Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

seinen Humor zu bewahren.
Seine Gefühle äußern
    Wenn das Opfer sich nicht sicher ist, ob eine andere Person freundlich ist oder nicht, könnte es zurückfragen: »Ist das jetzt böse gemeint oder nicht?« Das Kind wird auch seine Gefühle klar zum Ausdruck bringen müssen: »Was du da tust/sagst, macht mich wütend/verwirrt etc.«
Beistand suchen
    Es ist wichtig, dass das Kind sagt, dass es das Bullying ber ichten wird. Das Kind kann dann versuchen, die Situation zu klären, indem es auf einen Erwachsenen oder auf eine Gruppe anderer Kinder zugeht. Wenn das Bullying in der Klasse passiert, kann der Lehrer dem gemobbten Kind erlauben, sich woanders hinzusetzen oder das Kind tut dies von sich aus.
    Das Kind mit Asperger-Syndrom braucht vor allem Hilfestellung, wenn es von der Grund- auf die Oberschule wechselt und dort mit besonders aggressiven Angreifern konfrontiert wird.
    AUS DEM LEBEN
    Die Kinder vorwarnen
    Nita Jackson gibt in ihrer Autobiografie dazu folgenden Rat:
    »Dass ich das Asperger-Syndrom habe, macht mich nicht weniger zum Menschen oder weniger emotional, es macht mich nur verletzlicher. Ich denke daher, dass andere Teenager mit Asperger-Syndrom immer vorgewarnt werden sollten, welche Probleme sie mit normalen Kindern zu erwarten haben. Eltern – redet mit euren Kindern; und Kinder – hört auf eure Eltern! Ich habe das nicht getan... und ihr seht, wie es mir ergangen ist.« 23
Strategien für Fachkräfte
    Es gibt Strategien, die von einem Psychologen, einem Schulberater oder einem Beratungslehrer umgesetzt werden können. Der erste Schritt ist, mit dem Kind zu klären, warum jemand es mobben will. Die Gedanken und Motive anderer sind für ein Kind mit Asperger-Syndrom nicht immer offensichtlich, da es Schwierigkeiten mit Theory-of-Mind-Fähigkeiten hat. Das Kind kann sich verwirrt fragen, wieso jemand so unfreundlich sein kann, wieso es selbst zur Zielscheibe geworden ist und was es nun denken oder tun soll. Ich schlage zwei Strategien vor, die von Carol Gray 24 entwickelt worden sind, nämlich Comic-Gespräche, mit denen die Gedanken und Gefühle aller Teilnehmer erkannt und erklärt werden können sowie Social Stories, um zu bestimmen, was man tun kann, wenn vergleichbare Umstände wieder auftauchen.
Comic-Gespräche
    Comic-Gespräche umfassen Zeichnungen eines Ereignisses oder einer Abfolge von Ereignissen in der Form einer Bilderreihe, bei der bestimmte Figuren für die entsprechenden beteiligten Personen stehen und bei der Sprech- und Gedankenblasen für das stehen, was diese Personen denken oder aussprechen. Das Kind und der Lehrer benutzen dann Farbstifte, wobei jede Farbe ein bestimmtes Gefühl repräsentiert. Wenn das Kind die Sprechblasen ausfüllt, zeigt die Wahl der von ihm verwendeten Farbe an, welches vermittelte oder intendierte Gefühl er mit den Worten verbindet. Das kann die Interpretation der Ereignisse durch das Kind sowie die Logik, die hinter dessen Reaktionen steht, verdeutlichen. Es kann dem Kind auch helfen, seine Fehlinterpretationen zu erkennen und zu korrigieren und aufzuzeigen, wie alternative Reaktionsmöglichkeiten sich auf die Gedanken und Gefühle der Teilnehmer auswirken. Wenn neue Reaktionen bestimmt worden sind, kann das Kind davon profitieren, diese Reaktionen in Rollenspielen durchzuspielen und es kann ermuntert werden, davon zu berichten, wenn eine solche alternative Reaktion sich in der Praxis als erfolgreich herausstellt. Das Kind mit Asperger-Syndrom kann über seine Fortschritte Buch führen, insbesondere, wenn die erfolgreiche Bewältigung eines Vorfalles zu Lob und Anerkennung geführt hat.
Bücher und spezielle Programme
    Das Kind kann altersgerechte Bücher lesen, in denen die Hauptfigur von Bullying betroffen ist und so darauf reagiert, dass die Reaktionen dem Leser als Vorbild dienen könnten. Ich empfehle allerdings, bei der Auswahl dieser Bücher sorgfältig vorzugehen, da nicht jede dargestellte Reaktionsweise hilfreich bei der Vorbeugung gegen Bullying ist und auch nicht jede dieser Reaktionsweisen für Kinder mit Asperger-Syndrom infrage kommt.
    Es gibt viele Programme zur Vorbeugung gegen Bullying in der Schule für normale Kinder und einige dieser Programme können auch für Kinder mit Asperger-Syndrom angewendet werden. 25 Es gibt allerdings auch schulische Programme, die speziell von Experten im Bereich Asperger-Syndrom entworfen worden sind. 26 [Solche sp eziel len P rog ra mme gibt es zurzeit leider noch nicht im deutschsprachigen Raum.]