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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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töten.«
     
    Der Regen war kalt, wenn auch fein, und es stürmte, als die kleine Gruppe von Reitern sich dem Schweinesee näherte, einem kleinen See südlich der Eselsfurt, die Eadulf gut kannte. Er lag auf ihrem Weg zum Siúr, den sie überqueren mußten. Gormán aber wußte von einer anderen seichten Stelle an der Südseite des Sees, an der man den breiten Fluß würde passieren und damit ihre Wegstrecke erheblich würde verkürzen können. Ihr eigentliches Ziel war das breite Tal.
    Die vier Männer steckten in schweren wollenen Überwürfen, die sie vor dem alles durchdringenden Regen schützen sollten. Sie mußten über die offen liegenden Ebenen reiten, vorbei an verschiedenen kleineren Gehöften und fruchtbarem Ackerland. Gormán ritt vorneweg und gab ein zügiges Tempo vor, hinter ihm Eadulf, gefolgt von den beiden angelsächsischen Brüdern Pecanum und Naovan.
    »Wir müßten Ardane gleich nach Einbruch der Dunkelheit erreichen«, rief Gormán und wies mit einer Hand zum Himmel. »Im Westen reißen die Wolken auf, dann läßt auch der Regen nach, und wir können die Pferde am See tränken.«
    Es kam, wie er vorausgesagt hatte. Als sie den See erreichten, hatte es aufgehört zu regnen, und durch die dahinziehendendunklen Wolken ließ sich zaghaft die fahle Wintersonne blicken. Warm genug, um die schweren Umhänge abzuwerfen, war es nicht, und so schlug Gormán gegen das Frösteln einen Schluck
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vor.
    Rund um den See wuchsen in großer Dichte Eichen und Eiben. Sie hatten die Pferde getränkt, sich selbst die Kehle gewärmt und wollten gerade wieder aufsitzen, als Eadulf sah, wie sich am anderen Ende des Sees etwas zwischen den Bäumen bewegte.
    »Wir sind nicht allein unterwegs«, sagte er zu Gormán, deutete mit dem Kopf dahin und stieg aufs Pferd. Gormán saß bereits im Sattel und spähte in die ihm gewiesene Richtung. Für einen kurzen Moment tauchte zwischen den Bäumen eine Person hoch zu Roß auf.
    »Eine fromme Schwester«, stellte er fest, »und sie hat es offenbar eilig.«
    Ein einziger Gedanke schoß Eadulf durch den Kopf: Konnte das Schwester Marga sein? Sie war vor Mitternacht aus Cashel verschwunden, aber zu Fuß und ohne Pferd. Und mit Pferd hätte sie längst weiter sein müssen. Trotzdem packte ihn die Neugier, und er hätte sich gern vergewissert.
    »Können wir sie einholen? Vielleicht ist es die Nonne vom Kloster Cill Ria, die wir suchen.«
    »Bleib mit den beiden anderen hier auf diesem Weg, auf den muß sie weiter vorn auch stoßen«, riet der junge Krieger. »Ich denke, ich werde sie so lange aufhalten können, bis ihr dort angelangt seid.« Er lenkte sein Pferd ins seichte Wasser und schwamm mit ihm über den See.
    Eadulf bedeutete seinen Gefährten, bei ihm zu bleiben und ihm zu folgen. Wohin Gormán wollte, war ihm nicht recht klar, doch vermutete er, daß der Krieger eine Abkürzung über den See wußte und weiter vorn der Reiterin den Wegabschneiden würde. Er ging die Situation noch einmal durch. Warum eigentlich sollte die Person da vorn Schwester Marga sein? Wie kam er auf die Idee? Wenn das Mädchen wirklich aus Cashel weggerannt war, würde sie doch nicht in diese Richtung streben, sondern wie zuvor nach dem östlich gelegenen Laigin wollen. Trotz aller dieser Erwägungen vertraute Eadulf seiner inneren Stimme.
    Er hatte den Eindruck, der Galopp nähme kein Ende. In Wirklichkeit war nur kurze Zeit vergangen, als er die fromme Schwester vor sich her reiten sah. Sie hielt ein stetiges Tempo und hatte offensichtlich nicht bemerkt, daß ihr jemand folgte. Dann aber vernahm sie das Pferdegetrappel hinter sich und blickte sich um. Erkennen konnte Eadulf sie immer noch nicht. Sie geriet in Panik und feuerte ihr Pferd an, doch im gleichen Moment kam Gormán aus dem Wald gestürzt und blieb unmittelbar vor ihr stehen.
    Ihr Pferd war zweifach erschrocken, durch ihren unerwarteten Druck in die Weichen und das plötzliche Auftauchen eines anderen Reiters, der den Weg blockierte. Es bäumte sich auf und warf die zarte Gestalt, die sich zunächst noch zu halten versuchte, zu Boden. Gormán griff in die Zügel des Tieres und hatte es bereits in seine Gewalt gebracht, als Eadulf und die beiden anderen die Unglücksstelle erreichten.
    Eadulf saß ab und beugte sich zu dem Mädchen, das völlig außer Atem auf dem Rücken lag.
    Er empfand eine seltsame Mischung von Erleichterung und Besorgnis.
    Es war Schwester Marga.
     
    Fergus Fanat lag jetzt ausgestreckt auf seinem Bett. Fidelma

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