Ein Ganz Besonderer Fall
Humilis sehr passend. Und er wird es nicht verschmähen.«
11. Kapitel
In den Straßen von Winchester wichen die stinkenden, schwarzen Überbleibsel des Brandes allmählich den zaghaften Funken neuer Hoffnung, denn einige der Geflohenen kehrten zurück und räumten die Reste ihrer Werkstätten und Häuser auf, und wer geblieben war, machte sich eifrig an die Arbeit, um die Trümmer zu beseitigen und Holz zum Neubau heranzuschaffen. Die Händler Englands waren ein zähes, widerstandsfähiges Volk, das nach jedem Rückschlag mit frischer Kraft zurückkehrte, fest entschlossen, alles wieder aufzubauen und instand zu setzen, bis die Geschäfte wieder blühten. Lagerhäuser wurden von allem befreit, was verdorben war, und für die Aufnahme neuer Güter vorbereitet. Handwerker sammelten, was noch verkäuflich war, säuberten die verwüsteten Räume und bauten provisorische Schuppen auf.
Das Leben nahm mit erstaunlicher Kraft und Geschwindigkeit seinen alten Rhythmus wieder auf und pochte womöglich sogar einen Schlag schneller, um dem Unglück zu trotzen. Sooft du uns auch niederwirfst, sagten die Händler der Stadt, wir werden wieder aufstehen und da weitermachen, wo wir aufgehört haben, und du wirst vor uns müde werden.
Die Armeen der Königin, die diese Gegend und ein ganzes Stück des Landes nach Westen und Südosten sicher besetzt hielten, gingen gemächlich ihren Geschäften nach, befestigten, was sie hatten, und fühlten sich sicher im Wissen, daß sie nur stillzusitzen und zu warten brauchten, bis ihnen ihr König Stephen zurückgegeben wurde. Es mußte unter den Engländern und Flamen einige kluge Captains geben, die keinen großen Grund zur Freude hatten, wenn die Anführer ausgetauscht wurden, denn so wichtig Stephen auch als Leitfigur war, die um jeden Preis beschützt werden mußte, und so verbissen er auch selbst kämpfte, er war seiner Frau, was die Strategie im Krieg anging, nicht ebenbürtig. Dennoch war seine Freilassung sehr wichtig. Die Truppen saßen gelassen auf dem eroberten Land und warteten darauf, daß der Feind den König zurückgab, wie er es früher oder später tun mußte.
Sie litten etwas unter der Langeweile, während die Beauftragten verhandelten und stritten. Aber das Ende war sicher.
Nicholas Harnage zog mit einer Liste von Julian Graces Wertsachen in der Tasche verbissen durch ganz Winchester und fragte überall, ob diese Gegenstände aufgetaucht waren, ob gestohlen, verkauft oder als Geschenk gegeben. Und er hatte beim höchsten Mann begonnen, bei Henry von Blois, dem prinzlichen Bischof von Winchester, der gerade seine verletzte Würde pflegte und sich mit beachtlicher Entschlossenheit wieder in den Vordergrund schob, als hätte er nicht mehrmals die Seite gewechselt und als wäre er nicht in seiner eigenen Burg in seiner eigenen Stadt festgesetzt worden und fast verhungert. Es erforderte eine ganze Menge Sturheit, um von seiner Lordschaft empfangen zu werden, doch in diesem besonderen Fall besaß Nicholas genug Beharrlichkeit, um sich durch die dornigsten Verteidigungswälle zu wühlen.
»Und mit solchen Nebensächlichkeiten wollt Ihr mich behelligen?« hatte Bischof Henry gefragt, nachdem er mit düsterem Stirnrunzeln die Liste gelesen hatte, die Nicholas ihm gegeben hatte. »Ich weiß nichts von diesem Glitzerzeug. Ich habe keinen einzigen Gegenstand von dieser Liste je gesehen, noch gehört er zu einer Kirche, die mir hier in der Gegend bekannt ist. Was soll mic h das angehen?«
»Mein Herr, das Leben einer Dame steht auf dem Spiel«, sagte Nicholas verletzt. »Sie beabsichtigte, was sie nie erreichte, ein Leben der Hingabe in der Abtei von Wherwell.
Bevor sie die Abtei erreichte, ging sie verloren, und ich will sie finden, wenn sie lebt, und sie rächen, wenn sie tot ist. Und nur mit Hilfe dieses Glitzerzeugs, wie Ihr es nennt, vermag ich eine Spur von ihr zu finden.«
»Dabei kann ich Euch nicht helfen«, sagte der Bischof kurz angebunden. »Ich kann Euch mit Gewißheit sagen, daß diese Gegenstände nie im Besitz des Alten Münsters waren und sich in keiner Kirche und keinem Konvent befinden, der meiner Aufsicht untersteht. Aber Ihr sollt nach Belieben in den anderen Häusern in dieser Stadt nachfragen, und Ihr dürft sagen, daß ich Eure Suche genehmigt habe. Mehr kann ich nicht tun.«
Damit mußte Nicholas sich zufrieden geben; tatsächlich gab ihm die bischöfliche Genehmigung eine beträchtliche Autorität, falls jemand sein Recht zu suchen in Frage stellte.
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