Ein Gebet für die Verdammten
ist einfach schade, wieviel Zeit und Energie sie auf die Verteidigung in einem Prozeß verschwendet … Um so mehr, wenn sie es mit Richtern wie Ninnid zu tun hat, die es nicht mit ihr aufnehmen können.«
»Ich weiß, daß sie ihre Stellung zum Kloster sehr beschäftigt«, vertraute ihm Colgú an. »Aber sie ist sich da nicht recht schlüssig und verläßt sich sehr auf den Rat unseres Vetters …«
»Abt Laisran von Durrow?«
Colgú nickte. »Er ist derjenige, der ihr seinerzeit nahegelegt hat, ins Kloster einzutreten. Sein Argument war, daß ein solcher Schritt sie bei ihrer Arbeit im Rechtswesen unabhängig machen würde. Aber das Leben im Kloster war nicht nach ihrem Geschmack. Ihr vorrangiges Interesse und ihre Hingabe gilt dem Recht und Gesetz. Du weißt ja selbst, in den letzten Jahren ist sie stets ihr eigener Herr gewesen. Eine Trennung vom Kloster würde sie wohl als Verrat an Laisran empfinden.«
»Glaubst du, daß ihre Heirat mit dem Angelsachsen ihre Haltung ändern könnte?«
»Ich halte Eadulf für einen guten Mann, einen beharrlichen Mann. Natürlich wäre es mir lieber gewesen, sie hätte einen der Unsrigen geheiratet, aber er teilt ihre Begeisterung für Recht und Gesetz. Eine Ausbildung in unserer Rechtsprechung hat er nicht, jedoch scheint er eine natürliche Gabe für derlei Fragen zu haben, und seine Hilfe ist ihr bei ihren Ermittlungen oft genug zugute gekommen. Ich habe wiederholtvorgeschlagen, er solle unser Recht studieren, denn er ist von seiner Herkunft her ein …
gerefa,
glaube ich, ist das richtige Wort. Das heißt soviel wie Friedensrichter im Land der Angelsachen.«
»Ich bin der gleichen Auffassung wie du. Eadulf ist ein guter Mann, auch wenn er Angelsache ist. Vielleicht hast du wirklich recht, Colgú. Vielleicht achtet er darauf, sie ein bißchen von den stürmischen Wogen fernzuhalten, die der Neue Glaube mit sich bringt. Die Auseinandersetzungen zwischen unseren althergebrachten Auffassungen und der fremdländischen Herangehensweise, wie sie jetzt aus Rom gepredigt wird, dürften heftiger werden. Wahrhaftig, ich mache mir Sorgen um die Zukunft.«
Fergus Fanat saß mit verbundenem Kopf in dem kleinen Raum, in dem Bruder Conchobhar seine Patienten behandelte. Fidelma fand ihn in einem bedauernswerten Zustand vor. Sie war im Begriff gewesen, mit Caol und Rónán die Burg zu verlassen, als sie die Nachricht erreichte, Fergus Fanat sei wieder bei Bewußtsein. Sie ließ die beiden anderen allein losziehen, um die Suche nach Bruder Drón aufzunehmen; sie würde später nachkommen.
»Wie fühlst du dich?« fragte sie und suchte sich eine Sitzmöglichkeit nahe der Bettstatt.
Der Krieger brachte ein schwaches Lächeln zuwege. »Als ob mir jemand mit einer Keule den Schädel zerdroschen hat.«
»Wenigstens ist dir nicht der Humor vergangen«, stellte Fidelma aufmunternd fest. »Hast du schon erfahren, daß Schwester Marga die Burg verlassen hat? Und Drón ist uns trotz aller Bemühungen entwischt; wir fürchten, er ist ihr hinterher.«
Fergus Fanats einzige Reaktion war ein Stoßseufzer.
»Du scheinst nicht sonderlich überrascht zu sein.«
Er sah sie an und zuckte mit den Schultern. »Eigentlich bin ich es wirklich nicht«, sagte er verhalten.
»Weshalb hast du mir nichts davon erzählt, daß du Schwester Marga kennst, als ich zum ersten Mal mit dir nach dem
immán
-Spiel ins Gespräch kam?«
»Du hast mich nicht danach gefragt.«
»Das stimmt. Aber du bist auch nicht freiwillig damit herausgerückt, obwohl sie am Spielfeld wartete und offensichtlich mit dir sprechen wollte.«
»Bei unserer letzten Begegnung hatten wir uns nicht gerade in der besten Stimmung verabschiedet. Ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt wieder mit Marga würde sprechen wollen.«
»Wann bist du Schwester Marga zum ersten Mal begegnet?«
Fergus Fanat zog die Stirn in Falten, wurde aber sogleich schmerzhaft an die unbedachte Bewegung erinnert und griff sich unwillkürlich an den Kopf.
»Sie wird es dir bereits erzählt haben.«
»Ich möchte es von dir hören.«
Er gab nach. »Ich besuchte im Auftrag von Blathmac das Kloster von Ard Stratha. Schwester Marga war auch dort hingekommen, weil sie aus alten Handschriften irgendwelche Abschriften anfertigen sollte … Ich weiß nicht mehr, was genau es war. Ich verliebte mich in sie, und sie erwiderte meine Gefühle. Als sie dann wieder in ihr Kloster Cill Ria zurückging, fand ich Mittel und Wege, sie viele Male zu sehen …«
»Du fandest
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