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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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entgegnete Fergus Fanat nach kurzem Schweigen. »Ich konnte nachvollziehen, warum sie Bruder Drón und Cill Ria entkommen wollte und daß sie die erstbeste Gelegenheit genutzt hatte. Mir war aber klar, daß es ihr am Ende nichts bringen würde.«
    Nachdenklich wiegte Fidelma ihr Haupt. »Wieso nicht?« Der junge Krieger schaute sie mit einem schmerzlichen Lächeln an. »Das muß ich dir nicht sagen.«
    »Ich glaube, doch. Ganz gleich, was ich weiß oder vermute, ich muß erfahren, was in deinem Kopf vorgeht.«
    »Die Sache ist doch klar. Ultán wurde ermordet. Marga haßte ihn und hatte allen Grund dazu. Sie nimmt sein Pferdund flieht aus Cashel. Es braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, was die Leute darüber gedacht hätten. Sie hätten sie für die Mörderin gehalten. Man hätte sie bald gefaßt und wegen Mordes vor Gericht gestellt.«
    »Zwei Fragen habe ich. Erstens, woher hast du gewußt, daß sie auf Ultáns Pferd ritt?«
    Er grinste. »Ganz einfach. Sie hat es mir gesagt.«
    »Zweitens, wie kommst du auf die Idee, daß man Zeter und Mordio geschrien und ihr den Mord an Ultán in die Schuhe geschoben hätte, wenn bekannt geworden wäre, daß sie geflohen war?«
    »Weil …«, begann er, ohne zu zaudern, hielt jedoch unvermittelt inne und starrte sie erschrocken an.
    »Eben«, murmelte Fidelma. »Zu dem Zeitpunkt, als du ihr im Wald begegnet bist, war nach deinem damaligen Wissensstand Muirchertach noch am Leben, und er war derjenige, dem man den Mord an Ultán anlastete. Auch wenn dir bekannt war, daß ich ihn verteidigte, gab es keinen Grund anzunehmen, daß Marga in Verdacht geraten würde.«
    Zwei Augenpaare nahmen sich Maß – das eine durchdringend, blaugrün, das andere trotzig, schwarz.
    »Du wolltest sie beschützen?« kam sie ihm entgegen, als er seine Antwort nicht zu Ende brachte.
    »Natürlich wollte ich das.«
    »Aber nur, weil du dachtest, sie hätte Abt Ultán getötet. Du glaubtest, sie hätte ihn getötet, und hattest sogar Verständnis dafür. Du fürchtetest aber, daß, wenn sie ihre Flucht nach Laigin fortsetzen würde, ich sie sofort verdächtigen könnte, da ich ja Muirchertach Nár nicht für schuldig hielt. Du hattest Sorge, ich würde Zeter und Mordio schreien. Deshalb überredetest du sie, mit nach Cashel zurückzukommen.«
    Hartnäckig setzte er sich zur Wehr. »Sie hatte alles Recht der Welt, das Schwein umzubringen!« ereiferte er sich. »Sie ist ein armes verängstigtes Ding, das verzweifelt ums Überleben kämpft. Der Schweinehund hat sie völlig verwandelt, hat aus der schönen, klugen, jungen Frau einen Menschen gemacht, der nur noch aus dem Überlebenstrieb heraus handelt und glaubt, die ganze Welt sei gegen ihn.«
    »Weiß sie, daß du denkst, sie hätte Ultán getötet? Als ich mit ihr gesprochen habe, und das war, bevor sie jetzt erneut das Weite gesucht hat, glaubte sie, daß du ihr beistehst.«
    »Das hätte ich auch getan«, erwiderte er, vermied aber ihren Blick.
    »Obwohl du annimmst, sie hat Ultán getötet? Was macht dich darin so sicher?«
    Vorsichtig griff sich Fergus Fanat an den verbundenen Kopf. »In der Nacht, in der Ultán ermordet wurde, war ich draußen auf dem Gang und sah, wie Marga aus seinem Gemach kam …«
    »Wann war das?« drängte Fidelma.
    »Kurz vor Mitternacht, glaub ich.«
    »Überlege gut, was du sagst, Mann«, herrschte sie ihn an. »Beschreibe die Situation. Wo genau warst du?«
    »Ihr Gesicht habe ich nicht gesehen«, gab er zu. »Ich lief den Gang entlang, auf den Ultáns Tür stößt. Bruder Drón war übrigens auch gerade aus seinem Zimmer getreten, nicht weit von mir, und Marga kam aus Ultáns Gemach …«
    »Woher wußtest du, daß es Ultáns Zimmer war?«
    »Das hatte man mir vorher gezeigt. Die Gäste aus Ulaidh waren alle in dicht beieinander liegenden Räumen untergebracht.«
    »Fahr fort. Hat Bruder Drón irgend etwas zu dir gesagt?«
    »Er hat mich nicht gesehen. Er war völlig auf Marga fixiert,hat gar nicht in meine Richtung geschaut, sondern ist den anderen Gang entlanggegangen. Ich hab mich in mein Zimmer verzogen, das ganz dicht an dem von Bruder Drón liegt.«
    Kopfschüttelnd blickte Fidelma ihn an. »Du hast gesehen, wie Marga Ultáns Gemach verließ. Mir will immer noch nicht in den Kopf, was dich so sicher macht, daß sie es gewesen sein muß, die ihn umgebracht hat.«
    Einige Augenblicke starrte er ihr traurig ins Gesicht und sagte dann: »Ich bin dessen so sicher, weil … Marga versucht hat, auch mich zu

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