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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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wie ich, hat mich vielleicht darin bestärkt, bei meinem Entschluß zu bleiben, hat mich aber nicht zu dem Entschluß getrieben. Ich war davon überzeugt, im Recht zu sein.«
    Fast tat Fidelma der arrogante junge Mann nun leid.
    »Ich will das Ungeheuerliche, das Ninnid getan hat, keineswegs entschuldigen«, nahm sie das Wort. »Aber
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ist vielleicht doch ein etwas zu harter Begriff für das, was letztendlich zu keinem rechtskräftigen Urteil führte, sondern nur eine falsche Auffassung war, Unwissenheit aus Arroganz sozusagen.«
    Der Oberste Richter warf ihr einen amüsierten Blick zu. »Willst du für Ninnids Unschuld plädieren?«
    Fidelma fing seinen Blick auf und lächelte zurück. »Ich habe unsere Zusammenkunft hier nicht als ordnungsgemäß gebildetesGericht angesehen, mehr als ein Gremium, um Ninnid zu befragen, was ihn zu seiner Handlungsweise bewogen hat. Zweifelsohne ist das, was er getan hat, falsch und entbehrt jeder gesetzlichen Grundlage, aber vielleicht können wir darauf vertrauen, daß er seine Lehren daraus zieht, und begnügen uns mit einer Geldbuße. Schließlich wird auch in den Gesetzesbüchern immer wieder auf einen Grundsatz verwiesen:
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… Einmal darf sich auch ein Richter irren.«
    Mit ernstem Gesicht wandte sich Richter Barrán Colgú zu. »Wie deine Schwester betont, stellen wir kein ordnungsgemäß gebildetes Gericht dar, das eine Klage gegen Ninnid anhören könnte. Du als Geschädigter hast das Recht, auf solch einer Anhörung vor einem Gericht zu bestehen, das sich aus drei Richtern zusammensetzen muß, die den gleichen Rang wie Ninnid haben. Wünschst du, mit rechtlichen Schritten gegen ihn vorzugehen?«
    Colgú schaute rasch zu seiner Schwester, als brauche er ihren Rat, entschied dann aber: »Wenn Ninnid gewillt ist, seinen Irrtum einzusehen, will ich mich damit begnügen.«
    Jetzt galt Barráns Aufmerksamkeit wieder Ninnid, der längst sein anmaßendes Gebaren aufgegeben hatte und mit hängendem Kopf dastand.
    »Der König und Lady Fidelma gehen sehr nachsichtig mit dir um. Ich als Oberster Richter vermag das nicht zu tun und erkläre hiermit folgendes: du wirst nicht nur fünf Unzen in Silber bezahlen, die dir als Ankläger zugestanden hätten, wäre Muirchertach Nár am Leben geblieben. Du wirst auch mit der Strafe einer
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im Werte von drei Milchkühen belegt, die du ebenfalls als Honorar bekommen hättest. In den zu verhandelnden Fällen – dem Tod Abt Ultáns und dem Tod Muirchertach Nárs – wirst du als Brehon nicht hinzugezogen.Auch wirst du nicht länger Brehon in Laigin sein können, sondern wirst dich in Zukunft mit einem niedrigeren Rang begnügen müssen. Erklärst du dich mit diesen Festlegungen einverstanden, oder möchtest du Einspruch erheben?«
    Ninnid sank immer mehr in sich zusammen.
    »Ich erkläre mich einverstanden«, sagte er leise.
    Nachdem Ninnid gegangen war, ließ die Anspannung des Obersten Richters etwas nach. »Ein eitler und törichter Mensch. Er ist talentiert und verfügt über erstaunliche Kenntnisse im Rechtswesen, aber in seiner Überheblichkeit läßt er sich leicht zu Fehlentscheidungen verleiten. Bleibt zu hoffen, daß er aus dieser Geschichte lernt. Bist du eigentlich der Aufklärung der beiden Mordfälle etwas nähergekommen?« fragte er Fidelma.
    »Du kannst dem Hochkönig mitteilen, daß wir bis morgen mittag entweder wissen, wer der Täter war, oder feststellen müssen, daß er entflohen ist.«
    »Also doch Bruder Drón?«
    Fidelma ging nicht weiter darauf ein, entschuldigte sich und verließ den Raum. Colgú erhob sich, steuerte auf einen kleinen Beistelltisch zu und bedeutete dem Obersten Richter, sich ans Feuer zu setzen.
    »Einen Becher Wein, Barrán?«
    »Ich wäre mehr für
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    Colgú schenkte ein und ließ sich auf einem Stuhl gegenüber Barrán nieder.
    »Ich hoffe sehr, daß meine Schwester ihre Ermittlungen bald abgeschlossen hat«, unterbrach Colgú das Schweigen. »Natürlich steht sie unter Druck; alle warten nur darauf, über Cashel herzufallen, wenn sie nicht in der Lage ist, die Täter dingfest zu machen.«
    »Ich habe volles Vertrauen in sie«, versicherte ihm derOberste Richter. »Ihr guter Ruf kommt nicht von ungefähr. Wenn ich wüßte, sie hört auf mich, würde ich sie zu bewegen suchen, sich von ihrem Gelübde als Nonne loszusagen, damit sie Brehon werden kann und nicht Zeit ihres Lebens eine
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bleibt. Sie hat die Fähigkeit zu fundierten Urteilsfindungen; es

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