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Ein Ganz Besonderer Fall

Ein Ganz Besonderer Fall

Titel: Ein Ganz Besonderer Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Auch wenn er im Augenblick in der Asche versunken war, Henry von Blois würde sich von neuem erheben wie ein Phönix, prächtig wie eh und je, und man konnte sich darauf verlassen, daß das Feuer, das ihn beinahe verbrannt hätte, jeden versengen würde, der danach seine Feindseligkeit herausforderte.
    Von Kirche zu Kirche und von Priester zu Priester trug Nicholas seine Liste und erntete nichts als Kopfschütteln und hilflos in Falten gelegte Stirnen, auch wenn der gute Wille ihm gegenüber nicht zu übersehen war. Kein kirchliches Haus, das in Winchester überlebt hatte, wußte etwas über das Paar Kerzenleuchter, über das steinbesetzte Kreuz oder die silberne Monstranz, die zu Julian Graces Mitgift gehört hatten. Es gab keinen Grund, den Worten der Kirchenmänner zu mißtrauen, denn sie hatten keinen Grund zu lügen oder Ausflüchte zu machen.
    Blieben noch die Straßen, die Läden der Goldschmiede und Silberschmiede, selbst die fahrenden Markthändler, die kauften und verkauften, was immer sie bekamen. Nicholas begann eine systematische Suche, denn in einer so reichen Stadt mit so reicher Kundschaft unter den hohen Kirchenmännern und den reichen Stiftungen gab es viele Händler.
    So kam er just an dem Morgen, an dem Bruder Humilis sich auf den Weg zu seinem Geburtsort machte, in eine kleine, verwinkelte Werkstatt in der High Street tief im Schatten der St.
    Maurice’s Church. Die Vorderfront hatte durch das Feuer gelitten, und der Silberschmied hatte eine Bude vorgebaut, ganz ähnlich einem Stand auf dem Jahrmarkt, und seine Werkbank nach vorn gezogen, um das Tageslicht zur Arbeit zu nutzen. Die oben verankerte Klappe hielt das direkte Sonnenlicht ab, ließ jedoch genug Helligkeit durch, um die schönen Steine in die Brosche zu setzen, die er gerade bearbeitete. Ein Mann in den besten Jahren, wahrscheinlich gut im Futter, wenn die Zeiten gut waren, aber nach den Entbehrungen der langen Belagerung etwas vom Fleisch gefallen, denn seine Haut hing schlaff und grau herab wie ein zu großer Mantel an einem fastenden Mann. Er lugte durch eine Stirnlocke aus ergrauendem Haar und fragte, ob er dem Herrn zu Diensten sein könne.
    »Ich halte es mittlerweile für äußerst unwahrscheinlich«, räumte Nicholas traurig ein, »aber ich will es wenigstens versuchen. Ich suche nach irgendeinem Hinweis auf gewisse Stücke aus Kirchensilber und nach Schmuckstücken, die vor drei Jahren in dieser Gegend verloren gingen. Handelt Ihr mit solchen Dingen?«
    »Ich handle mit allem aus Gold oder Silber. Ich habe auch schon Kirchensilber gehabt. Aber drei Jahre sind eine lange Zeit. Was ist so bemerkenswert an ihnen? Gestohlen, glaubt Ihr? Ich handle nicht mit verdächtigen Waren. Wenn an den angebotenen Dingen etwas Zweifelhaftes ist, dann rühre ich sie nicht an.«
    »Es mag nichts gegeben haben, was Euch abschreckte.
    Möglich, daß sie gestohlen wurden, aber möglicherweise konntet Ihr dies nicht erkennen. Sie gehörten keiner Kirche und keinem Konvent im Süden. Sie wurden aus Shropshire hergebracht und höchstwahrscheinlich auch in jener Gegend hergestellt, und für einen Mann wie Euch waren sie sicher als Arbeit aus dem Norden zu erkennen. Die Kreuze könnten alt gewesen sein, sächsisch.«
    »Und was für Gegenstände sind es? Lest mir die Liste vor.
    Meine Erinnerung ist nicht unfehlbar, aber vielleicht erinnere ich mich, obwohl es drei Jahre her ist.«
    Nicholas las langsam und wartete auf einen Funken des Wiedererkennens. »Ein Paar silberne Kerzenhalter mit großen Armen, mit Weinranken umflochten und Putzscheren, die mit Silberketten befestigt sind, auch diese mit Weinranken verziert.
    Zwei Kreuze, die zueinander passen, ein großes Standkreuz so groß wie eine Männerhand auf einem dreistufigen Podest, das andere eine kleine Nachbildung an einer Halskette, wie ein Priester sie tragen könnte, beide mit Halbedelsteinen geschmückt, mit gelben Steinen, mit Achat und Amethysten…«
    »Nein«, sagte der Silberschmied. Er schüttelte entschieden den Kopf. »Diese Dinge hätte ich nicht vergessen. Auch die Kerzenhalter nicht.«
    »… eine kleine silberne Monstranz, mit eingravierten Farnblättern…«
    »Nein. Herr, ich erinnere mich an keinen dieser Gegenstände. Wenn ich noch meine Bücher hätte, könnte ich für Euch nachsehen. Der Schreiber, der sie mir führte, war immer sehr genau, er konnte auch nach Jahren noch alles finden. Aber meine Bücher, meine ganzen Aufzeichnungen sind in den Flammen aufgegangen. Wir

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