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Ein Ganz Besonderer Fall

Ein Ganz Besonderer Fall

Titel: Ein Ganz Besonderer Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Falsches getan, und ich weiß nichts, außer, daß ein allem Anschein nach anständiger Bursche sie mir ganz unbefangen zum Kauf anbot…«
    »Oh, nein, mißversteht mich nicht! Ich bezweifle nicht Euren guten Glauben, aber seht, Ihr seid der erste, den ich finde, der mir vielleicht helfen kann, aufzudecken, was aus der Dame geworden ist. Erinnert Euch, wer war dieser Mann, der zu Euch kam? Wie sah er aus? Wie alt und wie gekleidet? Er war Euch nicht bekannt?«
    »Ich habe ihn vorher oder nachher nie gesehen«, erwiderte der Silberschmied etwas erleichtert, aber noch nicht ganz sicher, ob ihn allzu große Bereitwilligkeit nicht doch noch in gefährliche Dinge verwickelte. »Ein Mann in meinem Alter, um die fünfzig kann er gewesen sein. Ein gewöhnlicher Mann in schlichten Kleidern. Ich nahm ihn als das, was er zu sein vorgab, als Diener, der im Auftrag seines Herrn kam.«
    Die Frau hatte ein besseres Gedächtnis. Sie war inzwischen neugierig geworden und sah keinen Grund, eine Verwicklung in unangenehme Dinge zu befürchten. Sie wollte aus ganzem Herzen helfen, soweit sie es vermochte. Sie hatte ein schärferes Auge als ihr Mann und glaubte Nicholas, daß dieser nichts Böses im Schilde führte.
    »Ein kräftiger, vierschrötiger Mann war er«, sagte sie. »Braun wie ein Ledermantel. Es war kein so heißer Sommer wie dieser; seine Bräune war von der dauerhaften Sorte, die im Winter nur etwas gelb wird - die Art Bräune, die entsteht, wenn man das ganze Jahr im Freien lebt, als Förster oder Jäger vielleicht. Er hatte einen braunen Bart und braunes Haar, nur ganz oben wurde er langsam kahl. Er hatte ein kühnes, starkes Gesicht und flinke Augen. Ich würde mich nicht an ihn erinnern, wenn er nicht den Ring gebracht hätte. Ich will Euch etwas sagen, ich glaube, auch er wird sich an mich erinnern. Er hat mir lange Blicke zugeworfen, bevor er ging.«
    Sie war wohl daran gewöhnt, da sie wußte, wie gut sie aussah, und das war ein weiterer Grund für ihr gutes Gedächtnis. Und ebenfalls ein guter Grund, genau auf alles zu achten, was sie über ihn zu sagen hatte.
    Nicholas schluckte seinen bitteren, brennenden Zorn hinunter. Es waren nicht die fünfzig Jahre, nicht der Bart und nicht die kahle Stelle, nicht einmal die wettergegerbte Haut, die den Mann identifizierten, denn Nicholas hatte Adam Heriet nie gesehen. Es waren alle Umstände zusammen, der Besitz der Juwelen, das passende Datum, die Tatsache, daß die anderen drei, die Nicholas bereits mit eigenen Augen gesehen hatte, in Andover zurückgeblieben waren. Keiner von ihnen ähnelte der Beschreibung; aber der vierte Mann, der ergebene Diener, der fünfzigjährige Jäger und Förster, ein kräftiger, starker Mann, ein Mann, den Waleran von Meulan gern in seiner Truppe aufnahm… ja, jedes Wort, das Nicholas über Adam Heriet gehört hatte, paßte zu dem, was ihm die Frau über den Mann erzählte, der Julians Schmuck verkauft hatte.
    »Ich fragte nach den Besitzverhältnissen«, erklärte der Silberschmied immer noch etwas unbehaglich, »da ich sah, daß die Gegenstände einer Frau gehörten. Ich fragte, wie er sie bekommen habe und warum er sie verkaufen wolle. Er sagte, er sei nur ein Diener, der diesen Auftrag erhalten habe, und er wolle ihn erfüllen, und er sei zu vernünftig, um groß zu fragen, denn wenn man die Befehle des Herrn mißachte, könne man schnell seine Ohren verlieren oder das Fell abgezogen bekommen wie eine räudige Katze. Er wirkte völlig aufrichtig, und warum sollte ich da zweifeln?«
    »Nein, dazu gab es keinen Grund!« erwiderte Nicholas düster. »Also habt Ihr ihm die Sachen abgekauft, und er ging wieder. Hat er lange über den Preis verhandelt?«
    »Nein, sein Auftrag war, die Dinge zu verkaufen, und er war nicht im Schätzen solcher Werte erfahren. Er nahm, was ich ihm gab. Es war ein fairer Preis.«
    Fraglos niedrig genug für einen guten Verdienst, aber warum auch nicht? Silberschmiede unterhielten ihre Geschäfte nicht, um als Wohltäter für Laufkunden aufzutreten.
    »Und das war alles? Er verließ Euch dann?«
    »Er wollte schon gehen, als ich ihm nachrief, was denn aus der Dame geworden sei, der diese Dinge gehört hatten, und ob sie sie nicht mehr brauche. Er drehte sich in der Tür um und sah mich an und sagte, die Dame könne den Schmuck nicht mehr gebrauchen, weil sie tot sei.«
    Die Härte dieser Antwort, die kalte Gewalt, lag in der Stimme des Silberschmiedes, als er den Tonfall wiederholte. Die Erinnerung war lebhafter,

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