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Ein Garten im Winter

Ein Garten im Winter

Titel: Ein Garten im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Watanabe trat ein. Er wurde sofort von Jeff, Meredith und ihrer Mutter umringt.
    »Wie geht es ihm?«, fragte die Mutter mit einer Stimme, die den ganzen Raum erfüllte. Wie schaffte sie es nur, jetzt so stark zu klingen? Nur ihr ausgeprägter Akzent verriet, wie aufgewühlt sie tatsächlich war. Ansonsten wirkte sie so ruhig wie immer.
    Dr. Watanabe lächelte kurz und gezwungen, bevor er sagte: »Nicht gut. Auf dem Weg zur Chirurgie hatte er einen zweiten Herzinfarkt. Wir konnten ihn wiederbeleben, aber er ist sehr schwach.«
    »Was können Sie tun?«, erkundigte sich Meredith.
    »Tun?«, erwiderte Dr. Watanabe und runzelte die Stirn. Das Mitgefühl in seinen Augen war kaum auszuhalten. »Nichts. Der Schaden an seinem Herzen ist zu groß. Wir können nur warten … und hoffen, dass er die Nacht übersteht.«
    Jeff legte Meredith einen Arm um die Taille.
    »Wenn Sie möchten, dürfen Sie jetzt zu ihm. Er ist auf der Intensivstation der Kardiologie. Aber immer nur einer, ja?«, fügte Dr. Watanabe hinzu und fasste Merediths Mutter am Ellbogen.
    Details , dachte Meredith und sah ihrer Mutter hinterher, als sie den Korridor hinunterging. Auf die Details konzentrieren. Einen Weg suchen, alles in Ordnung zu bringen.
    Aber es gelang ihr nicht.
    Erinnerungen bedrängten sie und riefen nach Beachtung. Sie sah ihren Dad, wie er sie bei Highschool-Wettkämpfen von der Tribüne aus peinlich laut angefeuert und bei ihrer Hochzeit unverhohlen geweint hatte, als er sie den Gang zum Altar hinunterführte. Erst letzte Woche hatte er sie beiseite genommen und gesagt: »Lass uns doch mal wieder ein Bier trinken gehen, Meredoodle, nur wir zwei, so wie früher.«
    Und sie hatte abgelehnt und ihn auf später vertröstet.
    War es wirklich so wichtig gewesen, noch zur Reinigung zu gehen?
    »Wir sollten jetzt wohl die Mädchen anrufen«, schlug Jeff vor. »Damit sie nach Hause kommen.«
    Da spürte Meredith, wie etwas in ihr zerbrach, und obwohl sie wusste, dass es irrational war, hasste sie Jeff dafür. Er hatte schon aufgegeben.
    »Mere?« Er zog sie in die Arme und hielt sie fest. »Ich liebe dich«, flüsterte er.
    Sie verharrte in seiner Umarmung, bis sie es nicht mehr aushielt, und löste sich dann aus ihr.
    Ohne ein Wort, ohne auch nur einen Blick folgte sie ihrer Mutter und fühlte sich in der funktionalen, geschäftigen Intensivstation vollkommen und gefährlich allein. Personal in blauer Kluft huschte durch ihr Blickfeld, aber sie hatte nur Augen für ihren Vater.
    Er lag auf einem schmalen Bett, umgeben von Schläuchen, Kabeln und Apparaturen. Neben ihm hielt seine Frau Wache. Selbst jetzt, während das Leben ihres Mannes nur noch am seidenen Faden hing, zeigte sie eine seltsame, fast trotzige Gelassenheit. Ihre Haltung war perfekt, und wenn ihre Hände zitterten, hätte dies wohl nur ein Seismograph erfassen können.
    Meredith wischte sich über die Augen und bemerkte erst jetzt, dass Tränen herausliefen. So lange sie konnte, verharrte sie in einiger Distanz. Immer nur einer , hatte der Doc gesagt, und Meredith war kein Mensch, der Regeln brach, aber schließlich hielt sie es nicht mehr aus. Sie ging zu ihm und blieb am Fußende seines Betts stehen. Das Brummen der Apparate kam ihr unnatürlich laut vor. »Wie geht es ihm?«
    Ihre Mutter seufzte schwer und wandte sich ab. Meredith wusste, sie würde jetzt direkt zu einem Fenster gehen und allein hinaus in die verschneite Nacht blicken.
    Normalerweise machte es Meredith wütend, wie gern ihre Mutter allein war, aber heute kümmerte sie sich nicht darum, heute verurteilte sie sie nicht deswegen. Jeder hatte seine eigene Art, zusammenzubrechen – oder sich zusammenzureißen.
    Sie streckte den Arm aus und berührte die Hand ihres Vaters. »Hey, Daddy«, flüsterte sie und bemühte sich zu lächeln. »Hier ist deine Meredoodle. Ich bin hier, und ich hab dich lieb. Sprich mit mir, Daddy.«
    Doch die einzige Antwort kam vom Wind, der draußen am Fenster heulte, während der Schnee tanzte und wirbelte.

Drei
    Nina stand am Flughafen von Johannesburg, der auf seine Art auch ein verwirrender Dschungel war, und blickte zu Danny auf. Sie wusste, er wollte sie begleiten, konnte sich aber nicht den Grund vorstellen. Im Moment hatte sie ihm nichts zu geben, hatte sie niemandem etwas zu geben. Sie wollte nur los, weg von hier, nach Hause. »Das muss ich allein durchstehen.«
    Sie sah, dass ihn das verletzte.
    »Natürlich«, erwiderte er.
    »Tut mir leid.«
    Er fuhr mit seiner gebräunten

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