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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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forderte ihn Ordwulf mit bösem Grinsen auf.
    »Ich war’s nicht, hab ich dir gesagt. Ultán war’s, der hat es befohlen. Ultán.«
    Trotz aller Erregung zwang sich Bruder Berrihert, so ruhig wie möglich zu sprechen: »Vater, wir alle wissen, wie unsere Mutter umgekommen ist. Doch Ultán ist tot.«
    »Ja, ja. Aber nicht ich streckte ihn nieder, das wird mich ewig grämen«, schrie der alte Krieger. »Von meiner Hand hätte der Scheißkerl sterben müssen. Nun bleibt mir nur, seinen Speichellecker zu erschlagen.«
    »Meinst du, unsere Mutter würde sich wünschen, daß du sie auf diese Weise rächst?« fragte Berrihert.
    »Sie war Aelgifu, Tochter Aelfrics, eine Edelfrau von Daira, die an den alten Sitten unseres Volkes festhielt. Das hättest du bedenken müssen, bevor du dich diesen Christen angeschlossen hast.« Ordwulf klang unversöhnlich.
    »Wem nützt es, was bringt es Gutes, diesen Mann zu erschlagen?«
    »Er und sein teuflischer Meister haben Aelgifu zu Tode geprügelt. Sie haben es gewagt, Hand an meine herzensgute Frau zu legen. Ich war nicht bei ihr, um sie davor zu bewahren. Doch nun bin ich hier, um Rache zu nehmen, wie es Recht und Brauch unseres Volkes verlangen. Sein Meister ist tot, und jetzt stirbt er. Das ist nichts als gerechte Vergeltung.«
    Ordwulf ging auf den Baum zu und hob die Streitaxt. Schon wollte Caol einschreiten, seine Hand fuhr zum Schwertgriff.
    »Sag deinen Freunden, sie sollen stehenbleiben, wo sie sind, sonst stirbt dieser Schweinehund einen ganz schnellen Tod.«.
    Mit Bedacht hielt Fidelma Caol zurück. »Du schaffst es ohnehin nicht, die Lichtung zu überqueren, bevor der Alte zuschlägt«, warnte sie ihn leise.
    »Vater, nach dem Neuen Glauben darf man nicht so handeln«, schrie Berrihert verzweifelt.
    »Komm mir nicht mit deinem Glauben, Junge. Ihr verzeiht eine jede Untat.«
    »Du darfst das nicht tun!«
    »Was gibt dir das Recht, mir zu sagen, was ich tun darf und was nicht? Du mit deinem Glauben, der dich hat untätig sein lassen und der dich denen vergeben läßt, die deine Mutter erschlugen. Du bist schlimmer als ein ehrloser Lump. Du bist kein Mann und nicht mein Sohn. Dein Glaube bevölkert die Erde mit Mördern und Übeltätern. Wenn’s nach euch ginge, würdet ihr aufrechte Männer zur Hölle schicken und Sklavenseelen in den Himmel. Das darf nicht sein. Ich bin Ordwulf, Sohn von Frithuwulf dem Streitbaren! Ich glaube an Vali, den Sohn Wodans, den Bogenschützen, den Gott der Rache! Bleib stehen, Fremder, sonst bekommst auch du meine Axt zu spüren …«
    Der Anruf galt Caol, der sich einen Schritt vorgewagt hatte, bereit, sein Schwert zu ziehen. Der Alte hob die zweischneidige Streitaxt höher, in seinem Wahnwitz zum Äußersten entschlossen. Doch ließ es Fidelma nicht zu, daß Caol dazwischenging. Sie wollte den Streit ohne Blutvergießen beenden.
    »Wenn du nicht auf deinen Sohn hören willst, Ordwulf, dann höre auf mich«, sprach ihn Eadulf eindringlich an und hielt die Handflächen, Aussöhnung heischend, nach oben gekehrt.
    »Auf noch so einen Verräter hören, der den mannhaften Glauben seines Volkes hat fahrenlassen? Weshalb sollte ich ausgerechnet das tun, was du sagst, Eadulf? Du stammst zwar aus Seaxmund’s Ham, bist ein Sohn des Südvolks, hast einst den rechten Weg Wodans und der großen Götter unseres Volkes beschritten, jetzt aber hast du dich abgewandt und kriechst vor einem Gott greinender Sklaven.«
    »Ich will mit dir nicht über meinen Glauben rechten, Ordwulf, dem nun auch deine Söhne folgen. Auch will ich dir nicht im Namen dieses Glaubens nahelegen, dein Ansinnen auf Rache aufzugeben. Ich will dir einfach sagen, wenn du derart Rache nimmst, wird sich dein aufgestörtes Gewissen nie besänftigen lassen, wird dein Geist nie Ruhe finden.«
    »Mit eurer Art des Vergebens und Verzeihens erst recht nicht, du Sklavenseele«, spottete Ordwulf.
    »Auf Vergeltung hast du Anspruch, da stimme ich dir zu.« Eadulf beherrschte sich, sprach langsam und deutlich. »Nur, bei uns heißt Vergeltung auch Gerechtigkeit. Sie ist nicht nur wünschenswert, sie ist auch notwendig, soll es allen wohl ergehen. Bleibt zu klären, welcher Art die Vergeltung sein soll. Einen Menschen zu erschlagen ist leicht. Laß den Übeltäter am Leben, bringe ihn vor Gericht und unterwirf ihn einem Richterspruch,so daß jedermann sieht, ihm wurde ein gerechtes Urteil gesprochen. Ein solches Herangehen bewirkt mehr.«
    Ordwulf war verunsichert. »So recht verstehe ich dich nicht

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