Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Titel: Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Attwood

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beispielsweise beim Golfen, Schwimmen, Snooker, Klettern und Marathonlaufen. Die Fähigkeit, sich voll und ganz einer Sache zu widmen und sehr viel Zeit in die Übung solcher Tätigkeiten zu stecken, kann dazu führen, dass sie herausragende sportliche Leistungen erzielen können.
Autodidaktische Fähigkeiten
    Ein Großteil des entsprechenden Wissens bringen sie sich selbst bei. Das Interesse wird eher ausgewählt, weil bestimmte Aspekte interessant erscheinen und weniger, weil es sich um die neueste Modewelle handelt. Bei dem Interesse handelt es sich oft um eine einzelgängerische Tätigkeit, die mit großer Leidenschaft verfolgt wird, an der aber andere Familienmitglieder oder Klassenkameraden keinen Anteil haben. Das Ausmaß an Fachwissen und Talent kann dabei erstaunlich sein und dazu führen, dass das Kind in der Schule erfolgreich wird oder gar an nationalen Wettbewerben für Sprachfertigkeiten oder für Mathematik teilnimmt und dafür von anderen bewundert wird.
Zeichnerisches und musikalisches Talent
    Das Interesse kann sich auch in der Kunst zeigen, etwa, wenn das Kind perfekt zeichnen oder Skulpturen schaffen kann oder musikalisches Talent besitzt. Die Aufmerksamkeit für das Detail, ein fotografischer Realismus und die Verwendung von Farben können herausragend sein. Manchmal verbindet sich dabei das künstlerische Talent mit anderen Interessen, zum Beispiel, wenn das Kind Ölgemälde von Dampflokomotiven malt. Oder die Fähigkeit besteht darin, beim Singen immer exakt den Ton zu treffen oder Gefühle durch Musik auszudrücken.
Technik
    Wie bei anderen Gleichaltrigen kann sich im Jugendalter ein Interesse für Elektrotechnik und Computer, aber auch für Fantasyliteratur, Science-Fiction und manchmal auch an einer bestimmten Persönlichkeit entwickeln. Doch die Intensität und der Fokus sind wiederum ungewöhnlich.
Verwandlung in eine bestimmte Figur
    Die Person kann von einer bestimmten, mythologischen, historischen oder realen Figur fasziniert sein. Das Interesse an einer realen Person kann dabei wie eine übliche Teenager-Verliebtheit aussehen. Die Intensität kann aber dazu führen, dass demjenigen Stalking und Belästigung vorgeworfen oder dass Absichten falsch interpretiert werden. Das Interesse an Fantasybüchern und an entsprechenden Figuren kann so intensiv sein, dass derjenige eigene Rollenspiele und detaillierte Zeichnungen dazu entwickelt.
Computerkenntnisse
    Einigen Menschen mit Asperger-Syndrom fällt es leicht, Computersprachen und -grafiken zu verstehen und sie verfügen oft auch über fortgeschrittene Kenntnisse im Programmieren. Erst werden sie vielleicht als computerfixierte Außenseiter betrachtet und abgelehnt, später aber von Gleichaltrigen geschätzt, weil sie Codes knacken und Computerprobleme lösen können.
    AUS DEM LEBEN
    »Ich war das «Tank Girl»«
    Nita Jackson beschreibt, wie sie von einem Interesse an Gegenständen zu einem Interesse an bestimmten Personen gekommen ist:
    »Zunächst hatte ich besondere Vorlieben für Kunststoffgegenstände wie Flaschen, Pony-Figuren (von denen hatte ich insgesamt 44 Stück, die ich in einer bestimmten Reihenfolge auf meinem Fensterbrett anordnete) und Barbie-Puppen. Im Alter zwischen 8 und 12 war ich von einigen Frauen besessen, die ich unbedingt nachahmen wollte, das konnten echte oder fiktive Personen sein. Eine besondere Figur war dabei das Tank Girl von Hewlett und Martin – eine freche australische Comic-Heldin, die jeden fertigmachen konnte, der ihr über den Weg lief. Als Freund hatte sie eine Mischung aus einem Punker und einem Känguru mit Namen Booga sowie eine Bande von Freunden aus Männern, Frauen und Mischwesen, ähnlich wie Booga, einen wunderbar schrägen, sprechenden und sehr modebewussten Koalabären, Camp Koala, und, neben vielen anderen, ein Erdferkel namens Mr. Precocious. Ich war vom Tank Girl völlig fasziniert, weil es all das war, was ich nicht war – groß, attraktiv, frech, hart zuschlagend, tough, beliebt, unabhängig und begehrt. Ich habe die Comics von Hewlett und Martin geradezu religiös verehrt, bis ich sie Wort für Wort auswendig kannte. Wahrscheinlich wirkte es vollkommen lächerlich, wenn ich mitten in einem Gespräch anfing, wie das Tank Girl zu reden, ohne Zusammenhang mit dem Thema, um das es gerade ging. Ein Beispiel dafür wäre etwa:
    Mutter: Was hast du heute in der Schule gemacht?
    Ich: Booga, wer ist schon David Essex? Und übrigens sagt Camp Koala, du schlägst zuerst zu.« 15
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