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Ein Garten im Winter

Ein Garten im Winter

Titel: Ein Garten im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Mutter war wie eine ihrer geliebten Matrjoschka-Puppen? Und wenn das stimmte: Würden sie je sehen, was in ihrem Innersten verborgen war?
    Die Hostess reichte ihnen die Speisekarten, wünschte ihnen einen schönen Abend und ging.
    Keine von ihnen sagte etwas, bis der Kellner ein paar Minuten später erschien.
    »Wir brauchen alle etwas zu trinken«, verkündete Nina. »Wodka. Russischen. Ihren besten.«
    »Auf gar keinen Fall«, widersprach Meredith. »Ich werde meinen Urlaub nicht mit Wodkatrinken verbringen.« Sie lächelte den Kellner an. »Ich hätte gern einen Erdbeer-Daiquiri, bitte.«
    Nina lächelte. »Okay. Dann nehme ich einen Wodka pur und eine Margarita auf Eis. Mit viel Salz.«
    »Den Wodka und ein Glas Wein«, sagte die Mutter.
    »Und danach geht’s zum A A-Treffen«, bemerkte Meredith.
    Erstaunlicherweise lächelte ihre Mom.
    »Auf uns«, sagte Nina, als die Drinks kamen. »Auf Meredith, Nina und Anja Whitson. Die vielleicht zum ersten Mal wirklich beisammen sind.«
    Die Mutter zuckte zusammen, und Meredith bemerkte, dass sie ihren Blick mied, selbst dann, als sie ihre Gläser aneinander stießen.
    Meredith ertappte sich, dass sie ihre Mutter genau beobachtete. Sie sah, dass an ihren Mundwinkeln winzige Falten erschienen, als sie auf das weite Meer blickte. Erst als es dunkel wurde, schien die Anspannung aus ihrem Gesicht zu weichen. Sie folgte dem Gespräch und steuerte drei neue Aussagen über sich bei. Sie trank ein zweites Glas Wein, doch der Alkohol schien sie eher aufzuputschen, als zu entspannen, und kaum hatte sie ihren Nachtisch gegessen, erhob sie sich.
    »Ich gehe zurück in meine Kabine«, verkündete sie. »Wollt ihr mitkommen?«
    Nina stand sofort auf, aber Meredith zögerte noch. »Bist du sicher, Mom? Vielleicht solltest du dich heute Abend ausruhen. Wir können auch morgen mit der Geschichte fortfahren.«
    »Danke. Aber kommt lieber mit.« Sie stand auf und marschierte los.
    Meredith und Nina mussten ihr durch die belebten Gänge nacheilen.
    Sie gingen erst in ihre eigenen Kabinen und zogen sich etwas Bequemes an. Meredith hatte sich gerade die Zähne geputzt, als Nina zu ihr trat und ihr die Hand auf die Schulter legte. »Ich zeige ihr heute das Foto und frage, wer die Kinder sind.«
    »Das halte ich für keine gute Idee.«
    »Aber nur, weil du ein braves Mädchen bist, das immer die Regeln befolgt und höflich sein will.« Nina grinste. »Ich bin die andere Schwester. Du musst ja nichts dazu sagen. Vertraust du mir?«
    »Klar«, sagte Meredith nach kurzem Zögern.
    Sie verließen ihre Kabine und wandten sich zur nächsten Tür.
    Die Mutter öffnete ihnen und führte sie in ihre geräumige Suite. Wie erwartet, war sie makellos aufgeräumt. Nirgendwo lagen Kleider herum oder waren persönliche Dinge zu sehen. Das einzig Unerwartete waren eine Kanne Tee und drei Tassen auf dem Sofatisch.
    Sie schenkte sich eine Tasse Tee ein, setzte sich in einen Sessel und legte sich eine Decke über die Knie.
    Meredith nahm auf dem Sofa ihr gegenüber Platz.
    »Bevor du das Licht ausmachst«, sagte Nina, »möchte ich dir etwas zeigen, Mom.«
    Ihre Mutter schaute sie an. »Ja?«
    Nina trat zu ihr. Wie in Zeitlupe sah Meredith sie das Foto aus ihrer Tasche ziehen und ihrer Mutter geben.
    Sie holte scharf Luft. Und jetzt wich auch das letzte bisschen Farbe aus ihrem Gesicht. »Hast du etwa meine Sachen durchsucht?«
    »Wir wissen, dass das Märchen in Leningrad stattfindet und einiges davon real ist. Wer ist Vera, Mom?«, fragte Nina. »Und wer sind diese beiden Kinder?«
    Die Mutter schüttelte den Kopf. »Ihr dürft nicht danach fragen.«
    »Wir sind deine Töchter!«, erwiderte Meredith mit sanfter Stimme, um die Wirkung von Ninas Fragen abzumildern. »Wir wollen dich nur besser kennenlernen.«
    »Das war auch Dads Wunsch«, fügte Nina hinzu.
    Die Mutter starrte auf das Foto, das in ihrer Hand erzitterte. Es wurde so still im Zimmer, dass man hörte, wie weit unter ihnen die Wellen an den Schiffsrumpf schlugen. »Ihr habt recht. Es ist kein Märchen. Aber wenn ihr den Rest hören wollt, müsst ihr mir erlauben, die Geschichte auf die einzige Weise zu erzählen, die mir möglich ist.«
    »Aber wer –«
    »Keine Fragen, Nina. Hört einfach zu.« So blass und müde ihre Mom auch aussah, ihre Stimme war fest.
    Nina setzte sich zu Meredith und nahm ihre Hand. »Okay.«
    »Also gut.« Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Die Finger fuhren über die glatte Oberfläche des Fotos. Und kaum war das

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