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Ein Garten im Winter

Ein Garten im Winter

Titel: Ein Garten im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Sie … sie zieht Ihren alten Schlitten hinter sich her.«
    »O Gott. Halten Sie sie auf. Ich komme sofort.« Meredith stieß die Decke zurück und kletterte aus dem Bett. Dann lief sie auf der Suche nach ihren Kleidern im Zimmer herum.
    »Was ist denn, verdammt noch mal?«, fragte Jeff und setzte sich auf.
    »Meine über achtzig Jahre alte Mutter ist Schlitten fahren . Aber nein, sie hat kein Alzheimer. Sie trauert nur.«
    »Ja, genau.«
    »Ich habe es Jim gesagt .« Sie fand eine Jogginghose auf dem Boden ihres Schranks und zog sie an. »Er hat sie letzten Monat dreimal untersucht, und jedes Mal ist sie so vernünftig wie nur was. Er behauptet, es sei nur die Trauer. Ihre Verrücktheit spart sie sich für mich auf.«
    »Sie braucht professionelle Hilfe.«
    Meredith schnappte sich ihre Tasche von der Bank am Fußende und rannte ohne Abschied hinaus.
    Als es Frühling wurde, herrschte Funkstille zwischen Meredith und Jeff. Sie wussten beide, dass sie eine Krise hatten – jeder Blick, jedes gestellte Lächeln, jeder vermiedene Kontakt verriet es. Aber keiner wollte es ansprechen. Sie arbeiteten viel, gaben sich abends einen Gutenachtkuss und gingen frühmorgens schon getrennte Wege. In letzter Zeit war ihre Mutter seltener verwirrt, daher keimte in Meredith die Hoffnung, dass Dr. Burns doch recht gehabt hatte und es bergauf ging.
    Jetzt schloss sie das Hauptbuch auf ihrem Schreibtisch und legte ihren Drehbleistift in die Schublade. Dann drückte sie den Knopf der Gegensprechanlage. »Ich fahre zum Lunch nach Hause, Daisy. In einer Stunde bin ich wieder da.«
    »Alles klar, Meredith.«
    Sie nahm sich ihren Anorak und ging hinaus zum Wagen.
    Es war ein schöner Tag Ende März, und ihre Stimmung stieg. In der vergangenen Woche war eine Warmfront durchs Tal gezogen und hatte Väterchen Frost verjagt. Die Sonne hatte unauslöschliche Spuren hinterlassen: Zu beiden Seiten der Straße floss eisblaues Wasser in die Gullys. Glitzernde Tropfen fielen von den erwachenden Apfelbäumen und bildeten filigrane Muster im letzten Schnee.
    Sie bog in die Einfahrt ein, parkte und ging hinauf zur Haustür. Zu ihrer Rechten überprüfte ein Mann in Arbeitskleidung die roten Fässer zum Beräuchern der Bäume. Sie winkte ihm zu und hielt sich Mund und Nase zu, als sie durch den dichten, dunklen Rauch ging.
    Im Haus rief sie laut: »Mom, ich bin da«, und zog den Mantel aus.
    In der Küche blieb sie wie angewurzelt stehen.
    Ihre Mutter stand mit einem Stück Zeitung und einem Isolierband auf der Anrichte.
    »Mom! Was zum Teufel machst du denn da? Komm sofort runter!« Meredith stürzte zu ihr und half ihr herunter. »Hier, nimm meine Hand.«
    Ihre Mutter war totenbleich, und ihr Haar hing wirr herunter. Sie hatte mindestens vier Schichten Kleidung an, war aber barfuß. Auf dem Herd hinter ihr kochte etwas und lief zischend über. »Ich muss zur Bank«, bemerkte ihre Muter. »Wir müssen unser Geld abheben, solange es noch geht. Wir haben nicht viel zum Tauschen.«
    »Mom … du blutest an den Händen. Was hast du gemacht?«
    Die Mutter spähte ins Esszimmer.
    Meredith setzte sich langsam in Bewegung, ging an dem kalten Samowar und der leeren Obstschale auf der Anrichte vorbei ins Esszimmer. Das große Ölgemälde von der Newa im Sonnenuntergang war abgenommen und gegen die Wand gelehnt worden. Dahinter hing die Tapete in riesigen Fetzen herunter. An manchen Stellen waren rote Flecken auf der nackten Wand zu sehen. Getrocknetes Blut? Hatte ihre Mutter so fiebrig die Tapeten heruntergerissen, dass sie sich die Finger aufgeschürft hatte? Auf einer Schale mitten auf dem Tisch lagen Tapetenstreifen, wie ein wildes, verrücktes Blumenarrangement.
    Hinter ihr zischte immer noch der überlaufende Topf auf dem Herd. Meredith rannte dorthin, stellte ihn aus und entdeckte, dass der Topf mit kochendem Wasser und Tapetenresten gefüllt war.
    »Was soll das denn?«
    »Wir werden Hunger bekommen«, erklärte ihre Mutter.
    Meredith ging zu ihr und nahm behutsam ihre blutigen Hände. »Komm, Mom. Wir gehen dich waschen. Ja?«
    Sie schien Meredith kaum zu hören, murmelte weiterhin etwas über das Geld auf der Bank, das unbedingt geholt werden müsse. Doch ließ sie es zu, dass Meredith sie hinauf ins Bad führte, wo der Verbandskasten war. Meredith setzte sie auf den Toilettendeckel und kniete sich dann vor sie, um ihr die Hände zu waschen und zu verbinden. Sie konnte an den Fingerspitzen mehrere klare Risse sehen – Schnitte eigentlich. Die waren

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