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Ein Garten mit Elbblick (German Edition)

Ein Garten mit Elbblick (German Edition)

Titel: Ein Garten mit Elbblick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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war, hatte sie sich trotzdem nicht gefürchtet. Jedenfalls nicht sehr.
    Jetzt war er wirklich nicht mehr da und sie kein Kind mehr. Sie fühlte etwas Unbestimmtes, etwas wie Angst. Wovor auch immer.
    Hetty ging mit behutsamen Schritten durch das Zimmer, nicht weil sie niemanden stören wollte, da war nur Frau Lindner, und die würde, zurück in ihrem Domizil, nichts hören, ohne dass die Klingelschnur gezogen wurde. Es war die Stille der Nacht, die nicht gestört werden wollte. Diese Stille und die Dunkelheit waren ihr in diesem Moment wie ein gnädiges Tuch, das allen Schmerz zudeckte und fernhielt, alle Sorge. Wenn Thomas doch hier wäre … Aber Thomas war nicht hier. Und sie benahm sich wie ein Kind.
    Sie würde jetzt das Fenster schließen und schlafen. Morgen war ein neuer Tag, morgen … Sie schloss das Fenster nicht. Sie ließ den Riegel los, als sei er glühend heiß, und drückte sich mit angehaltenem Atem an die Wand. Unten im Garten schlich jemand zum Haus. Eine schwarze Gestalt ohne Gesicht. Wie in einem schlechten Traum. War das ein Traum? Aber nun knarrte es wirklich, ganz leise, ganz behutsam. Die Terrassentür? Ein Fensterflügel?
    Ihr Herz raste, ihre Lunge schien zu platzen, endlich entfuhr ihr ein Schrei wie ein erlösender Atemzug, und sie rutschte an der Wand hinunter auf den Boden.
    Sie presste die Fäuste gegen die Schläfen, zu angstvoll, um die Augen zu schließen. Aber alles war gut. Es war nur ein Schattenspiel. Der Wind in den Bäumen …
    Da kamen Schritte die Treppe herauf, leicht und leise, da wurde die Klinke heruntergedrückt und die Tür geöffnet. Einen Spalt weit …

Mittwoch
    Kriminalkommissar Ekhoff hatte für den gestrigen Tag einen freien Vormittag bewilligt bekommen, ‹um eine Familienangelegenheit zu regeln›. Es war nicht nötig gewesen zu sagen, worum es ging. Es wäre ihm höchst unangenehm gewesen zu erklären, warum er an der Beerdigung eines reichen alten Mannes in Nienstedten teilnehmen wollte. Nach den Ereignissen am Meßbergbrunnen war es unmöglich, wegen einer Familienangelegenheit die Arbeit zu unterbrechen. Er wusste nicht genau, ob er es bedauerlich oder erleichternd fand. Er war nicht eingeladen, sicher wussten sie nichts von ihm, aber er hätte nicht gestört, denn sie hätten ihn als einen Fremden auf diese ganz eigene Weise übersehen. Er gehörte nicht dazu. Es war sowieso viel besser, wenn er sich alleine verabschiedete. Am nächsten Sonntag vielleicht, wenn Martha mit den Kindern bei seiner Mutter am Fluss war.
    Er starrte hinunter in den gepflasterten Innenhof des Stadthauses, des weitläufigen Gebäudes der Polizeiverwaltung und -zentrale. Sein Blick war konzentriert, als gebe es dort Neues zu entdecken. Ekhoff war hellwach und fühlte sich zugleich matt und ausgelaugt. Auch in der vergangenen Nacht hatte er kaum mehr als drei Stunden geschlafen. Lenis Husten war schlimm gewesen, und wenn der Doktor auch versichert hatte, es sei nur eine Bronchitis, die wieder vergehe, hatte ihn der Jammer seiner Jüngsten gequält und geängstigt.
    Leni erinnerte ihn von Tag zu Tag mehr an seine kleine Schwester, doch sein Kind war nur äußerlich zart, sie musste nicht frieren und bekam genug zu essen, oft sogar gute fette Milch zum Frühstück. Leni war stark. Bei ihr hatte die Schwindsucht keine Chance. Daran glaubte er fest.
    Kurze Nächte gehörten zu seinem Beruf und zu seiner Position. Das störte ihn nicht, es bewies nur die Bedeutung seiner Arbeit. Heute störte ihn etwas anderes. Er hatte ständig das Gefühl, seinen Kragen lockern, mit den Fingern darunterfahren zu müssen. Was er auch immer wieder verstohlen tat. Jeder seiner Kollegen hätte bei einem solchen Impuls einfach den Kragen abgeknöpft, zumindest den oberen Knopf geöffnet und nur wieder geschlossen, wenn ein vorgesetzter Beamter oder sonst eine höhergestellte Person auftauchte. Mit Damen war im Kommissariat ja nicht zu rechnen.
    Für Ekhoff kam das nicht in Frage. Korrekte Kleidung war ihm genauso Pflicht wie Pünktlichkeit, Ehrlichkeit und zuverlässige Treue zu seinem Dienstherrn, der Regierung der Stadt, für deren Ruhe und Ordnung er mit verantwortlich war, die ihn bezahlte. Er war Kriminalpolizist, zu diesem Ressort zählte auch die Politische Polizei. Obwohl er mit deren Belangen nur selten zu tun hatte, erfüllte auch das ihn mit Stolz. Zu dieser Abteilung gehörten nur die Zuverlässigsten.
    Manche der Leute, die er früher gut gekannt hatte, zollten ihm dafür allerdings keinen

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