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Ein Garten im Winter

Ein Garten im Winter

Titel: Ein Garten im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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aber übel aus , hatte sie gesagt. Soll ich das für Sie übernehmen?
    Er hatte zu ihr hochgeblickt. Offenbar wurden meine Gebete erhört. Gott hat mir meinen Schutzengel geschickt.
    Von da an waren sie gemeinsam durch die Welt gereist. In den Sudan, nach Simbabwe, Afghanistan, in den Kongo, nach Ruanda, Nepal und Bosnien. Beide waren Afrikakenner, aber im Grunde waren sie immer dort, wo große Ereignisse mit Nachrichtenwert stattfanden. Beide hatten ein Apartment in London, wo sich eigentlich nur Postwurfsendungen, Nachrichten auf dem Anrufbeantworter und Staub sammelten. Oft wurden sie durch ihre Aufträge an unterschiedliche Krisenherde verschlagen – bei ihm waren es Bürgerkriege, bei ihr humanitäre Katastrophen –, und manchmal sahen sie sich Monate nicht, was Nina aber nicht störte. Dadurch wurde nur der Sex besser.
    »Nächsten Monat werde ich vierzig«, sagte er leise.
    Sie liebte seinen Akzent. Aus seinem Mund klangen einfachste Sätze cool und sexy.
    »Keine Angst, die jungen Mädchen werden immer noch in Ohnmacht fallen, wenn sie dich sehen. Das liegt an deiner Altrocker-Aura.«
    »Aber ich war in einer Punkband, Liebste.«
    Sie schmiegte sich enger an ihn, küsste seinen Hals und ließ ihre Hand über seine nackte Brust gleiten. Sein Körper reagierte so schnell, wie sie erwartet hatte, und kurz darauf hatte er sie schon ausgezogen, und sie taten das, was sie immer am besten gekonnt hatten.
    Danach zog Danny sie an sich. »Wieso können wir eigentlich über alles reden, nur über uns nicht?«
    »Haben wir denn über uns geredet?«
    »Ich hab gesagt, ich wäre fast vierzig.«
    »Ach, ist das vielleicht deine Eröffnung für ein Beziehungsgespräch? Also gut: Ich bin siebenunddreißig.«
    »Was wäre, wenn ich dich vermisse, wenn du nicht da bist?«
    »Du kennst mich doch, Danny. Darüber haben wir doch schon ganz am Anfang gesprochen.«
    »Aber das ist über vier Jahre her, Herrgott noch mal! Anscheinend ändert sich alles in der Welt, nur du nicht.«
    »Genau.« Sie rollte sich auf die andere Seite und schmiegte sich mit ihrem Rücken an ihn. In seinen Armen hatte sie sich immer sicher gefühlt, selbst wenn Schüsse um sie herum explodierten und die Nacht von Schreien widerhallte. Aber heute Nacht hörte man nur das Knacken des Lagerfeuers vor der Hütte und das Summen und Zirpen der Insekten.
    Sie rückte etwas von ihm ab, doch er schloss seine Arme um sie und hielt sie fest.
    »Ich habe ja nichts verlangt«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    Doch, hast du, dachte sie und schloss die Augen. Sie spürte ein unbehagliches Gefühl in der Magengrube, das ihr neu war. Du weißt es nur noch nicht.
    Auf einer Anhöhe über dem Nomadendorf hockte Nina am bröckelnden Ufer eines Flussbetts. Ihr brannten die Oberschenkel vor Anstrengung, reglos dazusitzen. Es war sechs Uhr morgens, und der Himmel erstrahlte atemberaubend in Aquamarin und Orange; die Sonne gewann schon an Kraft.
    Unter ihr wanderte eine Himba-Frau durchs Dorf, die auf dem Kopf einen schweren Krug balancierte und vor der Brust in einem bunten Tragetuch ein Baby trug. Nina hob die Kamera und zoomte sie so lange heran, bis sie sie ganz deutlich sehen konnte. Wie alle Frauen dieses afrikanischen Nomadenstamms trug sie nur einen Rock aus Ziegenfell. Eine mächtige Kette aus Meeresschnecken – ein wertvoller Besitz, der über Generationen von der Mutter zur Tochter weitergegeben wurde – bedeckte ihre nackte Brust und zeigte, genau wie ihre Frisur, dass sie verheiratet war. Zum Schutz vor der erbarmungslosen Sonne war sie von Kopf bis Fuß mit roter Erde und Butterfett bedeckt, und ihre Haut hatte die Farbe roter Ziegel. Ihre Fußknöchel, die als ihre intimsten Stellen angesehen wurden, waren unter einer Reihe dünner Metallreifen verborgen, die bei jedem Schritt klingelten.
    Ohne Nina zu bemerken, blieb die Frau am Ufer des Flussbetts stehen und folgte mit dem Blick dieser Narbe durchs Land, wo eigentlich Wasser fließen sollte. Ihre Züge verhärteten sich und zeigten Verzweiflung, als sie den Arm senkte, um das Kind zu berühren. Diesen Blick hatte Nina bei Frauen schon überall auf der Welt gesehen, vor allem in Zeiten von Krieg und Zerstörung. Überwältigende Angst um die Zukunft ihrer Kinder. Die Frau hier konnte nirgendwo Wasser bekommen.
    Nina bannte diesen Augenblick auf Film und machte ununterbrochen Aufnahmen, bis die Frau weiterging, zu ihrer Rundhütte zurückkehrte und sich zu einem Kreis anderer Frauen setzte. Plaudernd begannen

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