Ein Ganz Besonderer Fall
als er sich hätte träumen lassen, und er schüttelte sich, als er die Worte aussprach. Und noch grimmiger trafen sie Nicholas; sie stachen ihm wie ein Messer ins Herz und trieben ihm den Atem aus dem Leib. Sie klangen grausam wahr und entlarvten Adam Heriet ohne jeden Zweifel.
Die Frau, die Besitzerin des Schmucks, war tot. Sie brauchte keinen Schmuck mehr.
Durch die kalte Wut, die ihn verzehrte, hörte er die Frau, die erregt und eifrig sagte: »Aber wartet, das ist noch nicht alles!
Denn es ergab sich, daß ich dem Mann folgte, als er ging; leise, um nicht gesehen zu werden.« Hatte er ihr einen wohlgefälligen Blick zugeworfen und bewundernd die Augen blitzen lassen, daß sie ihm folgte wie an einer Schnur gezogen? Nicht, wenn er etwas zu verbergen hatte, nein. Dann hätte er sich lieber unauffällig entfernt, froh, sich mit dem Geld davonstehlen zu können. Nein, sie war eine Frau und neugierig und hatte Zeit gehabt und war hinausgegangen, um sich umzusehen. Und was hatte sie gesehen? »Er ging hier nach links«, sagte sie, »und da war noch ein anderer Mann, ein junger Bursche, der sich dicht an der Mauer dort hielt. Er erwartete ihn. Ich weiß nicht, ob er ihm das ganze Geld oder einen Teil davon gab, aber irgend etwas wurde übergeben. Und dann sah sich der ältere über die Schulter um und bemerkte mich, und die beiden entfernten sich rasch um die Ecke in die Seitenstraße am Markt. Das war alles, was ich von ihnen gesehen habe, und das war schon mehr, als ich hätte sehen dürfen«, sagte sie nachdenklich. Erst jetzt schien sie überrascht zu bemerken, daß sie etwas Verdächtiges beobachtet hatte.
»Seid Ihr sicher?« fragte Nicholas drängend. »Er traf sich mit einem zweiten, jüngeren Mann?« Denn die drei Unschuldigen aus Lai waren in Andover zurückgeblieben. Das mußte die Wahrheit sein, denn sonst hätte sich einer von ihnen, wahrscheinlich der Einfaltspinsel, schon lange verraten.
»Ich bin sicher. Ein junger Mann, hübsch, aber nicht sehr teuer gekleidet; einer jener Männer, die sich in Schänken oder auf Märkten herumtreiben und Arbeit suchen oder auf eine Gelegenheit warten, die Finger in die Tasche eines anderen zu stecken.«
Auf Arbeit hoffend oder auf die Möglichkeit zu einem Diebstahl! Oder beides, wenn die angebotene Arbeit beides vereinte - ja, es mochte bis zum Mord gehen.
»Wie sah dieser zweite aus?«
Sie runzelte die Stirn und dachte nach, während sie auf der Unterlippe kaute. Sie bemühte sich wirklich und durchforschte ihre Erinnerung, die sich als beständig und zuverlässig erwies.
»Groß, aber nicht auffällig groß. Etwa so groß wie der erste, als sie beisammen standen, aber nur halb so breit. Ich sage jung, weil er schlank war und sich schnell und leichtfüßig bewegte, als die beiden um die Ecke huschten. Aber ich habe sein Gesicht nicht gesehen, weil er eine Kapuze trug.«
»Darüber habe ich mich auch gewundert«, sagte der Silberschmied etwas verlegen, »aber das Geschäft war abgeschlossen, ich hatte bezahlt und die Ware bekommen.
Weiter konnte ich nichts tun.«
»Nein, nein, Euch wirft niemand etwas vor. Ihr konntet es nicht wissen.« Nicholas betrachtete wieder den hellen Ring, den die Frau am Finger trug. »Gnädige Frau, darf ich Euch den Ring abkaufen? Für das Doppelte des Preises, den Euer Gatte zahlte? Oder wenn nicht, darf ich ihn dann gegen eine Sicherheit ausborgen, wenn ich verspreche, ihn so bald wie möglich zurückzubringen? Für Euch«, sagte er ernst, »ist er als Geschenk wertvoll und unbezahlbar, aber ich brauche ihn.«
Sie starrte ihn mit großen Augen wie gebannt an und packte und drehte den Ring am Finger. »Warum braucht Ihr ihn mehr als ich?«
»Ich muß den Mann, der ihn herbrachte, damit konfrontieren.
Den Mann, der, wie ich glaube, für den Tod der Dame, die den Ring vor Euch trug, verantwortlich ist. Nennt einen Preis, ich will ihn bezahlen.«
Sie schloß schützend die freie Hand um den Ring, doch sie errötete und riß aufgeregt die Augen auf. Sie blickte zu ihrem Mann, der schon den abwesenden, berechnenden Blick des Händlers in den Augen hatte. Wahrscheinlich wollte er einen Preis nennen, der ihm die Reparatur der Werkstatt ermöglichen würde. Doch plötzlich zog sie den Ring vom Finger, drehte ihn heftig über den Knöcheln und hielt ihn Nicholas hin.
»Ich borge ihn Euch, und ich will keine Sicherheit. Aber bringt ihn selbst zurück, wenn Ihr fertig seid, und erzählt mir, wie alles ausgegangen ist. Und solltet Ihr
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