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Ein Garten im Winter

Ein Garten im Winter

Titel: Ein Garten im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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nicht beim Tapetenabreißen entstanden. Es waren Risse. Schnitte. »Was ist passiert, Mom?«
    Ihre Mutter blickte sich unentwegt um. »Da ist Rauch. Ich hab einen Schuss gehört.«
    »Der Rauch kommt von den Räucherfässern. Die kennst du doch. Und der Schuss war wahrscheinlich eine Fehlzündung von Melvins Lieferwagen. Er prüft gerade, ob die Räucherfässer funktionieren.«
    »Fässer?«, fragte ihre Mutter stirnrunzelnd.
    Als Meredith ihre Mutter gewaschen und verbunden hatte, steckte sie sie ins Bett und deckte sie sorgsam zu. Da bemerkte sie das blutige Teppichmesser auf dem Nachttisch. Mom hatte sich selbst geschnitten.
    O Gott!
    Sie wartete, bis ihre Mutter eingeschlafen war. Dann ging sie nach unten und hielt inne. Sie sah sich die ganze Bescherung an – die Tapetensuppe auf dem Herd, die ruinierten Wände, das verrückte Blumenarrangement – und spürte, wie Furcht sie beschlich. Als sie auf die Veranda trat, fuhr Melvin gerade mit dem Wagen weg. Sie musste sich mit aller Kraft beherrschen, um nicht laut zu schreien.
    Stattdessen rief sie Jeff in der Redaktion an.
    »Hey, Mere. Was ist? Ich wollte gerade –«
    »Ich brauche dich, Jeff«, sagte sie leise, als stünde sie am Rand eines Abgrunds. Sie hatte sich so bemüht, alles richtig zu machen und das Versprechen ihrem Vater gegenüber einzuhalten, aber irgendwie war sie gescheitert. Sie wusste nicht mehr allein weiter.
    »Was ist denn?«
    »Mom ist jetzt richtig neben der Spur. Könntest du zu uns kommen?«
    »Ich bin in zehn Minuten da.«
    »Danke.«
    Als Nächstes rief sie Dr. Burns an und erklärte, er müsse sofort kommen. Sie hatte auch keine Bedenken, von einem Notfall zu sprechen. Wenn das kein Notfall war, was dann?
    Kaum hatte der Arzt erklärt, er sei gleich bei ihnen, legte Meredith auf und wählte Ninas Nummer. Sie hatte keine Ahnung, wie viel Uhr es in Botswana oder Simbabwe war – oder wo auch immer sie sein mochte – und es war ihr auch egal. Sie wusste nur, wenn Nina sich meldete, würde sie sagen: »Ich kann nicht mehr.«
    Aber Nina meldete sich nicht. Stattdessen verkündete ihre muntere Stimme vom Anrufbeantworter: »Hallo, danke für Ihren Anruf. Ich bin momentan Gott weiß wo, aber hinterlassen Sie eine Nachricht, dann rufe ich so bald wie möglich zurück.«
    Piep.
    Meredith hinterließ keine Nachricht.
    Es hatte doch ohnehin keinen Sinn.
    Sie stand da, mit dem Telefon in der Hand, und starrte durch den Rauch, der sich langsam verflüchtigte. Ihre Augen brannten, aber das war jetzt gleichgültig. Sie weinte ohnehin schon. Sie wusste nicht einmal, wann sie angefangen hatte, doch auch das war egal.
    Wie versprochen, war Jeff nach knapp zehn Minuten da. Er stieg aus dem Wagen und kam auf sie zu. Kaum war er auf der Veranda, breitete er die Arme aus und sie stürzte sich hinein und ließ sich von ihm halten.
    »Was hat sie gemacht?«, wollte er schließlich wissen.
    Doch bevor sie antworten konnte, krachte es laut in der Küche.
    Meredith wirbelte herum und rannte ins Haus.
    Sie fand ihre Mutter im Esszimmer. Sie lag auf dem Boden und umklammerte mit der einen Hand einen Streifen Tapete und mit der anderen ihren Knöchel. Neben ihr lag umgekippt ein Stuhl. Offenbar war sie heruntergefallen.
    Meredith ging zu ihr, bückte sich und betastete ihren bereits anschwellenden Knöchel. »Jeff, hilf mir mal, sie ins Wohnzimmer zu schaffen. Wir legen sie auf die Ottomane.«
    Jeff beugte sich zu ihrer Mutter. »Hi, Anja«, sagte er mit so sanfter Stimme, dass Meredith wieder daran denken musste, welch ein wunderbarer Vater er gewesen war, der seine Töchter unfehlbar getröstet und wieder zum Lachen gebracht hatte. Er war so ein guter Mensch: obwohl Mom ihn all die Jahre angeschwiegen hatte, ihm mit ihrer üblichen Kälte begegnet war, kümmerte er sich immer noch um sie. »Ich trage dich jetzt ins Wohnzimmer, einverstanden?«
    »Wer sind Sie?«, fragte Mom und sah ihm forschend in die grauen Augen.
    »Dein Prinz, schon vergessen?«
    Sofort beruhigte sie sich. »Was hast du mir mitgebracht?«
    Jeff lächelte sie an. »Zwei Rosen«, antwortete er und hob sie auf seine Arme. Er trug sie ins Wohnzimmer und legte sie auf die Ottomane.
    »Hier, Mom«, sagte Meredith. »Ich hab ein Kühlpäckchen für dich, das lege ich dir jetzt auf den Knöchel. Lass deine Füße auf dem Kissen.«
    »Danke, Olga.«
    Meredith nickte und ließ sich von Jeff in die Küche führen.
    »Ist sie vom Stuhl gefallen?«, fragte er und warf einen Blick in das

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