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Ein Ganz Besonderer Fall

Ein Ganz Besonderer Fall

Titel: Ein Ganz Besonderer Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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keine besondere Begeisterung, wenn er unterlag. Es war ein Drahtseilakt, seinem Mißfallen zu entgehen.
    »Ihr wollt sicher mit Hugh sprechen«, sagte Aline heiter über das entzückte Quietschen ihres Sohnes hinweg. Sie zog die Füße zurück, um den beiden Platz für ihre Schnüre zu lassen.
    »Er wird bald zum Essen kommen. Es gibt Wildbret - die Jagd hat begonnen.«
    »Die Wilderei wohl auch, würde ich sagen«, erwiderte Cadfael, indem er energisch an den Schnüren zog, daß die beiden Holzschwerter wirbelten wie Windmühlenflügel.
    »Hier und dort ein Stück Wild, das spielt keine Rolle. Hugh weiß genau, wie lange er fortsehen muß. Reichlich gutes Fleisch - und wie die Dinge stehen, hat der König keine Verwendung dafür! Aber vielleicht dauert es nicht mehr lange«, sagte Aline.
    Sie betrachtete lächelnd ihre Näharbeit und neigte den hellen, goldenen Kopf und das schöne Gesicht über ihren nackten Sohn, der breit im Gras lag und mit den beiden plumpen braunen Fäusten an seinen Schnüren zupfte.
    »Die Freunde des Grafen Robert von Gloucester beginnen ihn schon zu bearbeiten, daß er dem Austausch zustimmt. Er weiß, daß die Kaiserin ohne ihn nichts tun kann. Er muß nachgeben.«
    Cadfael setzte sich auf die Hacken und ließ die Schnüre erschlaffen. Die Holzsoldaten fielen in einer Umarmung um, beide erschlagen, und Giles zerrte empört an der Schnur, um sie wieder zum Leben zu erwec ken. Er blieb eine Weile seinen Bemühungen allein überlassen.
    »Aline«, sagte Cadfael ernst, indem er ihr ins sanfte Gesicht blickte, »wenn ich Euch jemals plötzlich brauchen sollte und kommen würde, um Euch zu holen oder jemand schicken würde - würdet Ihr dann kommen? Wohin auch immer? Und mitbringen, worum immer ich Euch bitte?«
    »Abgesehen von Sonne und Mond«, sagte Aline lächelnd, »würde ich Euch bringen, was Ihr wollt, und wo auch immer Ihr mich haben wollt, ich würde kommen. Warum? Woran denkt Ihr? Etwas Geheimes?«
    »Bisher«, sagte Cadfael traurig, »ist es das noch. Denn ich bin selbst beinahe genauso blind, wie ich Euch, meine Liebe, lassen muß. Solange, bis ich meinen Weg sehe, falls es je soweit kommt. Aber es könnte wirklich sein, daß ich Euch eines Tages brauche.«
    Der Schalk Giles, vom Spiel abgelenkt und ohne Interesse für die unverständliche Unterhaltung der Erwachsenen, hob seine gefallenen Ritter auf und marschierte hoffnungsvoll den Essensdüften entgegen.
    Hugh kam hungrig und in Eile von der Burg herunter und hörte mit gelassenem Interesse Cadfaels Bericht über die Entwicklung in der Abtei an, während Aline das Wildbret auftischte.
    »Als sie hier ankamen, sagte man doch - wart Ihr es nicht sogar? Gut möglich -, daß Marescot in Salton geboren sei und sich danach sehne, es wiederzusehen. Eine Schande, daß er so hinfällig ist. Vielleicht wird das Schicksal dieses Mädchens nun doch nicht mehr vor seinem Tod aufgeklärt. Warum soll er nicht bekommen, was er will, damit sein Abschied leicht und erträglich wird? Es kostet ihn nichts weiter als ein paar Stunden oder Tage seines schweren Lebens. Aber ich wünschte, wir hätten ihm, was das Mädchen angeht, mehr geben können.«
    »Vielleicht gelingt es uns noch«, erwiderte Cadfael, »so Gott es will. Ihr habt noch nichts von Nicholas aus Winchester gehört?«
    »Noch nichts. Kein Wunder, da Stadt und Land von Feuer und Krieg in Stücke gerissen sind. Es ist schwer, unter der Asche etwas zu finden.«
    »Und wie macht sich Euer Gefangener? Er hat sich nicht zufällig an weitere Einzelheiten seiner Reise nach Winchester erinnert?«
    Hugh lachte. »Heriet weiß genau, daß er in Sicherheit ist. Er sitzt zufrieden in seiner Zelle, wird gut gefüttert, ist gut untergebracht und hat ein weiches Bett. Die Einsamkeit macht ihm nichts aus. Wenn Ihr ihn befragt, wiederholt er nur, was er schon gesagt hat, und er widerspricht sich nicht einmal in Einzelheiten, so geschickt Ihr auch Eure Fallen legt. Nicht einmal ein Anwalt der Krone könnte mehr aus ihm herausholen.
    Außerdem ließ ich ihn wissen, daß Cruce, der nach seinem Blut dürstet, schon zweimal hier war. Vielleicht wird es nötig, einen Wächter vor seine Zelle zu stellen, damit Cruce nicht hineinkommt; aber wir brauchen bestimmt keinen, um Heriet drinnen zu halten. Er sitzt dort seelenruhig seine Zeit ab und weiß genau, daß wir ihn bald aus Mangel an Beweisen freilassen müssen.«
    »Glaubt Ihr, er hat dem Mädchen etwas angetan?« fragte Cadfael.
    »Und Ihr?«
    »Nein. Aber

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