Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
Mittel und Wege?« fragte Fidelma mit Betonung.
    »Du wirst dich daran erinnern, daß ich sehr genau über Abt Ultán Bescheid wußte, ich kannte seine Vorgeschichte undseine frommen Vorurteile. Er hatte das frühere
conhospitae
bereits aufgelöst und für Mönche und Nonnen getrennte Häuser daraus gemacht. Er duldete keinerlei Umgang zwischen Mann und Frau, so daß es für uns reichlich schwierig war, uns zu treffen. Dann stellte Marga ihre Begegnungen mit mir vollends ein und ließ mich durch eine Mittelsperson wissen, daß sie unser Verhältnis als beendet betrachtete und mich nicht mehr zu sehen wünschte.«
    »Wer war die Mittelsperson?« fragte Fidelma interessiert.
    »Eben die Frau, die auf dieser Reise hierher ihre Gefährtin ist.«
    »Schwester Sétach?«
    Er nickte. »Ich mußte ihre Entscheidung hinnehmen, wenngleich ich sie nicht verstand. Bis zu dem Zeitpunkt, den du selbst genannt hast, hatte ich sie nicht mehr gesehen. Erst hier, unten in der Stadt, wo ich
immán
spielte, begegnete ich ihr wieder.«
    »Wann danach hast du das erste Mal mit ihr gesprochen?«
    »Im Wald während der Jagd.«
    »Ich würde gern mehr darüber hören«, forderte ihn Fidelma auf und lehnte sich zurück.
    Wieder sah er sie prüfend an, aber nur kurz. »Ich vermute, du weißt, daß sie von Cashel aus fliehen wollte?«
    »Ja.«
    »Also, wir waren auf die Wildschweine gestoßen, auf eine ganze Rotte mit einem mächtigen Keiler, der bereits einen der Hunde erwischt und arg zugerichtet hatte. Dann wurde er uns gewahr, und denkst du, der machte kehrt? Mitnichten, er ging auf unsere Pferde los. Keiler sind angriffslustig und bereit zu kämpfen, schreckhaft sind sie nicht. Nicht mal um die Speerträger machen sie einen Bogen. Unglaublich! Jedenfalls gelang es mir, ihm eins mit meinem
bir
zu versetzen. Wieauch immer, ein paar Pferde scheuten, andere gingen einfach durch. Ich wurde in dem Durcheinander von dem Haupttrupp der Jagdgesellschaft getrennt und irrte umher auf der Suche nach ihm. Dabei stieß ich auf Marga.«
    Fidelma beugte sich vor. »Ihr hattet euch nicht verabredet?«
    Er schüttelte entschieden den Kopf und bestätigte damit den Hergang der Geschichte so, wie Fidelma sie von Marga gehört hatte. »Ich wußte, daß sie eine gute Reiterin war. Sie hatte mir erzählt, daß ihre Eltern oben in den Sperrins Pferde züchteten. Das sind die Berge im Land der Uí Thuirtrí. Insofern war ich nicht sonderlich überrascht, ihr auf der Jagd zu begegnen.«
    »Daß sie mit den Frauen geritten war, die den Jägern folgten, hast du nicht gewußt?«
    »Ich erfuhr es von ihr erst dort.«
    »Was geschah dann?«
    »Sie brachte ihr Pferd zum Stehen, und wir wechselten ein paar belanglose Worte. Dann fing sie an zu weinen. Wir saßen beide ab und unterhielten uns ernsthafter. Sie erzählte mir auch, weshalb sie damals beschlossen hatte, daß wir besser Schluß machen müßten.«
    »Was etwas damit zu tun hatte, daß Abt Ultán sie mißbraucht hatte.«
    »Du weißt davon?« fragte er erschrocken.
    »Sie hat es mir erzählt. Sprich weiter. Wie hast du auf ihre Enthüllung reagiert?«
    »Wie jeder Mann, der eine Frau liebt, reagieren würde«, erwiderte er leidenschaftlich. »Ich habe ihr gesagt, daß das für mich keine Bedeutung hätte. Ich würde sie immer noch lieben und hätte sie gern zur Frau.«
    »Trotz allem, was sie hat erdulden müssen?«
    »Trotz alledem und erst recht deswegen. Es war nicht ihr Verschulden. Sie vertraute mir an, daß sie eigentlich nach Laigin wollte, daß sie seit langem auf den Moment gewartet hätte, Ultán zu entkommen. Sie sei auf diese Reise mit Ultán nur gegangen, weil sie gehofft hätte, hier würde sich eine Gelegenheit zur Flucht ergeben. Sie fürchtete, daß selbst jetzt, da Ultán tot war, Bruder Drón als Ultáns Vertrauter und sein Nachfolger in der Abtei sie zur Rückkehr nach Cill Ria zwingen würde.«
    Daran, daß Drón Ultáns Nachfolger sein würde, hatte Fidelma bislang nicht gedacht, aber die Schlußfolgerung machte Sinn. Die Oberhäupter von Klöstern und frommen Häusern in Éireann wurden genau wie die Stammesfürsten, adligen Amtsträger und Könige von einem Wahlgremium gewählt. Bei den Klöstern und Mönchsorden war das die
familia
oder Klostergemeinschaft.
    »Aus welchem Grund hast du sie davon abgehalten, nach Laigin zu reiten? Warum hast du sie auf die Burg zurückgebracht? Wenn es dir wirklich um ihr Wohl ging, war das inkonsequent.«
    »So inkonsequent nun wieder auch nicht«,

Weitere Kostenlose Bücher