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Ein Garten im Winter

Ein Garten im Winter

Titel: Ein Garten im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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konnte.
    Kaum war ihr dieser Gedanke gekommen, fasste sie schon einen Plan. Zum ersten Mal seit Monaten verspürte sie Aufregung, als sie sich ein verführerisches Nachthemd anzog und dann nach unten ging, wo sie Feuer im Kamin machte, sich ein Glas Wein einschenkte und darauf wartete, dass Jeff von der Arbeit nach Hause käme.
    Um elf Uhr abends wartete sie immer noch. Und ihre Aufregung hatte sich langsam in Ärger verwandelt.
    Wo zum Teufel blieb er?
    Als er schließlich kam, hatte sie bereits drei Gläser Wein getrunken und das Abendessen war ruiniert.
    »Wo zum Teufel warst du?«, wollte sie wissen und stand auf.
    Er runzelte die Stirn. »Wieso?«
    »Ich habe ein romantisches Abendessen vorbereitet. Das ist jetzt im Eimer.«
    »Bist du etwa sauer, weil ich spät nach Hause gekommen bin? Das soll doch wohl ein Witz sein.«
    »Wo warst du?«
    »Ich habe für mein Buch recherchiert.«
    »Mitten in der Nacht?«
    »›Mitten in der Nacht‹ ist wohl etwas übertrieben. Aber ja, das mache ich schon seit Januar, Mere. Du hast es nur noch nicht bemerkt. Oder es war dir egal.« Er ließ sie stehen, ging in sein Arbeitszimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
    Sie folgte ihm und stieß die Tür wieder auf. »Ich hatte Sehnsucht nach dir, heute Abend«, sagte sie.
    »Tja, tut mir sehr leid, dass nichts draus geworden ist. Du siehst mich seit Monaten nicht mehr an. Ich hab mich gefühlt, als würde ich mit einem gottverdammten Phantom zusammenleben, aber auf einmal, bloß weil du scharf bist, soll ich alles stehen und liegen lassen und für dich da sein? So läuft das nicht.«
    »Schön. Ich hoffe, du hast es heute Nacht bequem hier.«
    »Jedenfalls wird es viel wärmer sein als in deinem Bett.«
    Sie verließ das Arbeitszimmer und knallte die Tür hinter sich zu, doch mit dem Knall verflog auch ihr Ärger, und plötzlich fühlte sie sich verloren. Einsam.
    Sie entschuldigte sich wohl besser und erzählte ihm von ihrem beschissenen Tag …
    Das wollte sie schon tun, da sah sie einen fahlblauen Lichtstreifen unter der Tür. Er hatte seinen Computer eingeschaltet und schrieb.
    Sie wandte sich ab, ging nach oben und kroch in ihr Bett. Dies war das erste Mal, dass er in den zwanzig Jahren ihrer Ehe nach einem Streit auf dem Sofa übernachtete, und ohne ihn konnte sie nicht schlafen.
    Um fünf Uhr morgens kapitulierte sie schließlich und ging nach unten, um sich zu entschuldigen.
    Aber er war bereits weg.
    Diesen Morgen joggte Meredith eine große Runde (sechs Meilen; sie war besonders gestresst), rief ihre beiden Töchter an und schaffte es immer noch vor neun zur Arbeit. Kaum saß sie an ihrem Schreibtisch, rief sie das Pflegeheim an und sprach mit dem Leiter, der gar nicht glücklich über den plötzlichen Auszug ihrer Mutter war. Auch er teilte ihr mit, dass es in naher Zukunft kein freies Zimmer gab. Natürlich konnte sich kurzfristig etwas ergeben (im Klartext: jemand konnte sterben und eine andere Familie würde auseinandergerissen), aber eine Garantie gab es nicht.
    Nina würde niemals lange genug bleiben, um ihr wirklich eine Hilfe zu sein. Meredith konnte sich nicht erinnern, dass Nina in den vergangenen fünfzehn Jahren jemals länger in Belije Notschi geblieben war als eine Woche oder höchstens zehn Tage. Sie mochte in ihrem Bereich erstklassig und weltberühmt sein, aber zuverlässig war sie nicht. Sie hatte sogar als Merediths erste Brautjungfer versagt – in der letzten Minute, ohne Möglichkeit, eine Stellvertreterin zu finden –, und zwar wegen irgendeines Attentats in Mittelamerika. Oder war es Mexiko? Das wusste Meredith immer noch nicht. Sie wusste nur, dass Nina in der einen Minute noch für sie da war und Kleider anprobierte und in der nächsten bereits verschwunden.
    Es klopfte an der Tür. Meredith blickte gerade rechtzeitig auf, um Daisy mit einer dünnen Akte hereinkommen zu sehen. »Ich hab hier die Berichte von den einzelnen Feldern.«
    »Sehr schön«, sagte Meredith. »Leg sie mir bitte auf den Schreibtisch.«
    Daisy zögerte, und Meredith dachte: Ach nein! Jetzt kommt’s. Sie kannte Daisy seit ihrer Kindheit, und normalerweise hielt Daisy nicht mit ihrer Meinung hinter dem Berg. »Ich habe es schon gehört.« Daisy schloss die Tür hinter sich. »Dass Nina eure Mutter entführt hat.«
    Meredith lächelte müde. »Der Ausdruck ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Ich kümmere mich darum.«
    »Natürlich, aber solltest du das auch, meine Liebe?« Jetzt legte Daisy den Ordner auf den

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