Ein ganz schoen starker Plan
was wir wollen. Die Unterhose wechseln, wann wir wollen. Wenn Oma bestimmen darf, steigt ihr das zu Kopf. Ich glaube, Diktatoren sind nettere Babysitter als sie.«
»Das stimmt«, seufzte Ida.
»Dann ist das abgemacht. Papa bleibt doch sicher nur ein paar Tage weg.«
»Wir … wir können es ja probieren«, sagte sie.
Probieren war gut. Ida machte mit. Sie packte ihre Hausaufgaben aus und verteilte die Bücher auf dem Tisch. Ich suchte mir Papier und zog den Kugelschreiber heraus, den ich immer in der Tasche hatte. Wie immer wurde alles klarer, als ich es in ein Diagramm setzte.
Drachengebrüll per Telefon
Wir wohnten im zweiten Stock in einem grauen Block. Ich weiß, nicht gerade spannend. Hier oben hatten meine Eltern schon gewohnt, als Ida und ich noch nicht auf der Welt waren. Eine glückliche Familie in einem tristen Block. Das waren wir.
Vor vier Jahren brannte Mama mit einem Handelsvertreter durch und ließ sich in einem Land nieder, von dem wir noch nie etwas gehört hatten. Sie versprach, dass wir uns in den Ferien sehen würden. Bisher ist das aber nicht passiert. Plötzlich waren wir eine triste Familie in einem tristen Block.
Als Papa lange genug getrauert hatte, weil Mama uns verlassen hatte, beschloss er, sich die perfekte Frau fürs Leben zu suchen. Keine, die mit dem erstbesten Staubsaugerverkäufer durchbrennt, sondern eine, die er mit all seiner Liebe überschütten könnte. Eine, die unseren Alltag zum Fest machen würde. Das klang ziemlich anstrengend. Aber Papa sagte, er habe ein Loch im Herzen. Er würde es nicht ertragen, wenn noch mehr darin gebohrt würde. Vielleicht war es die Angst vor all den Löchern, die es für ihn fast unmöglich machte, die Richtige zu finden. Oder vielleicht war es einfach unglaublich schwierig, eine nette Frau zu finden.Ich habe das ja nie versucht. Egal, Papa ist keiner, der sich schnell geschlagen gibt.
Es war deutlich, dass er keinen Kurs für alleinerziehende Väter gemacht hatte. Väter mit durchlöcherten Herzen erleben vielleicht ziemlich viel Durchzug in ihrer Persönlichkeit. Auf jeden Fall sollten Papas mehr sein als gute Witzeerzähler, die viele DVDs kaufen. Sie sollten kochen können. Kleider kaufen. Dafür sorgen, dass Hausaufgaben gemacht werden. Abends vorlesen.
Die Gerüchte in der Schule behaupteten jedenfalls, das sei das normale Papa-Benehmen.
Papa wäre gern Musiker geworden, konnte aber kein Instrument spielen. Er nahm allerlei Jobs an und war immer bereit, etwas Neues auszuprobieren. Einmal bekam er einen Job als Kranführer, nachdem er im Internet ein Handbuch gelesen und sich selbst einen Kranführerschein gebastelt hatte. Niemand kam ums Leben, aber offenbar hätte nicht viel gefehlt. Entweder arbeitete er zu viel oder war die ganze Zeit zu Hause.
Ich bessere mich morgen oder nächste Woche, versprach Papa immer. Versprechen war seine starke Seite. Ich fragte mich manchmal, was er den Frauen versprach, mit denen er sich traf. Denn Papa kam an. Jedenfalls wirkte es so, als ob die Frauen ihn wollten. Was sie an ihm fanden, begriff ich wirklich nicht. Ich hätte ihn nicht empfohlen.
Unsere feste Babysitterin war der Drache. Wir mussten Oma selbst anrufen, denn Papa konnte die Vorstellung nicht ertragen, mit jemandem reden zu müssen, der ihn an Mama erinnerte.
Der Drache sagte immer, sie habe ihre eigenen Methoden.Während Papa vorschlug, dass wir uns eine Fernsehsendung über den fettesten Teenager der Welt ansehen könnten, verkündete der Drache: Macht jetzt eure Hausaufgaben, sonst schicke ich euch direkt ins Bett.
Der Rest des Gesprächs konnte ungefähr so klingen:
»Aber wenn ich jetzt schlafen gehe, kann ich doch keine Aufgaben machen.«
»Du hast mich verstanden.«
»Eigentlich bin ich ein bisschen müde …«
»Aufgaben machen, Håkon!«
Es war nicht so leicht, den Drachen zu verstehen. Ihre einzige Übung mit Kindern war ja Mama gewesen und wir wussten schließlich, was dabei herausgekommen war.
Nichts hasste der Drache mehr als Entschuldigungen. Die wollte sie nicht mal mit ihrem tauben Ohr hören. Das Problem war, dass gute Entschuldigungen meine Spezialität sind. Man könnte sogar sagen, meine große Begabung. Es würde mich nicht wundern, wenn ich eines Tages Professor für Ausflüchte werde.
In diesem Moment brüllte das Telefon in meinen Gehörgängen. Es konnte Papa sein. Oder das wöchentliche Verhör durch den Drachen.
»Hallo, hier ist Oma«, sagte die Stimme im Telefon.
Ich musste tief Luft
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