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Ein Garten im Winter

Ein Garten im Winter

Titel: Ein Garten im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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sie, rote Okraschoten auf flachen Steinen zu zermahlen und das Pulver in Kürbisschalen zu sammeln.
    Nina bedeckte das Objektiv, stand auf und streckte ihre schmerzenden Gliedmaßen. An diesem Morgen hatte sie unzählige Fotos geschossen, aber sie musste sie nicht erst durchsehen, um zu wissen, dass das von der Frau am Ufer das Eine war.
    Im Geiste wählte sie bereits den Ausschnitt, druckte es aus, rahmte es und hängte es zu den anderen, die sie gesammelt hatte. Eines Tages würden ihre Porträts der ganzen Welt zeigen, wie stark und zäh Frauen sein konnten – und was es sie kostete.
    Sie steckte den Film in ein Döschen, beschriftete es, steckte es weg und legte einen neuen Film ein, dann schlenderte sie durchs Dorf, lächelte den Bewohnern zu und verteilte Süßigkeiten, Bänder und Kettchen, die sie immer bei sich hatte. Sie schoss ein weiteres großartiges Foto von vier Frauen, die aus einer Kräuter-Rauch-Sauna kamen, die in diesem ausgedörrten Land der Reinigung diente. Auf dem Foto hielten sie sich an den Händen und lachten. Es war ein Bild, das die universelle Verbundenheit zwischen Frauen zeigte.
    Sie hörte, wie Danny zu ihr trat. »Hallo, du.«
    Sie lehnte sich an ihn und freute sich über ihre Aufnahmen. »Ich finde es toll, wie sie trotz widrigster Umstände mit ihren Kindern umgehen. Ich muss eigentlich nie weinen, nur wenn ich sehe, wie sie ihre Babys anblicken. Wie kommt das nur, bei all dem, was wir schon gesehen haben?«
    »Also suchst du eigentlich Mütter. Ich dachte, es seien Kämpferinnen.«
    Nina runzelte die Stirn. So hatte sie das noch nie gesehen, und die Beobachtung beunruhigte sie. »Nicht nur Mütter. Frauen, die für etwas kämpfen. Die trotz widriger Umstände triumphieren.«
    Er lächelte. »Dann bist du also doch eine Romantikerin.«
    Sie lachte. »Stimmt.«
    »Können wir los?«
    »Ja, ich glaube, ich habe, was ich wollte.«
    »Heißt das, wir können eine Woche lang einfach mal nur am Pool liegen?«
    »Nichts lieber als das.« Sie steckte die Kamera weg und packte ihre Ausrüstung zusammen, während Danny mit dem Dorfältesten sprach und sich für die Bilder bedankte. Dann stellte sie ihr Satellitentelefon auf den Wüstenboden, breitete die Schüssel aus und drehte sie so lange, bis sie ein Signal empfing.
    Wie erwartet, war niemand mehr in der Redaktion, daher hinterließ sie eine Nachricht und versprach, noch mal von der Chobe River Lodge in Sambia anzurufen. Danach stiegen Danny und sie wieder in den alten, klapprigen Landrover, fuhren durch die Mondlandschaft von Kaokoveld und nahmen schließlich ein Flugzeug Richtung Süden. Bei Anbruch der Nacht saßen sie schon auf ihrer eigenen Terrasse in der Chobe River Lodge und sahen zu, wie die Sonne hinter einer Herde Elefanten am gegenüberliegenden Ufer unterging. Sie bekamen Gin Tonic serviert, während hundert Meter entfernt Löwen im hohen Gras auf die Jagd gingen.
    In einem Bikini, der schon bessere Tage gesehen hatte, streckte sich Nina auf einem luxuriös breiten Liegestuhl für zwei Personen aus und schloss die Augen. Die Nacht roch nach schlammigem Wasser, trockenem Gras und Lehm, der von der gnadenlos heißen Sonne steinhart gebrannt war. Zum ersten Mal seit Wochen war ihr kurzes schwarzes Haar sauber und unter ihren Fingernägeln befand sich kein roter Dreck. Der reinste Luxus.
    Sie hörte, wie Danny ihr Zimmer durchquerte und zur Terrasse kam. Zwischen zwei Schritten hielt er jedes Mal fast unmerklich inne, um sein rechtes Bein zu entlasten, das in Angola eine Kugel abbekommen hatte. Er behauptete, es behinderte ihn nicht im Geringsten und täte auch nicht weh, aber Nina wusste, dass er Tabletten nahm und sich nachts manchmal im Bett wälzte, um eine Position zum Schlafen zu finden. Wenn sie ihn massierte, widmete sie sich mit besonderer Hingabe seinem rechten Bein, obwohl er sie nicht darum gebeten hatte und sie es zu verbergen suchte.
    »Da bist du ja«, sagte er und stellte zwei Gläser auf dem Teakholztisch neben ihr ab.
    Als sie zu ihm aufblickte, um sich zu bedanken, fielen ihr mehrere Dinge gleichzeitig auf: Er hatte keinen Gin Tonic gebracht, sondern einen Tequila, und zwar ein ganzes Glas voll. Er hatte das Salz vergessen und vor allem: Er lächelte nicht.
    Sie setzte sich auf. »Was ist los?«
    »Vielleicht solltest du erst mal was trinken.«
    Wenn ein Ire einem riet, erst mal was zu trinken, war das ein schlechtes Zeichen.
    Er setzte sich neben sie auf die Liege. Sie rückte etwas beiseite, um ihm Platz

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