entlangführte. Der Schatten am Torbogen bewegte sich auf denselben Punkt zu. Als wüssten sie beide Bescheid, als hätten sie sehr lange aufeinander gewartet.
    Der Schatten drehte sich hastig um, als wollte er sich vergewissern, dass sie allein waren. Sven Emanuel duckte sich noch tiefer, ließ die beiden Gestalten jedoch nicht aus den Augen. Die Augen dieses Schattens hatte er schon einmal gesehen, diesen urteilenden Blick, der alles sah und sich an alles erinnerte. Gedanken schossen ihm durch den Kopf, und plötzlich wollte er laut rufen, hinunterrennen und seinen Freund in dem abgetragenen Mantel warnen. Stattdessen drehte er sich um und lief mit pochendem Herzen über die Kuppe hinweg zu dem sicheren Platz, den nur er kannte.

2 Hinter seiner Glasscheibe glotzte ihn der Pförtner misstrauisch an, aber Tobias Meijtens ließ sich nur noch tiefer in die große Ledercouch im Eingangsbereich des Rathauses sinken. Er blätterte scheinbar zerstreut in einer Broschüre, und nichts in seinem Verhalten deutete darauf hin, dass ihn die Aufmerksamkeit des Pförtners störte.
    Die einzelnen Dezernenten waren schon vorbeigegangen. Sie konnten nicht ahnen, dass dieser Mann im Cordjackett mit den halblangen, leicht zerzausten Haaren so viel über sie wusste. In den letzten Wochen hatte er ihr Aussehen, ihre Parteizugehörigkeit, ihre Berufe und kleine interessante Details wie ihre politischen Lieblingsprojekte und ihre Beziehungen untereinander in seinem Gedächtnis gespeichert. Nur der referierende Dezernent war noch oben. Hatte er geahnt, dass Meijtens auf ihn wartete, und den Hinterausgang genommen? Dann würde er eben an seiner Haustür klingeln müssen. An diese Seite seines Jobs hatte Meijtens sich zwar noch nicht gewöhnt, aber manchmal ging es eben nicht anders. Zumindest nicht unter den jetzigen Bedingungen.
    Das ganze Haus wirkte verlassen, aber in der Ferne hörte man Schritte, die sich näherten. Als der Mann die Treppe herunterlief, erkannte Meijtens ihn trotz der Entfernung und der schummrigen Beleuchtung sofort. Der Mantel flatterte um seine Beine, die Aktentasche schwang nervös hin und her, und sein Blick flackerte unsicher. Der arme Kerl, dachte Meijtens, rührte sich aber nicht von der Stelle.
    Als der Mann auf gleicher Höhe mit Meijtens war, blieb er stehen und warf einen Blick auf den Pförtner und anschließend auf Meijtens. Danach setzte er seinen Weg fort, als hätten sie sich noch nie gesehen. Meijtens ließ ein paar Sekunden verstreichen, ehe er aufstand und hinausging. Am hinteren Ende des Vorplatzes holte er den Mann ein, der sich zu ihm umdrehte.
    »Ja, sind Sie denn von allen guten Geistern verlassen?«, sagte er. »Begreifen Sie eigentlich, was passiert, wenn uns hier jemand sieht?«
    Der Gedanke, dass ihn irgendwer erkennen und als Journalist identifizieren könnte, war in gewisser Weise schmeichelhaft, aber Meijtens kommentierte die Bemerkung nicht.
    »Ich habe versucht, Sie telefonisch zu erreichen, und mehrere Nachrichten auf Ihrem AB hinterlassen. Wir benötigen eine Bestätigung für das, worüber wir gesprochen haben.«
    Der andere Mann wandte sich ab und murmelte etwas Unverständliches.
    »Im Grunde haben wir alles, was wir brauchen«, fuhr Meijtens fort, »aber ich möchte Ihnen die Chance geben, unsere Informationen zu kommentieren und zu bestätigen, was Sie mir schon erzählt haben.«
    Meijtens ließ einige Sekunden verstreichen. »Lassen Sie uns irgendwohin gehen, dann erzähle ich Ihnen, was wir wissen.«
    Er war sich sicher, dass dieses Angebot für jemanden, der in den letzten Tagen vermutlich an nichts anderes gedacht hatte, unwiderstehlich sein musste.
    Als sie wenig später in dem kleinen Café an dem Platz saßen, betrachtete Meijtens den Mann nachdenklich. Johan Sjöhage war Schwedens jüngster Baudezernent, ihm wurde eine glänzende Karriere in seiner Partei prophezeit. Er war Anfang oder höchstens Mitte dreißig und in jeder Hinsicht das Gegenteil von Meijtens. Sjöhage trug die kurz geschnittenen Haare sorgsam gekämmt, seine Kleidung war korrekt, und das Lächeln, das er der Cafébedienung schenkte, war zwar bemüht, aber charmant.
    Aus seiner abgegriffenen Satteltasche zog Meijtens einen Aktenordner, der mit einem umfassenden Inhaltsregister und kleinen Reitern in unterschiedlichen Farben versehen und so voller Dokumente war, dass er sich kaum schließen ließ. Sjöhage starrte ihn resigniert an und begriff vielleicht, dass irgendwo zwischen

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