Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Titel: Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Attwood
Vom Netzwerk:
er an meiner Seite stand, erhöhte sich sofort auch mein eigener sozialer Status in uns erer Gr uppe und darüber hinaus. Er war die ganze Zeit mein Freund und ist mit den Jahren so etwas wie mein Beschützer geworden. Er zeigte indirekt und direkt seine Unterstützung für mich, etwa, wenn er einen Platz für mich am E ssenstisch freihielt, neben mir in das Klassenzimmer ging oder mich zu einer Party brachte. Craig kam mir immer zu Hilfe, oft sogar, bevor ich selbst mitbekam, dass ich Hilfe benötigte.« 19
Strategien für das Opfer
    Es gibt Strategien, die von dem Kind genutzt werden können, das zur Zielscheibe von Bullying wird, zum Beispiel die, dass es solchen Situationen möglichst aus dem Weg geht. Ein Kind mit Asperger-Syndrom kann etwa einen Rückzugsraum aufsuchen, allerdings kann es gerade dort auch besonders gefährdet sein.
Die Masse bietet Sicherheit
    Der beste Platz, um sich zu »verstecken«, ist innerhalb einer Gruppe anderer Kinder oder zumindest in deren Nähe. Es ist also wichtig, dass Kinder mit Asperger-Syndrom von einer solchen Gruppe akzeptiert werden, wenn sich Angreifer ein potenzielles Opfer suchen. Diese Akzeptanz ist Teil des Verhaltenskodexes der Klasse bei Bullying. Andere Möglichkeiten sind Pausenaktivitäten in einem von Lehrern beobachteten Klassenraum, beispielsweise eine Schachgruppe, oder das Kind trifft sich mit Gleichgesinnten auf dem Schulhof.
Nichtbeachtung funktioniert nicht
    Es gibt bewährte Ratschläge, was man tun kann, wenn das Opfer durch seine Reaktionen die Situation noch verschlimmert. Der Rat, einfach nicht auf die Handlungen und Worte der Angreifer zu achten, funktioniert nicht. Es ist ein Mythos, dass man mit dem Ignorieren des Bullyings etwasvermeiden kann. Stattdessen wird der Angreifer sein Bullying immer weiter eskalieren, bis das Kind schließlich doch reagiert. Donna Williams schrieb mir einmal in Bezug auf das Bullying, das sie als Kind durchgemacht hat, dass, wenn sie verzögert oder gar nicht reagiert hat, besonders auf Schmerzen, dass dann die anderen Kinder geglaubt haben: »Dann macht es ja wohl nichts; sie scheint das gar nicht zu spüren.«
    AUS DEM LEBEN
    Sich zu verstecken, ist meist keine gute Idee
    Luke Jackson, ein Teenager mit Asperger-Syndrom, bietet folgenden Rat:
    »Eines Tages hielt ich es einfach nicht mehr aus. Ich habe mich in den Umkleideräumen vor den Kindern versteckt, die mich quälten. Ich wünschte, ich hätte mein Buch schon damals geschrieben, denn dann wäre mir klar geworden, dass sich zu verstecken das Schlechteste war, was ich tun konnte. Die beiden Typen haben mich schließlich gefunden und sind mit mir ziemlich genau so umgegangen wie eine Katze, die mit einer Maus spielt.« 20
    »Geh also niemals in der Pause in irgendeine einsame Ecke. Suche dir lieber einen sicheren Ort wie die Bücherei. Ich weiß, das klingt vielleicht merkwürdig, aber wenn man denkt, man könne sich gut verstecken, wird man viel eher gefunden und geärgert. Kinder mit Asperger-Syndrom kriegen oft nicht gut mit, wie andere Leute denken. Am besten bleibt man in der Nähe eines Freundes, wenn man einen hat, oder man sucht sich zumindest Orte mit vielen Menschen.« 21
Versuchen, ruhig und selbstbewusst zu bleiben
    Irgendwie muss das Kind also reagieren, doch was genau soll es tun? Grundsätzlich sollte das Kind ruhig bleiben, sich sein Selbstwertgefühl bewahren und selbstbewusst und konstruktiv reagieren. Ruhig zu bleiben und das Selbstwertgefühl bewahren kann für Kinder mit Asperger-Syndrom besonders schwierig sein, es kann aber helfen, wenn das Kind dabei zu sich selbst spricht, damit es die Kontrolle über sich nicht verliert. Kinder, die zur Zielscheibe anderer werden, müssen sich bewusst machen,
dass es nicht ihre Schuld ist,
dass sie solche Handlungen und Bemerkungen nicht verdienen und
dass es die Angreifer sind, die ihr Verhalten ändern sollten.
»Ich mag das nicht, hört auf«
    Gray 22 schlägt vor, dass das Kind einen einfachen, wahren Satz immer wieder vor sich her sagt. Beispiele hierfür sind: »Ich habe das nicht verdient, hört auf;« und »Ich mag das nicht, hört auf.« Das Kind sollte nichts Unwahres sagen, etwa »Es macht mir nichts aus.« Für Kinder mit Asperger-Syndrom, die ohnehin ungern die Unwahrheit sagen, wäre das auch besonders schwierig.
    Das Kind mit Asperger-Syndrom könnte auch mit einer humorvollen Bemerkung reagieren, aber natürlich wird es für ein solches Kind in einer solchen Situation besonders schwer sein,

Weitere Kostenlose Bücher