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Ein Garten im Winter

Ein Garten im Winter

Titel: Ein Garten im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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fühlte sich plötzlich, als würde sie fallen. Ihr wurde flau im Magen und ihre Augen brannten. Wie sollte sie ja sagen? Aber wie konnte sie nein sagen? Sie liebte diesen Mann. Da war sie sich sicher. Aber was den Rest betraf … Sich niederlassen? Ein Haus in der City oder in der Vorstadt mieten? Eine ständige Adresse haben? Wie sollte das gehen? Sie hatte sich nie ein anderes Leben gewünscht als das, das sie jetzt führte. Sie konnte keine Wurzeln schlagen – das war etwas für Männer wie ihren Vater oder Frauen wie ihre Schwester, die wollten, dass der Boden, auf dem sie standen, unveränderlich war. Und wenn Danny sie wirklich liebte, dann wüsste er das.
    »Komm doch einfach übers Wochenende mit mir nach Atlanta. Dann sprechen wir mit ein paar Leuten und sehen, ob wir was für dich finden. Schließlich bist du eine weltberühmte Fotojournalistin, verdammt noch mal. Die werden sich um dich reißen. Komm schon, gib uns eine Chance.«
    »Ich fahre mit Mom und Meredith nach Alaska.«
    »Dazu bist du rechtzeitig zurück, versprochen.«
    »Aber … das Märchen … ich muss noch mehr recherchieren. Ich kann die Geschichte jetzt nicht einfach fallen lassen. Vielleicht in zwei Wochen, wenn wir fertig sind …«
    Danny löste sich von ihr. »Es wird immer eine andere Geschichte geben, der du nachgehen musst, nicht wahr, Neens?«
    »Das ist nicht fair. Hier geht’s um die Geschichte meiner Familie und das Versprechen, das ich meinem Vater gegeben habe. Du kannst nicht von mir verlangen, das aufzugeben.«
    »Hab ich das?«
    »Du weißt, wie ich das meine.«
    »Ich dachte eigentlich, ich hätte dir einen Heiratsantrag gemacht und keine Antwort bekommen.«
    »Lass mir noch etwas Zeit.«
    Er beugte sich zu ihr und gab ihr einen Kuss. Diesmal war er sanft, langsam und traurig. Und als er sie wieder in seine Arme nahm und sie noch einmal liebte, lernte sie etwas, was sie vorher noch nicht gewusst hatte: Sex konnte vieles bedeuten, dieses Mal war es ein Abschied.
    Meredith war schon seit Jahren nicht mehr ohne Jeff und die Mädchen verreist. Als sie ihren Koffer immer wieder neu packte, nahm ihre Begeisterung sprunghaft zu. Sie hatte schon immer nach Alaska gewollt.
    Warum war sie eigentlich nie dorthin gereist?
    Als ihr die Frage durch den Sinn fuhr, musste sie erst mal innehalten. Sie starrte auf den offenen Koffer auf ihrem Bett, sah jedoch nicht den ordentlich gefalteten weißen Pullover, sondern ihre eigene blanke Lebenslandschaft.
    Im Großen und Ganzen hatte sie die Familienurlaube geplant, aber immer jemand anderen das Ziel aussuchen lassen. Jillian hatte den Grand Canyon sehen wollen, daher hatten sie im Sommer dort gezeltet. Maddy war immer ein Tiki-Girl gewesen, daher hatten zwei Urlaube auf Hawaii ihren Spitznamen zementiert; und Jeff fuhr gern Ski, daher fuhren sie jedes Jahr ins Sun Valley.
    Aber niemals waren sie in den Norden gereist, nach Alaska.
    Warum eigentlich? Warum hatte Meredith so bereitwillig ihr eigenes Glück vernachlässigt? Sie hatte gedacht, es käme eine Zeit, in der sie ihre Wünsche realisieren könnte. Wenn sie neunzehn Jahre ihre Kinder an die erste Stelle rückte, könnte sie danach den Kurs wechseln und sich auf sich selbst konzentrieren. So einfach, als würde sie eine Fahrspur wechseln. Aber so war es nicht gewesen, jedenfalls nicht bei ihr. Sie hatte sich zu sehr in ihrem Mutterdasein verloren, um einfach dort weiterzumachen, wo sie Jahre zuvor aufgehört hatte.
    Als sie sich im Zimmer umsah, fielen ihr überall Hinweise auf ihr Leben ins Auge – Familienfotos, Kunstprojekte, die ihre Töchter im Verlauf der Jahre angefertigt hatten, Souvenirs, die sie und Jeff zusammen gekauft hatten. Direkt an ihrem Bett stand ein Bild, das sie jeden Tag ihres Lebens sah, aber seit Jahren nicht mehr richtig betrachtet hatte. Darauf waren Jeff und sie noch jung – kaum erwachsen – und hielten ein kahlköpfiges kleines Mädchen mit strahlenden Augen im Arm. Jeff hatte lange weizenblonde Haare, die ihm der Wind über die gebräunten Wangen wehte. Und er lächelte so offenkundig glücklich, dass ihr fast der Atem stockte.
    »Das sind wir« , hatte er an diesem Tag vor vielen, vielen Jahren zu Meredith gesagt, als sie ihre Tochter Jillian im Arm gehalten hatten. Das Beste von uns.
    Plötzlich war der Gedanke, ihn zu verlieren, unerträglich. Sie schnappte sich ihren Wagenschlüssel und fuhr zu seiner Redaktion, doch als sie in seinem Büro stand und ihn ansah, merkte sie, dass sie genauso

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