Ein ganzes halbes Jahr
auf den Boden gerichtet. «Ich arbeite heute von zu Hause aus. Ich sehe um die Mittagszeit einmal herein, Miss Clark.»
«Okay.» Das kam heraus wie ein Quaken.
Mrs. Traynor verschwand. Schweigend lauschten wir dem Geklapper ihrer Absätze, das sich Richtung Haupthaus entfernte.
Dann unterbrach Nathan die Stille. «Ist es Ihnen recht, wenn ich Miss Clark jetzt mit Ihrer Medikation vertraut mache, Will? Möchten Sie fernsehen? Oder Musik hören?»
«Radio Four bitte, Nathan.»
«Kein Problem.»
Wir gingen in die Küche.
«Sie haben noch keine Erfahrung mit Tetraplegikern, sagte Mrs. T.»
«Nein.»
«Okay. Fangen wir heute mal mit dem Einfachsten an. Hier ist ein Folder, in dem so ziemlich alles steht, was Sie über Wills Tagesablauf wissen müssen, sowie sämtliche Notrufnummern. Ich rate Ihnen, das alles durchzulesen, wenn Sie einen freien Augenblick haben. Ich schätze, davon wird es einige geben.»
Dann schloss Nathan ein Schränkchen auf, das mit Medikamenten in Schachteln und kleinen Fläschchen vollgepackt war. «Also. Das hier ist hauptsächlich meine Angelegenheit, aber Sie müssen wissen, wo alles ist, falls es zu einem Notfall kommt. Hier an der Wand hängt ein Zeitplan, an dem Sie ablesen können, um welche Uhrzeit er täglich welche Medikamente nehmen muss. Alles, was Sie ihm außer der Reihe geben, schreiben Sie hier hin», er deutete auf das Papier, «aber Sie besprechen so etwas besser mit Mrs. T., jedenfalls am Anfang.»
«Ich wusste nicht, dass ich mit den Medikamenten zu tun haben werde.»
«Das ist nicht schwer. Er weiß meistens, was er nehmen muss. Aber er braucht manchmal ein bisschen Unterstützung beim Schlucken. Wir benutzen gewöhnlich diesen speziellen Becher hier. Oder Sie können die Tabletten im Mörser zermahlen und sie in ein Getränk rühren.»
Ich nahm einen der Beipackzettel in die Hand. Noch nie hatte ich außerhalb einer Apotheke so viele Medikamente auf einem Haufen gesehen.
«Okay. Er hat zwei Medikamente zur Blutdruckregulierung, das hier, um ihn abends zu senken, und das hier, um ihn anzukurbeln, wenn er morgens aus dem Bett kommt. Die hier braucht er ziemlich häufig, um seine Muskelkrämpfe in den Griff zu kriegen – davon müssen Sie ihm vormittags eine geben und nachmittags noch eine. Die kann er ohne Schwierigkeiten schlucken, weil sie klein sind und einen glatten Überzug haben. Die hier sind gegen Blasenkrämpfe und die gegen Sodbrennen. Die braucht er manchmal, wenn er sich nach dem Essen unwohl fühlt. Das hier sind Antihistaminika für morgens, und das sind seine Nasensprays, aber darum kümmere ich mich meistens, bevor ich gehe. Wenn er Schmerzen hat, kann er Paracetamol nehmen, und gelegentlich nimmt er eine Schlaftablette, aber danach ist er am nächsten Tag meistens gereizt, also versuchen wir, die möglichst wegzulassen.»
Ich hörte nur zu.
«Das hier», er hielt das nächste Medikament hoch, «sind die Antibiotika, die er alle zwei Wochen beim Katheterwechsel braucht. Das mache ich, es sei denn, ich bin ausnahmsweise mal weg, und dann gebe ich Ihnen vorher genaue Anweisungen. Sie sind ziemlich stark. Dort stehen die Schachteln mit den Latexhandschuhen, falls Sie ihn überhaupt mal waschen müssen. Daneben ist die Creme, falls er sich wund liegt, aber das hat sich beinahe ganz gegeben, seit wir die Luftmatratze haben.»
Dann griff er in seine Tasche und gab mir einen Schlüssel. «Das ist der Ersatzschlüssel für das Medikamentenschränkchen», sagte er. «Sie dürfen ihn niemand anderem geben. Nicht mal Will, okay? Den müssen Sie unter Einsatz Ihres Lebens hüten.»
«Das ist ziemlich viel auf einmal.» Ich schluckte.
«Es ist ja alles hier aufgeschrieben. Heute müssen Sie erst mal nur an seine Krampfmittel denken. Die hier. Und da steht meine Handynummer. Ich mache eine Weiterbildung, wenn ich nicht hier bin, also möchte ich nicht zu oft angerufen werden, aber solange Sie unsicher sind, habe ich nichts dagegen.»
Ich starrte den Folder an. Es kam mir vor, als müsste ich eine Prüfung ablegen, für die ich nicht gelernt hatte. «Und was ist, wenn er … auf die Toilette muss?» Ich dachte an den Hebezug. «Ich weiß nicht, ob ich ihn … wissen Sie … hochheben könnte.» Ich versuchte, mir meine Panik nicht anmerken zu lassen.
Nathan schüttelte den Kopf. «Damit haben Sie nichts zu tun. Dafür ist sein Katheter da. Und ich komme um die Mittagszeit, um ihn zu wechseln. Sie sind nicht für die körperliche Pflege
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