Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
bislang keine veröffentlichten Studien, die untersucht hätten, ob und wie Social Stories tatsächlich diese Fähigkeiten verbessert haben; ein solcher Effekt ließe sich durch die Verwendung von ToM-Standardtests nachweisen. Ich weiß aber, dass Lehrer, Eltern und praktizierende Spezialisten Strategien wie die Social Stories heute benötigen und nicht warten können, bis durch Studien nachgewiesen ist, ob sie zur Verbesserung von ToM-Fähigkeiten beitragen.
Trainingsprogramme zur Theory of Mind
In einigen Studien hat man untersucht, ob man ToM-Fähigkeiten mit Trainingsprogrammen zur Verbesserung der sozialen Kognition fördern könnte. In diesen Programmen wurde das Training sozialer Fähigkeiten geübt, indem ein Gruppenformat 22 , einfache Computerprogramme 23 und ein Lehr- bzw. Arbeitsbuch 24 verwendet wurden. Bewertungsverfahren, die mit Standardmessungen die ToM-Fähigkeiten vor und nach der Behandlung gemessen haben, haben bestätigt, dass dieseProgramme die Fähigkeit, ToM-Aufgaben zu lösen, verbessern. Allerdings konnte in diesen Programm nicht beobachtet werden, ob die getesteten Personen das Gelernte auch generalisieren und auf Situationen anwenden konnten, die über das Trainingsprogramm hinausgingen.
Zwei Studien verwendeten einen interessanten Ansatz, um Kindern mit Asperger-Syndrom im Vorschulalter ToM-Fähigkeiten zu vermitteln, indem eine »Bild-im-Kopf«-Strategie verwendet wird. 25 Zum Trainingsverfahren gehörte, dass ein Foto in den Schlitz im Kopf einer Puppe gesteckt wurde, um so die Idee zu veranschaulichen, dass eine andere Person etwas sehen oder wissen kann, das von dem abweicht, was man selbst sieht oder weiß.
Comic-Gespräche
Comic-Gespräche wurden ursprünglich von Carol Gray entwickelt und arbeiten mit einfachen Zeichnungen wie Strichmännchen, Sprech- und Gedankenblasen und Texten in verschiedenen Farben, um eine Abfolge von Handlungen, Gefühlen und Gedanken in einer bestimmten sozialen Situation zu veranschaulichen. 26 Kinder kennen Sprech- und Gedankenblasen, weil sie selbst oft Comics lesen. Wir wissen, dass Kinder bereits im Alter von drei Jahren verstehen, dass Gedankenblasen für das stehen, was eine Person denkt. 27 In jüngsten Studien wurde untersucht, ob solche Gedankenblasen auch genutzt werden können, um autistischen Kindern ToM-Fähigkeiten beizubringen; tatsächlich wurde gezeigt, dass sich mit dieser Methode ein gewisser Erfolg erzielen lässt. 28
Die Farben symbolisieren die Gefühle
Bei Comic-Gesprächen stellt ein Comicstrip jeweils ein Gespräch zwischen dem Kind und einem Erwachsenen dar, wobei die Zeichnungen dabei helfen zu bestimmen, was jemand denkt, fühlt, gesagt oder getan hat oder möglicherweise tun wird. Man kann Farben verwenden, um eine bestimmte emotionale »Färbung« oder eine Motivation zu kennzeichnen; eine Farbskala kann dann die jeweilige Farbe einem bestimmten Gefühl zuordnen. Das Kind kann etwa die Farbe Rot wählen, um auszudrücken, dass die entsprechenden Worte als traurig oder als wütend wahrgenommen werden. Sie erfahren, wie das Kind ein bestimmtes Ereignis wahrnimmt und können mögliche Fehlinterpretationen korrigieren. Ein Vorteil dieses Ansatzes liegt darin, dass das Kind und der Erwachsene miteinander reden können, ohne sich dabei ansehen zu müssen; sie konzentrieren sich gemeinsam auf die vor ihnen liegende Zeichnung.
Missverständnisse klären
Der allgemeine Ansatz beruht auf einer gemeinsamen Entdeckung der visuell klar dargestellten Gedanken und Gefühle und nicht darauf herauszufinden, wer Schuld hat. Sie können Comic-Gespräche nutzen, um Missverständnisse (auf beiden Seiten) ebenso zu erklären wie zum Beispiel das Phänomen Sarkasmus und auch, um mögliche alternative Handlungsverläufe und deren Folgen darzustellen, indem Handlungen, Aussagen und Gedanken variiert werden.
Zahlenskala für die Intensität eines Gefühls
Ich verwende Comic-Gespräche regelmäßig, wenn ich Klienten mit einer affektiven Störung behandle (siehe Kapitel 6). Kinder mit Asperger-Syndrom kommunizieren ihre Gedanken und Gefühle oft geschickter in Form von Zeichnungen statt in mündlicher Rede. Obwohl sie oft Schwierigkeiten haben zu erkennen, was jemand anderes gerade denkt oder fühlt, zeigt die klinische Erfahrung, dass sie noch größere Schwierigkeiten haben, wenn sie den Grad eines bestimmten Gefühls bestimmen sollen. Daher füge ich eine Komponente zu den Comic-Gesprächen hinzu: Man kann eine Zahlenskala – etwa von eins
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