Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Titel: Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Attwood
Vom Netzwerk:
Kind traurig, verwirrt, peinlich berührt, ängstlich oder eifersüchtig ist, zeigt ein Kind mit Asperger-Syndrom oft nur eine einzige Reaktion, nämlich Wut. Negative Gefühle wie Wut, Angst und Traurigkeit werden mitunter extrem ausgedrückt; Eltern beschreiben dies als eine Art An/Aus-Schalter.
In Gesichtern lesen
    Die Fähigkeit, Gefühle im Gesichtsausdruck zu identifizieren, kann beurteilt werden, indem dem Menschen mit Asperger-Syndrom Fotos von Gesichtern gezeigt werden und man sie dann fragt, welche Emotion dort dargestellt werden, wobei man die Anzahl der Fehler, die Unsicherheit und die Zeit, die für eine Antwort benötigt wird, registriert. Die Antwort ist vielleicht korrekt, doch wurde sie über eine zeitaufwändige Analyse der Gesichtsformen und durch einen Vergleich mit früheren Erfahrungen mit vergleichbaren Gesichtern gewonnen. Normale Menschen lösen diese Tests sehr einfach und ohne große intellektuelle Anstrengung. Ein Kind mit Asperger-Syndrom dagegen kann zwar normalerweise die Extreme der grundlegenden Emotionen, also Traurigkeit, Wut und Glück, erkennen, doch tut es sich schwer mit dem Verstehen subtilerer Ausdrücke, etwa Verwirrung, Eifersucht oder Zweifel.
Selbst Gefühle mit dem eigenen Gesicht ausdrücken
    Während der Diagnose bitte ich die Person normalerweise, eine bestimmte Emotion mit dem Gesicht auszudrücken. Normale Kinder im Vorschulalter haben keine Probleme damit, auf Kommando ein glückliches, trauriges, wütendes oder ängstliches Gesicht zu machen. Dagegen haben Menschen mit Asperger-Syndrom, auch einige Erwachsene, mit dieser Aufgabe beträchtliche Schwierigkeiten. Der Person gelingt es vielleicht, den entsprechenden Gesichtsausdruck zu produzieren, indemsie ihr Gesicht physisch verändert, sie bietet dabei aber teilweise nur ein einzelnes Element dieses Ausdrucks, etwa die Form des Mundes, die bei Traurigkeit gezeigt wird, oder es wird eine Grimasse gemacht, die keiner menschlichen Emotion zuzuordnen ist. Auch erklärt eine solche Person oft, dass es diese Emotion nur schwer darstellen kann, weil es das Gefühl in dem Moment nicht wirklich fühlt.
Fragen an die Eltern
    Die Fähigkeit, Emotionen zu verstehen, auszudrücken und zu steuern, kann beurteilt werden, indem den Eltern bestimmte Fragen gestellt werden, zum Beispiel:
Zeigt das Kind ungewöhnliche emotionale Manierismen, etwa das Flattern mit den Händen, wenn es aufgeregt ist oder Hin- und Herschaukeln, wenn es sich konzentrieren oder entspannen will?
Versteht das Kind, dass in manchen Situationen ein Ausdruck der Dankbarkeit, eine Entschuldigung oder ein Ausdruck der Reue erfolgen sollte?
Hat das Kind Schwierigkeiten damit, Anzeichen von Langeweile, Ärger oder peinlichem Berührtsein zu erkennen?
Fehlt es dem Kind an Differenziertheit oder Reife beim Ausdruck von Wut, Zuneigung, Angst und Traurigkeit?
Hat das Kind schnelle Stimmungsschwankungen?
Wie zeigt das Kind Zuneigung bzw. wie reagiert es auf Zuneigung?
In der Schule reißt sich das Kind zusammen, zu Hause lässt es seiner Wut freien Lauf
    In Gesprächen mit den Eltern lässt sich herausfinden, ob das Kind in der Schule Gefühle der Verwirrung und Frustration unterdrückt, diese dann aber zu Hause herauslässt. Manche Kinder mit Asperger-Syndrom beschreibe ich als »Jekyll und Hyde« – in der Schule ein Engel, aber ein Teufel zu Hause. In der Fachliteratur wird dies als »Maskierung« beschrieben. 16 Leider wird manchmal auch ein Elternteil persönlich dafür kritisiert, dass er mit dem Kind zu Hause nicht klarkomme. Ein Lehrer hat einmal berichtet, dass das entsprechende Kind sich in der Klasse vorbildlich verhalte, dass also der Fehler bei den Eltern und ihrer Unfähigkeit, mit den Gefühlen des Kindes umzugehen, liegen müsse. Es ist wichtig, dass auch die Schulen erkennen, dass diese Kinder manchmal bewusst ihre Gefühle unterdrücken können und warten, bis sie nach Hause kommen, um ihre Wut an jüngeren Geschwistern und den fürsorglichen Eltern auszulassen. Diese Kinder sind in der Schule verwirrter, frustrierter und gestresster, als es ihre Körpersprache verrät. Der Grund für das Problem liegt darin, dass das Kind in der Schule nicht über seine extreme Belastung berichtet, und nicht in angeblich überforderten Eltern.
Verwirrung und Angst werden aufgestaut
    Die Diagnosestellung sollte auch eine Untersuchung von Beispielen fürunangemessene oder ungewöhnliche emotionale Reaktionen bei Stress beinhalten, etwa wenn derjenige kichert 17 oder

Weitere Kostenlose Bücher