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Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Titel: Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Attwood
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dieselben Unannehmlichkeiten für alle Parteien als Lösung angestrebt werden. Wenn dabei ein Erwachsener eine »gerechte« Lösung anstrebt, kann das Kind selbst diese Lösung als ungerecht ansehen, weil es eine andere Wahrnehmung in Bezug auf Verantwortlichkeit, Konfliktlösung und Vergeltung besitzt.
    Die »Gerechtigkeitsskala« ist eine interaktive Erziehungsstrategie, bei der visuelles Verständnis eingesetzt wird, um dem Kind dabei zu helfen, das Maß an Bedeutung – das »Gewicht« –, das bestimmten Handlungen beigemessen wird, ebenso zu verstehen wie die »Balancierung« bei der Bestimmung des Maßes an Verantwortlichkeit und der Konsequenzen.
Die Schwere der Tat wird durch Bauklötzchen symbolisiert
Der erste Schritt ist, zu bestimmen, wer an einem bestimmten Vorfall beteiligt war. Der Name jedes Beteiligten wird dann jeweils auf ein gesondertes Blatt Papier geschrieben und diese Blätter werden vor dem Kind auf den Tisch gelegt. Wenn es nur zwei Beteiligte gibt, kommt man auch ohne diese Blätter aus und kann die Skalen direkt verwenden.
Sie holen nun mindestens 20 Bauklötzchen, wobei die Anzahl die Schwere derTat symbolisiert. Ein kleineres Vergehen gegen soziale Regeln wird mit nur einem oder zwei Bauklötzchen bewertet, während ein schwereres Vergehen, das zu ernsthaften Schäden und Verletzungen führt, deutlich mehr Bauklötzchen entspricht.
Bitten Sie das Kind, den Ablauf der Ereignisse aus seiner Perspektive zu beschreiben. Sobald in diesem Ablauf beschrieben wird, wie einer der Beteiligten sich eines Vergehens sozialer Regeln schuldig macht, fragen Sie es, wie viele Bauklötzchen dieses Verhalten »wert« ist. Das Kind kann dabei gegebenenfalls etwas Hilfestellung benötigen, wobei ihm erklärt wird, warum einige Vergehen eine höhere Anzahl an Bauklötzchen entsprechen als andere, etwa, indem man ihm erklärt, dass bestimmte Handlungen Auswirkungen auf die Gefühle anderer, auf deren Gesundheit haben oder dass es Geld kosten kann, um Schäden zu beheben.
Wenn am Ende die Anzahl der Bauklötzchen für eine Person bestimmt ist, werden diese Bauklötzchen auf das Blatt mit dem Namen der entsprechenden Person gelegt. Das wird für jeden der Beteiligten wiederholt. Und schließlich kann das Kind sehen, wer wie viele Bauklötzchen erhält.
    Dieses Verfahren dient dazu, dass das Kind die relative Bedeutung der eigenen Handlungen und der Handlungen anderer erkennen und die angemessenen Konsequenzen abschätzen kann.
Eine »Landkarte« der sicheren Orte erstellen
    Carol Gray 17 schlägt vor, eine Karte der Welt des Kindes zu schaffen und darin die Orte zu identifizieren, wo das Kind besonders anfällig für Bullying-Attacken ist, sowie die Orte, wo es besonders sicher davor ist. So sieht man, welche Orte zusätzlicher Beobachtung bedürfen und welche Orte als eine Art Asyl verwendet werden können. Ein Problem bei Präventionsprogrammen gegen Bullying ist, dass sie auf die Beobachtung durch das Schulpersonal angewiesen sind, wobei das Bullying in aller Regel im Verborgenen geschieht; nur rund 15 Prozent dieser Attacken werden vom Lehrer im Klassenraum und nur 5 Prozent werden von ihm auf dem Schulhof beobachtet. 18 Allerdings beobachten oft andere Kinder derartiges Bullying und sind daher besonders wichtige Teilnehmer solcher Programme.
Positiven Gruppendruck nutzen
    Der Verhaltenskodex bei Bullying in der Schule sollte auch Reaktionen Gleichaltriger umfassen. Es sollte regelmäßige Klassendiskussionen geben, in denen der Kodex sowie bestimmte Vorfälle und Vorgehensweisen besprochen werden. Auch die Kinder selbst können ein eigenes Trainingsprogramm in Bezug auf Bullying benötigen.Dieses Programm kann Informationen über die langfristigen Auswirkungen sowohl für diejenigen Kinder, die Bullying ausführen, als auch auf deren Opfer beinhalten. Die Kinder, von denen man weiß, dass sie andere mobben, müssen sowohl an die kurzfristigen Konsequenzen im Sinne des vereinbarten Verhaltenskodexes erinnert werden als auch an die langfristigen Auswirkungen, die solches Verhalten auf die Fähigkeit, Freundschaften zu schließen und später im Beruf erfolgreich zu sein, hat. Auch sollten sie auf die Gefahr hingewiesen werden, dass sie dadurch anfälliger für bestimmte seelische Störungen werden und dass sie später auch eher straf bare Handlungen ausüben.
Die »schweigende Mehrheit« der Kinder, die weder als Täter noch als Opfer beteiligt ist, sollte ermutigt werden, sowohl das Kind, das zur Zielscheibe

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