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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sehen!«
    Widerstrebend hielt sie die Hände hin. Im Schein der Laterne war zu erkennen, daß sie sich die Hände erst vor kurzem gewaschen hatte, und das nur flüchtig, wie ein paar angetrocknete Seifenschaumreste verrieten. Mit reglosem Gesicht ließ sie die Prüfung über sich ergehen.
    »Wo ist Schwester Marga?« Fidelma deutete mit einer Kopfbewegung auf das leere Bett.
    Schwester Sétach zuckte die Achseln. »Weiß ich nicht.«
    Ihre Antwort klang Fidelma nicht glaubhaft. »Du aber willst den ganzen Abend über hier gewesen sein?«
    »Das ist wahr«, verteidigte sich Sétach. »Als ich vom Essen zurückkam, machte sich Schwester Marga schon zum Schlafengehen fertig. Ich bin dann sofort eingeschlafen und wachte erst, kurz bevor du hereinkamst, wieder auf. Und da war sie fort.«
    »Sie ist also fortgegangen, nachdem du eingeschlafen warst? Da mußt du aber fest geschlafen haben. Hattest du mir nicht erzählt, du leidest unter Schlafstörungen?«
    »Heute bin ich eben schnell eingeschlafen.«
    Fidelma zögerte einen Moment. »Du hast dich doch heute abend mit Schwester Marga, Fergus Fanat und Bruder Drón getroffen. Wann war das?«
    Im Gegensatz zu vorhin wirkte ihre Ratlosigkeit diesmal echt.
    »Ich … mich getroffen?« wiederholte sie völlig verwirrt.
    »Hattest du nicht heute abend ein Treffen mit Schwester Marga und Fergus Fanat bei Bruder Drón?« fragte Fidelma betont langsam.
    Schwester Sétach schüttelte bestürzt den Kopf. »Wir haben uns überhaupt nicht getroffen.«
    »Ist eine solche Zusammenkunft erwogen worden?«
    »Welchem Zweck hätte sie dienen sollen?« kam die Gegenfrage.
    Ungeduldig holte Fidelma tief Luft. »Ob ihr vorhattet, euch zu treffen, will ich wissen, ob ihr verabredet wart?«
    »Überhaupt nicht, davon kann keine Rede sein. Weshalb hätten wir uns verabreden sollen?«
    »Na schön. Sobald Schwester Marga zurückkehrt, ist es der Herbergswirtin zu melden, und die wird mich davon in Kenntnis setzen. Ist das klar?«
    Fidelma eilte hinaus und fand Eadulf und Caol vor dem Eingang.
    »Ich hatte geglaubt, Sétach hat Fergus Fanat niedergeschlagen«, sagte sie fast enttäuscht, daß ihr Besuch eben keinen Beweis erbracht hatte.
    »Weil sie behende auf schmalen Mauersimsen herumklettern kann? Daran hatte ich auch gleich gedacht.« Eadulf war nicht sonderlich überrascht.
    »Ihre Hände weisen aber keine verräterischen Spuren auf. Und doch steht fest, auf der Fensterbank war der Abdruck einer blutbefleckten Hand, da wo der Täter ausgestiegen ist. Natürlich ist das allein kein schlüssiger Beweis. Marga jedenfalls ist nicht im Schlafraum. Hinzu kommt, daß Sétach zufolge weder Marga noch Fergus Fanat vorhatten, sich heute abend mit ihr und Bruder Drón zu treffen. Schwester Marga hat uns wohl nicht die Wahrheit gesagt.«
    »Genausogut könnte Schwester Sétach lügen«, gab Eadulf zu bedenken.
    »Auch möglich. Fergus Fanat können wir leider nicht fragen, was nun wahr ist oder nicht. Aber Bruder Drón vielleicht«, schlug Fidelma vor.
    Sie klopften an Bruder Dróns Kammertür, erhielten jedoch keine Antwort. Als auch nach erneutem Klopfen niemand an die Tür kam, packte Fidelma die Ungeduld, sie drückte die Klinke herunter und ging einfach hinein. Caol folgte ihr mit hochgehaltener Laterne. Die Kammer war leer, das Bett unberührt, von Bruder Drón keine Spur.
    »Bis zum Morgengrauen dauert es noch ein paar Stunden«, überlegte Caol. »Zur Zeit sind die Tore geschlossen, also müßte sich Drón innerhalb der Burgmauern aufhalten. Außerdem, wer würde sich mitten in der Nacht in eine Landschaft wagen, die er nicht kennt?«
    »Das müssen wir überprüfen«, erwiderte Fidelma und ging voran in den großen Burghof.
    Der Torhüter schaute sie verschreckt an. »Bruder Drón? Der Mann mit dem Habichtsgesicht aus Cill Ria? Ein Junge kam mit einer Nachricht für ihn, da hat er sein Pferd genommen und ist losgeritten, ist vielleicht eine Stunde her. Ich hatte keinen Befehl, ihn festzuhalten. Er hat mir gesagt, er müsse irgendwohin und beim ersten Tageslicht dort sein. Ein Heiligtum war’s, glaube ich.«
    »Du hast einen Fremden mitten in der Nacht einfach über Land reiten lassen?« schnauzte ihn Caol an.
    »Ich hatte keinerlei Befehl, ihn nicht fortzulassen. Als aber eine von den Nonnen um Erlaubnis bat, jemanden unten in der Stadt besuchen zu dürfen, hab ich mir von Finguine Rat geholt, doch das war noch, bevor die Tore zur Nacht geschlossen wurden.«
    Fidelma starrte ihn an. »Eine

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