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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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den Mann noch im Fallen aufzufangen gesucht. Er brauchte ihn nur kurz anzuschauen. »Herz versagen «, murmelte er. »Betagt, wie er war, und dann die ungeheure Erregung … Das war zuviel für ein altersschwaches Herz.« Eadulf blickte Bruder Berrihert an, der mit gesenktem Haupt dastand. »Wenigstens hatte er einen Tod, wie ihn sich ein Held wünscht. Er ist in seine Halle der Helden gegangen, stolz aufgerichtet, mit der Waffe in der Hand und dem Namen Wodans auf den Lippen. Nicht anders hätte er es gewollt.«Der junge Mann nickte traurig. »Ich werde eine Kerze anzünden für das Heil seiner Seele und werde zu Gott beten, er möge gnädig auf Wodans Halle der Helden blicken.«
    Tröstend legte ihm Eadulf eine Hand auf den Arm. »Wer weiß, ob nicht jeder Gott, dessen Anhänger sich der Wahrheit und Gerechtigkeit verpflichten und ihren Mitmenschen Gutes tun, nur ein anderes Erscheinungsbild des einen Gottes ist, an den zu glauben wir gelobt haben.«
    Er hatte Angelsächsisch gesprochen, und während sich Berrihert neben den Leichnam seines Vaters kniete, erklärte er Fidelma und Caol das Notwendigste.
    Caol durchtrennte Bruder Dróns Fesseln. Kaum begriff der, daß er am Leben und Ordwulf tot war, hatte er schon zu seinem Hochmut und seiner Anmaßung zurückgefunden.
    »Dieser Fremdling war ein Irrer«, ereiferte er sich. »Ich werde Entschädigung verlangen für die mir angetane Schmach. Ich bin Gast unter dem Dach deines Bruders, Lady, und es ist deine Pflicht, mich zu beschützen, sowie es dir auch oblegen hätte, den Abt zu beschützen. Du hast versagt, ich verlange …«
    Noch ehe jemand begriff, was er vorhatte, war Bruder Berrihert aufgestanden und rasch auf den entrüsteten Bruder Drón zugegangen. Mit flacher Hand gab er ihm einen heftigen Backenstreich auf die rechte Wange. Der schmächtige Geistliche torkelte ein paar Schritte zurück, wand sich, und erneut überkam ihn jämmerliche Furcht. Caol ging dazwischen, doch Bruder Berrihert gedachte nicht, weiter handgreiflich zu werden.
    »Du bist ein elendes Schwein. Mein Gelübde verbietet mir, dir mehr anzutun als diesen Schlag ins Gesicht, und den habe ich dir zum Angedenken an meine Mutter und meinen Vater verabreicht. Mit den Rachevorstellungen meines Vatersstimmte ich nicht überein. Meine Brüder und ich haben uns von den alten Bräuchen und den alten Göttern Wodan und Vali abgewendet. Doch die Gesetze, die in diesem Lande gelten, will ich nutzen und dich vor Gericht anklagen, auf daß du verurteilt wirst für die erbarmungslose Geißelung meiner Mutter, an deren Folgen sie starb.«
    Bruder Drón hielt sich die schmerzende Wange und ließ seiner Empörung freien Lauf. »Krieger, prügele den Fremdling!« schrie er Caol zu. »Prügele ihn, sage ich, für den Frevel, den er begangen hat!«
    Caol schaute hilfesuchend Fidelma an, doch die schüttelte den Kopf. »Nimm dich zusammen, Bruder Drón«, sagte sie lediglich.
    »Dachte ich mir doch, daß du dich schützend vor diesen Fremdling stellst«, giftete der Kleriker aus dem Norden. »Wie konnte ich vergessen, daß du zu ihm stehst.« Mit höhnischem Grinsen schaute er zu Eadulf. »Und du hältst es lieber mit denen, als mit Leuten aus deinem eigenen Volk.«
    Fidelma wurde feuerrot. »Deine Unverschämtheiten sind nicht länger zu ertragen, Bruder Drón«, erwiderte sie mit erzwungener Ruhe. »Ich an deiner Stelle würde mich auf die Lehren der Religion besinnen, die zu vertreten du vorgibst.«
    »Was willst du damit sagen?« fauchte er.
    Ein flüchtiges Lächeln spielte um Fidelmas Lippen. »Da du auf die rechte Wange geschlagen wurdest, halte Bruder Berrihert auch die linke hin.«
    Bruder Drón ging einen Schritt zurück und fuhr sie verärgert an: »Dein Verhalten werde ich Abt Ségéne melden, vor den Hochkönig werde ich es bringen und seinen Obersten Richter. Du wirst dich verantworten müssen für diese ungeheuerliche Redeweise.«
    »Wir alle miteinander werden eines Tages für unsereTaten zur Verantwortung gezogen, Bruder Drón. Auch du wirst dich letzten Endes dafür verantworten müssen, was auf Colmans Insel Inis Bó Finn geschah. Ich meinerseits werde mich dafür verwenden, daß jene Vorkommnisse untersucht werden und die Wahrheit ans Tageslicht gebracht wird. Und jetzt möchte ich von dir wissen, wo ist Schwester Marga?«
    Bruder Drón wurde noch wütender. »Meinst du, wenn ich wüßte, wo sie ist, ich wäre ihr in dieses verdammte Tal nachgejagt?« polterte er los. »Mir hatte man

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