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Ein Garten im Winter

Ein Garten im Winter

Titel: Ein Garten im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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1974.«
    »Was?«
    »Ich stand in der Mensa in der Schlange. Karie Dovre stieß mich an, und als ich aufblickte, sah ich dich auf dem Schulhof stehen. Du warst mir aus dem Weg gegangen, weißt du noch? Nach dem Theaterstück zu Weihnachten. Zwei Jahre lang wolltest du mich nicht mal ansehen. Ich war oft versucht gewesen, einfach zu dir zu gehen, doch im letzten Moment verließ mich immer der Mut. Bis zu jenem Dezembertag. Es schneite, und du standest frierend da, ganz allein. Und noch bevor ich es mir anders überlegen konnte, ging ich zu dir. Karie schrie mir nach, ich würde meinen Platz in der Schlange verlieren, aber das war mir egal. Als du mich ansahst, blieb mir die Luft weg, das weiß ich noch. Ich dachte, du würdest einfach wegrennen, aber du bliebst, wo du warst, und ich fragte: ›Magst du Banana-Split?‹« Er lachte. »Ich war so ein Idiot. Draußen war es eiskalt und ich fragte, ob du Eis magst. Aber du sagtest ja.«
    »Ich erinnere mich«, sagte sie leise.
    »Solche Erinnerungen haben wir zu Tausenden.«
    »Ja.«
    »Ich hab versucht, dich nicht mehr zu lieben, Mere. Es gelang mir nicht, aber ich war sicher, dass du mich nicht mehr liebst.«
    »Nein, mir ist das auch nicht gelungen. Ich … kann einfach nicht anders, als dich zu lieben. Können wir noch mal von vorne anfangen?«
    »Auf gar keinen Fall! Ich will nicht noch mal von vorne anfangen, mir gefällt es, wo wir jetzt sind.«
    Meredith lachte. Auch sie wollte nicht noch mal jung sein und von vorne anfangen, mit all der Angst und Unsicherheit. Aber sie wollte sich noch mal jung fühlen. Und sie wollte sich verändern. »Ich werde öfter nackt herumlaufen. Versprochen.«
    »Und ich werde dich öfter zum Lachen bringen. Gott, ich habe dich so vermisst, Mere. Könntest du direkt nach Hause kommen? Ich wärme schon mal das Bett vor.«
    »Es dauert nicht mehr lange.« Sie lehnte sich auf ihrer Bank zurück und genoss die Sonne.
    Die nächste halbe Stunde unterhielten sie sich wie früher über alles und nichts. Jeff erklärte, er habe fast seinen Roman beendet, und Meredith erzählte ihm Teile von der Geschichte ihrer Mutter. Er hörte ganz offensichtlich beeindruckt zu, erwähnte Begebenheiten, die plötzlich einen Sinn ergaben, Verhaltensweisen ihrer Mutter, die ihnen früher unerklärlich erschienen. Die unfassbaren Mengen an Essen , sagte er, und die Dinge, die sie gesagt hat.
    Sie sprachen über ihre Töchter, über deren Studium und darüber, wie es wohl sein würde, im Sommer wieder ein volles Haus zu haben.
    »Hast du herausgefunden, was du willst?«, fragte Jeff schließlich. »Abgesehen von mir, natürlich.«
    »Ich arbeite daran. Ich glaube, ich möchte den Andenkenladen ausbauen. Eventuell Daisy die Leitung der Plantage übertragen. Oder den ganzen Betrieb verkaufen.« Als sie dies aussprach, war sie selbst überrascht. Sie konnte sich nicht erinnern, schon mal darüber nachgedacht zu haben, aber plötzlich kam ihr das gar nicht so abwegig vor. »Außerdem möchte ich nach Russland. Nach Leningrad.«
    »Du meinst wohl Sankt Petersburg, aber –«
    »Für mich wird es immer Leningrad sein. Ich möchte den Sommergarten und die Newa und die Fontanka-Brücke sehen. Eigentlich hatten wir doch gar keine richtigen Flitterwochen …«
    Er lachte. »Spricht da wirklich Meredith Cooper?«
    »Meredith Iwanowna Cooper. So hieße ich in Russland. Und ja: Ich bin es noch. Können wir dort hinfahren?«
    Sie hörte das Lachen und die Liebe in seiner Stimme, als er sagte: »Baby, die Kinder sind aus dem Haus. Wir können überall hin.«

Vierundzwanzig
    Juneau war der Inbegriff alles Alaskischem: eine Bundeshauptstadt, die nicht über Straßen, sondern nur per Schiff oder Flugzeug zu erreichen war. Umgeben von hohen, schneebedeckten Bergen und Eisfeldern, die größer waren als manche Bundesstaaten; eine ungezähmte Stadt, die sich hartnäckig an ihre Wurzeln aus Indianer- und Pionierzeiten klammerte.
    Hätten sie kein ganz bestimmtes Ziel gehabt – oder hätte es nicht so heftig geregnet –, dann hätten sie sicher an einer Exkursion zum Mendenhall Glacier teilgenommen, da war Nina sich ziemlich sicher. Doch so standen sie zu dritt am Eingang des Glacier-View-Altenheims.
    »Hast du Angst, Mom?«, fragte Meredith.
    »Ich hatte nicht den Eindruck, dass er mich sehen will«, antwortete sie.
    »Den Anschein hatte es zwar«, erklärte Nina, »aber früher oder später redet jeder mit mir.«
    Jetzt lächelte die Mutter. »Weiß Gott, das

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