Ein frivoler Plan
sie alle in diese Lage gebracht hatte, Zorn auf sich selbst, weil er Julia nicht hatte helfen können.
„Beruhige dich, Paine. Du kannst Julia nicht helfen, wenn du nicht klar denken kannst oder dir selbst schadest. Die Wirkung der Droge wird allmählich nachlassen. Es ist schon eine Stunde her.“
Paine berührte seinen Arm da, wo einer der Männer ihn getroffen hatte. Nur für einen Sekundenbruchteil hatte die Klinge an Paines Schild – dem Stuhl – vorbeigestochen. Zu dieser Zeit war er noch froh darüber gewesen, dass es nicht zu einer tieferen Wunde gekommen war. Aber eine tiefere Wunde war gar nicht nötig gewesen.
„Die Klinge war vergiftet?“, fragte Paine.
„Das scheint der Fall gewesen zu sein“, stimmte Peyton zu. „Der Viscount sagte, du wärest plötzlich zusammengebrochen, scheinbar ohne Grund. Vermutlich hatte Oswalt die Klinge mit Gift eingerieben.“
Paine nickte. Das ergab Sinn. Im Osten hatte er verschiedene Arten von Gift kennengelernt, das zu solchen Zwecken benutzt werden konnte und das erwünschte Ergebnis brachte. Als Händler mit weitreichenden kaufmännischen Interessen konnte Oswalt Kenntnisse darüber haben und auch Zugang dazu.
„Nimm etwas Tee. Das wird deinen Kopf und deinen Magen beruhigen.“ Crispin reichte ihm eine Tasse, die vermutlich dem Küchenpersonal gehörte. Sie war groß und dickwandig, ganz anders als die zierlichen Teetassen, mit denen Julia nach Oswalts Männern geworfen hatte.
Der Gedanke an sie brachte das Schuldgefühl zu ihm zurück. „Wir müssen schnell zu Julia.“ Seine Worte vermochten kaum die Ängste auszudrücken, die ihn plagten. Es verursachte ihm körperlichen Schmerz, daran zu denken, wie Julia an den Wirkungen der Droge litt, während sie allein in den Händen der Feinde war. Julia, ich komme .
„Weißt du, wohin sie gebracht wurde?“, fragte Crispin, nachdem er einen Schluck von dem starken Tee getrunken hatte.
„Ich habe so eine Ahnung“, meinte Paine und wandte sich an Lockhart. „Lockhart, besitzt Oswalt noch das Anwesen in Richmond?“
„Ja. Ich glaube schon.“ Lockhart saß wie angewachsen auf seinem Stuhl an der gegenüberliegenden Wand des Zimmers und wirkte völlig reglos, abgesehen von seinen Mundbewegungen.
„Dorthin sind sie gegangen“, sagte Paine mit Überzeugung.
„A…aber er hat ein Haus in London. Das liegt viel näher. Sind Sie sicher?“ Lockhart wählte diesen unpassenden Moment, um sich einzumischen.
Paine fuhr hoch. „Ja. Ich bin verdammt sicher. Mir war nicht bewusst, dass ich Sie um Ihre Meinung gebeten hätte oder dass Sie überhaupt dazu in der Lage wären, Ihre Meinung auszudrücken.“ Er stand auf, bereit zum Kampf, nun, da der Tee die letzten Nachwirkungen der Benommenheit vertrieben hatte.
„Paine“, warnte ihn Crispin leise und legte ihm sanft die Hand auf den Arm. Paine war nicht sicher, ob diese Geste ihn beruhigen oder ob sie ihn stützen sollte, für den Fall, dass er das Gleichgewicht verlor. „Der Mann hat seinen Sohn und sein Einkommen verloren, alles an einem Tag. Er steht unter Schock.“
Paine schüttelte Crispins Hand ab und setzte sich wieder. „Gib ihm etwas zu trinken und schaff ihn dann hinaus. Sein Diener kann sich um ihn kümmern“, murmelte er.
Peyton rief einen Befehl, und der Kammerdiener kam, um den Viscount zu holen.
„Wissen Sie, ich liebe sie“, sagte Paine, als der Viscount fast an der Tür war. „Ich will sie heiraten, wenn alles geklärt ist, wenn sie mich noch haben will.“ Er hatte die Sondergenehmigung in der Tasche, um das zu beweisen. Dafür hatte er heute Morgen den Erzbischof beim Frühstück gestört.
Aber es hatte nicht den Eindruck gemacht, dass dies dem Erzbischof besonders viel ausmachte. Paine hatte seine Papiere, und Lambeth Palace eine neue, schön gezeichnete Karte von Indien aus Paines persönlicher Sammlung von Atlanten. Es war eine seiner liebsten, er hatte sie von einem Hindu erworben, einem Kartenmaler aus Kalkutta. Der Erzbischof war begeistert von der Vorstellung, Missionare zu all den versteckten heidnischen Königreichen auf dieser Karte zu schicken. Paine war es vollkommen gleichgültig, was der Erzbischof mit dieser Karte machte. Die einzige Seele, die er retten wollte, war Julias, und dafür hätte er alles gegeben, was er besaß.
„Es ist zwei Stunden her, seit sie sie mitnahmen“, sagte Paine unruhig.
„Du bist sicher, dass es Richmond ist?“, fragte Peyton.
„Ja. Während des Kampfes hätte Oswalt mich töten
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