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Ein Garten im Winter

Ein Garten im Winter

Titel: Ein Garten im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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mit dir dahin fahren.«
    Die Mutter stand auf und ging zur Flügeltür im Esszimmer. Sie starrte hinaus auf den Wintergarten, der jetzt in voller Blüte stand. »Wann fahren wir?«
    Am nächsten Morgen stand Nina mit dem Fotoapparat in der Hand am Zaun und beobachtete, wie die Arbeiter auf die Plantage kamen. Frauen gingen zum Lager, wo sie Äpfel für den Export in alle Welt verpacken würden. Nina wusste, dass sie in ein paar Monaten damit beschäftigt sein würden, die neue Ernte nach Qualitätskategorien zu sortieren. Draußen wimmelten die endlosen Reihen der Apfelbäume von Männern mit verblichenen Jeans und meist pechschwarzen Haaren, die mit Leitern auf die Bäume stiegen, um die neuen Äpfel zum Schutz gegen das Wetter und Parasiten einzupacken.
    Sie wollte gerade wieder ins Haus gehen, als ein schmutziger blauer Wagen vor der Garage vorfuhr. Die Fahrertür ging auf, und als Nina einen graumelierten Haarschopf auftauchen sah, rannte sie schon los.
    »Danny!«, rief sie und warf sich ihm so ungestüm in die Arme, dass er rückwärts taumelte und gegen den Wagen prallte, doch er ließ sie nicht los.
    »Du bist nicht so leicht aufzuspüren, Nina Whitson.«
    Lächelnd nahm sie seine Hand. »Aber du hast es geschafft. Komm, ich führe dich herum.«
    Überraschend stolz zeigte sie ihm die geliebte Apfelplantage ihres Vaters. Hier und da erzählte sie ihm Geschichten aus ihrer Vergangenheit; doch hauptsächlich erzählte sie ihm von der Geschichte ihrer Mutter.
    »Warum bist du hier?«, fragte sie ihn schließlich
    Er sah sie lächelnd an. »Immer schön eins nach dem anderen. Wo ist dein Schlafzimmer?«
    »Im zweiten Stock.«
    »Verdammt. Ich muss also auch noch dafür arbeiten.«
    »Ich sorg dafür, dass es sich lohnt. Versprochen.« Sie gab ihm einen Kuss aufs Ohr.
    Er trug sie die Treppe hinauf in ihr Mädchenzimmer.
    »Du warst also Cheerleaderin?«, bemerkte er mit Blick auf die verstaubten roten und weißen Pompons in der Ecke. »Wieso hast du das nie erzählt?«
    Sie fing an, sein Hemd aufzuknöpfen. Die Vorfreude auf seine Berührungen war eine köstliche Qual, und als sie beide nackt auf dem Bett lagen, liebkoste er sie mit einer Leidenschaft, die ihrer entsprach. Sie entbrannte für ihn, anders ließ es sich nicht ausdrücken. Und als sie kam, war es so intensiv, dass sie meinte, sich innerlich aufzulösen.
    Danach stützte er sich auf einen Ellbogen und schaute sie an. Sein Gesicht war tiefbraun und zerfurcht, die Falten an seinen Augen wirkten wie winzige weiße Einkerbungen eines Messers. Seine Locken standen jetzt wie Dutzende winziger Flügel ab. Er lächelte, aber unter der Freude verbarg sich etwas Dunkleres, und der Blick in seinen Augen war fast traurig. »Du hast gefragt, wieso ich hier bin.«
    »Lass mich doch erst mal wieder zu Atem kommen.«
    »Du atmest doch«, erwiderte er leise. Als sie diese zwei Wörter hörte und den Blick in seinen Augen sah, wusste sie Bescheid.
    »Okay, warum bist du hier?«
    »Ich war in Atlanta. Von dort aus war es nur einen Katzensprung bis hierher.«
    »Atlanta?«, wiederholte sie fragend, obwohl sie wusste, was in Atlanta war. Jeder Journalist wusste das.
    »CNN hat mir eine eigene Sendung angeboten. Auslands-Hintergrundberichte.« Er lächelte. »Ich bin müde, Neens. Ich bin jetzt schon zig Jahre ununterbrochen auf Achse. Mein Bein tut die ganze Zeit weh, und ich habe es satt, ständig mit Zwanzigjährigen mitzuhalten. Aber vor allem … habe ich es satt, ständig allein zu sein. Die Reisen würden mir nichts ausmachen, wenn ich ein Zuhause hätte, wohin ich zurückkehren könnte.«
    »Ich gratuliere«, sagte Nina tonlos.
    »Heirate mich«, bat er, und der Ernst in seinem Blick rührte sie fast zu Tränen. Ein absurder Gedanke fuhr ihr durch den Kopf: Ich hätte mehr Fotos von ihm machen sollen.
    »Wenn ich ja sagte«, begann sie und berührte sein Gesicht. Ihr fiel auf, dass es glatt rasiert war, unvertraut, »würdest du dann CNN vergessen und mit mir in Afrika bleiben? Oder vielleicht mit mir in den Nahen Osten oder nach Malaysia gehen? Könnte ich sagen, Ich muss mal was gutes Thailändisches essen , und dann würden wir in ein Flugzeug steigen und nach Thailand fliegen?«
    »Das haben wir doch alles schon gemacht.«
    »Was sollte ich denn in Atlanta? Lernen, wie man den perfekten Pfirsichkuchen bäckt, und dich mit einem Glas Scotch empfangen, wenn du nach Hause kommst?«
    »Komm schon, Neens. Ich kenne dich doch.«
    »Wirklich?«, fragte Nina und

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